Hertha BSC: Für Pal Dardai gilt: vorwärts immer
Herthas Trainer Dardai verteidigt das 1:2 in Wolfsburg als Fortschritt – und will nun die Offensive stärken.
Pal Dardai hat das Lächeln dann doch relativ schnell wiedergefunden. Es dauerte lediglich eine Nacht, bis der Trainer von Hertha BSC wieder gut gelaunt und in aller Ausführlichkeit über sein Kerngeschäft sinnieren konnte.
Am Sonntagabend, nach dem 1:2 in Wolfsburg, hatte das im Allgemeinen noch anders ausgesehen bei den Protagonisten des Berliner Fußball-Bundesligisten. Die Spieler schwiegen angesichts der bitteren Niederlage beim Tabellenzweiten, und Dardai gab ein für seine Verhältnisse ziemlich giftiges Fernseh-Interview. Der in diesem Zusammenhang bereits legendäre Terminus „Eistonne“ fiel dabei zwar ebenso wenig wie Begriffe aus dem Fäkal-Bereich, die Botschaft aber war nicht minder deutlich als bei Dardais berühmten Vorrednern: Wer dem 1:2 gegen den VfL Wolfsburg, dieser zweiten Pflichtspielniederlage des Ungarn als Bundesliga-Coach, nichts Positives abgewinnen konnte, der sollte hauptberuflich nichts mit Fußball zu tun haben.
„Die Mannschaft ist läuferisch und kämpferisch an ihr Limit gegangen, das war wirklich okay“, sagte Dardai beim Auslaufen am Montagmorgen und verwies auf eine Beobachtung unmittelbar nach dem Abpfiff. „Die mitgereisten Fans haben uns nicht ausgepfiffen, sie haben geklatscht“, ergänzte der Trainer, „das muss die Basis für die Woche sein.“
Faktisch hat sich die Gemengelage im Abstiegskampf für Hertha nicht unbedingt verbessert: die direkten Konkurrenten aus Hamburg (1:1 gegen Mönchengladbach) und Freiburg (1:1 gegen Hoffenheim) sammelten ebenso Punkte wie die zuletzt arg strauchelnden Mainzer (3:1 gegen Frankfurt). „Für mich hat sich trotzdem nichts an der Situation geändert“, sagte Dardai, „schlimm wäre es gewesen, wenn wir keine Moral gezeigt und keine Grundordnung gehabt hätten“.
Diese beiden Parameter konnte man den Berlinern nun wirklich nicht absprechen. „Aber wenn es nicht läuft und man steht unten drin, fallen dem besten Stürmer des Gegners auch noch die einfachsten Bälle vor die Füße“, sagte Innenverteidiger Jens Hegeler und meinte natürlich das siegbringende Tor des Wolfsburgers Bas Dost zum 2:1-Endstand. „Die Punkte fehlen, ganz klar“, sagte Dardai, abgesehen davon habe er allerdings „das gesehen, was ich sehen wollte“.
Nach der öffentlichen Einheit am Montag, bei der wie gewohnt nur die Reservisten ihren Leibesübungen nachkamen, bereiten sich die Berliner ab Dienstag auf den nächsten Gegner vor, dann steht ein Videostudium des FC Augsburg an. „Ich habe der Mannschaft deutlich gemacht, dass wir jetzt schon ein bisschen Druck haben“, sagt Dardai, „unsere Quote muss so sein, dass wir von zwei Spielen eines gewinnen.“ Dafür sind wiederum konstante Leistungen notwendig, und da sah es sowohl unter Dardais Vorgänger Jos Luhukay als auch unter dem neuen Trainer zuletzt nicht sehr gut aus, das hat auch Dardai beobachtet. „Es kann einfach nicht sein, dass wir gegen Mainz eine gute Moral haben, gegen Freiburg nicht und gegen Wolfsburg dann wieder“, sagt der Trainer – ein Satz, der auch von Jos Luhukay stammen könnte.
Für die Begegnung gegen den Tabellenfünften aus Augsburg hat sich Dardai nun vorgenommen, den eigenen Angriff zu stärken – obwohl in Valentin Stocker einer der besten Offensivspieler im Kader wegen einer Gelb-Sperre fehlen wird. „Ich hoffe, dass wir zunächst im Training möglichst viele Tore schießen und dann selbstbewusst ins Spiel gehen“, sagt Dardai. An der taktischen Ausrichtung der Defensive werde sich vorerst aber nichts ändern, obwohl in Sebastian Langkamp und John Heitinga zwei Alternativen mit Erfahrung bereitstehen. „Ich bin aber kein Typ, der jede Woche die Innenverteidiger tauscht“, sagt Dardai.
Folgen Sie der Tagesspiegel-Sportredaktion auf Twitter: