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Urs Fischer (rechts, hier mit Neuzugang Genki Haraguchi) startet in seine vierte Saison als Union-Trainer.
© imago images/Contrast

Gibt es endlich Punkte zum Saisonauftakt?: Für den 1. FC Union sollen aller guten Dinge drei sein

Der 1. FC Union geht optimistisch in das erste Ligaspiel am Samstag gegen Bayer Leverkusen. Die Vorfreude auf ein immerhin halbvolles Stadion ist groß.

Urs Fischer interessiert sich normalerweise nicht sonderlich für historische Parallelen oder Quervergleiche, vor dem Saisonstart in der Bundesliga am Samstag (15.30 Uhr, Sky) gegen Bayer Leverkusen muss der Trainer des 1. FC Union aber schmunzeln. In den zwei Jahren der Erstklassigkeit haben die Berliner zum Auftakt jeweils Heimniederlagen kassiert: 2019 hieß es 0:4 gegen Rasenballsport Leipzig, vor einem Jahr 1:3 gegen den FC Augsburg. „Wenn wir wieder verlieren sollten und am Schluss die Liga halten, wäre es nicht so falsch“, sagt der 55 Jahre alte Schweizer und lacht. In der Rückschau lassen sich solche Enttäuschungen gut als wichtige Schritte einer Entwicklung sehen, doch natürlich soll es nun, im dritten Versuch, endlich mal klappen mit einem Punktgewinn am ersten Spieltag.

Fischer wirkt locker und optimistisch, weicht aber keinen Zentimeter von seinem Realismus ab. Natürlich müsse seine Mannschaft mit einem gewissen Selbstvertrauen und Mut ins Spiel gehen, dürfe aber nicht den Boden unter den Füßen verlieren. „So weit sind wir noch nicht, dass wir die Favoritenrolle ausrufen, wenn wir gegen Leverkusen spielen“, sagt Fischer.

Ein paar Punkte, die für Union sprechen, finden sich allerdings. In der Bundesliga haben die Berliner seit dem 19. September 2020, der Auftaktniederlage der vergangenen Saison gegen Augsburg, nicht mehr im eigenen Stadion verloren. In der Abschlusstabelle landete Union nur zwei Punkte hinter Leverkusen und in den zwei Ligaduellen gab es aus Berliner Sicht einen Sieg sowie ein Unentschieden.

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Doch wen interessiert das jetzt noch? Bei beiden Mannschaften hat sich personell viel verändert, Leverkusen hat mit Fischers Landsmann Gerardo Seoane sogar einen neuen Trainer und am Samstag geht es für alle wieder bei null los. „Die Mannschaft hat sich ein bisschen verändert, sie haben den einen oder anderen angeschlagenen Spieler, aber Leverkusen ist eine starke Mannschaft“, sagt Fischer.

Die Berliner müssen wie schon beim 1:0 im Pokal gegen Türkgücü auf Sheraldo Becker, Grischa Prömel, Leon Dajaku und Fabio Schneider verzichten. Ob es für Sebastian Griesbeck schon wieder für einen Kaderplatz reicht, ist unsicher.

Verglichen mit der vergangenen Saison und einigen Konkurrenten sieht die Personallage bei Union aber sehr gut aus. Auch deshalb zeigte sich Fischer sehr zufrieden mit den vergangenen Wochen, in denen er neben fünf Testspielen ohne Niederlage „gute Dinge“ gesehen haben will.

11.006 Zuschauer im Stadion An der Alten Försterei

Allerdings ist der Trainer erfahren genug, um die Tücken einer so glatt verlaufenen Vorbereitung zu kennen. „Vielleicht wäre ich froh gewesen, wenn wir einmal so richtig verloren hätten“, sagt Fischer und lacht erneut. Manchmal hilft eine Niederlage zur richtigen Zeit, um die Sinne zu schärfen. Doch die Gefahr, dass die Mannschaft abhebt, dürfte eher gering sein. Dafür sorgt nicht zuletzt der Trainer, der schon seit Wochen vor einer schwierigen Saison warnt. „Bis die Automatismen greifen und die Jungs unsere Spielprinzipien verinnerlicht haben, braucht es bei zwölf neuen Spielern einfach ein bisschen Zeit“, sagt Fischer.

Zeit ist ohnehin das wichtigste Stichwort dieser Saison, denn mit der Dreifachbelastung aus Bundesliga, Pokal und Conference League wird sich die Arbeit von Mannschaft und Trainerteam zwangsläufig verändern. Rotation wird wichtiger, die Reisen weiter. Damit geht es schon am Donnerstag (Anstoß voraussichtlich um 18 Uhr) los, wenn Union bei Kuopion PS in Helsinki antritt.

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Doch noch gilt der Fokus dem ersten Heimspiel. 11.006 Zuschauer dürfen am Samstag im Stadion An der Alten Försterei dabei sein, obwohl die Inzidenz in Berlin mittlerweile über dem Schwellenwert von 35 liegt. Dieser gilt seit dem letzten Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz vom Dienstag für Großveranstaltungen nicht mehr, stattdessen werden „differenzierte Einzelfallentscheidungen“ getroffen, wie die Senatsverwaltung dem Tagesspiegel mitteilte.

Am Samstag gilt bei Union die 3G-Regel, die Besucher müssen also geimpft, genesen oder getestet sein. „Das Prozedere stellt jeden Veranstalter vor Herausforderungen. Aber wir freuen uns darauf, dass Menschen da sind“, sagt Pressesprecher Christian Arbeit. Und auch Fischer freut sich auf ein immerhin halbvolles Stadion. „Die Fans werden uns helfen und der eine oder andere Spieler ist froh, wenn er den Trainer nicht mehr hört.“

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