Der Boxer will sich nicht einschüchtern lassen: Gegen Ünsal Arik liegen in der Türkei drei Haftbefehle vor
Arik war seit vier Jahren nicht in der Türkei - nun rücken Reisen dorthin für ihn in weite Ferne. Er möchte sich jetzt erst einmal auf den Sport konzentrieren.
Es ist nicht so, dass Ünsal Arik seine Koffer schon gepackt hatte. Ursprünglich hatte der Boxprofi mit Wohnort Berlin Anfang Januar seine türkische Heimat besuchen wollen.
Doch daran war angesichts der aktuellen Situation nicht zu denken. Am Ende war es auch gut so für Arik, denn am Flughafen von Istanbul wäre womöglich schon Endstation für ihn gewesen. In der Türkei liegen nun drei Haftbefehle gegen den Mann vor, der sich oft kritisch gegen die türkische Regierung positioniert hat, zuletzt im Dezember.
Da hatte Arik dem „Tagesspiegel“ gesagt: „Erdogan ist angezählt, sein Regime wird sich nicht mehr lange halten.“
Ünsal Arik liegen Dokumente vor, in denen steht: „Es wurde beschlossen, den Verdächtigen festzunehmen.“ Ihm wird ein „Putschversuch“ vorgeworfen, am 15. Juli 2013 hatte Arik nach einem – von ihm gewonnenen - Kampf in Tekirdağ in der Türkei mit einer T-Shirt-Aufschrift gegen den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan protestiert. „Das Land gehört Atatürk, nicht Tayyip“, stand auf dem Shirt.
Zudem wird ihm noch vorgeworfen, in den sozialen Netzwerken Erdogan verunglimpft zu haben. Unter anderem geht es dabei um eine Erdogan-Karikatur auf einem Twitter-Account. „Das Konto gehört mir allerdings nicht“, sagt Arik.
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So absurd es alles auch scheinen mag: Nun ist der Superweltergewichtler selbst angezählt, so sieht er es jedenfalls. „Erst einmal ist es unfassbar, dass Erdogan oder sein Umfeld derart auf Aussagen eines Sportlers reagiert“, sagt Arik. „Es zeigt wie klein der Erdogan ist.“
Für ihn sei die Angelegenheit nun besonders bitter, seit vier Jahren ist er nicht mehr in die Heimat gereist, nun glaubt der deutsche Staatsbürger, dass Reisen in die Türkei für ihn in weite Ferne rücken. „Selbst wenn sich Erdogan bei der nächsten Wahl nicht zum Sieg manipulieren kann, heißt das noch nicht, dass seine Nachfolger die Haftbefehle aufheben.“ Das habe ihm seine Anwältin gesagt, erzählt Arik.
Ein Profikampf über sechs Runden steht an
Er werde sich jetzt erst einmal auf das Sportliche konzentrieren, am Ende des Monats steht ein Profikampf über sechs Runden an: „Ich möchte in jedem Fall wieder um einen Titel kämpfen, der mich in die Top 15 eines Weltverbandes bringen kann.“
Er hoffe so, seine Karriere noch fortsetzen zu können. „Einen guten Sponsor habe ich auch schon gefunden.“
Arik ist immerhin schon 40 Jahre alt. Der amtierende WBC-Asia-Champion und internationale Deutsche Meister will aber so schnell nicht aufhören – erst recht nicht mit dem Kampf gegen das türkische Regime. Auch wenn er sich nach seiner Aussage wiederholt der Angriffe von Landsleuten ausgesetzt sieht, die das anders sehen. Erst kürzlich sei er während seines Trainingslaufs von zwei Männern im Park attackiert worden. Ünsal Arik sagt: „Ich bin lieber weiter in meiner Ein-Mann-Armee und kämpfe für das, was ich als gerecht empfinde, als dass ich mich in der Masse für Geld verkaufe.“