22:30 gegen Göppingen: Füchse Berlin verlieren Finale des EHF-Pokals
Gegen Gastgeber und Bundesliga-Konkurrent Frisch Auf Göppingen verpassen die Füchse überraschend den zweiten Titel im EHF-Pokal nach 2015.
Petar Nenadic verschwand schnellstmöglich in den Katakomben. Wenige Sekunden nach der Schlusssirene wollte der Spielmacher der Füchse Berlin vor allem eines: mit sich und der Welt allein sein, die Enttäuschung sacken lassen und das Erlebte vom Sonntag verarbeiten. Was dem Berliner Handball-Bundesligisten im EHF-Cup-Finale widerfahren war, ließ sich allerdings nicht so einfach ausklammern und schon mal gar nicht überhören. Wenige Meter weiter feierten nämlich 5000 Göppinger Anhänger eine ausgelassene Party, auch der Hallensprecher sorgte für erhöhte Tinnitus-Gefahr.
Im Endspiel um den Europapokal verpassten die Berliner nach dem 22:30 (10:13) gegen Frisch Auf Göppingen den zweiten Titel der Saison. Im September hatten sie bekanntlich ihren Pokal beim sogenannten Super Globe in Doha verteidigt, der inoffiziellen Weltmeisterschaft für Vereinsmannschaften. Bei dieser Ausbeute wird es nun bleiben, und entsprechend groß war die Enttäuschung.
„Wir sind nach Göppingen gefahren, um hier zu gewinnen, aber wir haben nicht gewonnen. Punkt“, sagte Manager Bob Hanning. Füchse-Trainer Velimir Petkovic fand ebenfalls deutliche Worte. „Die Mannschaft war viel zu weit weg von dem, was sie eigentlich kann. Das war sicherlich nicht unsere beste Leistung.“ Eine überaus schmeichelhafte Einschätzung.
Das Endergebnis überraschte vor allem, weil die Berliner am Tag zuvor im Halbfinale gegen St. Raphael geglänzt hatten – und weil die Göppinger im Bundesliga-Alltag noch immer im Abstiegskampf stecken, wohingegen die Füchse um die Champions-League-Plätze spielen. Dieser Unterschied war am Sonntag nie erkennbar.
Füchse starteten gut
Dabei erwischten die Gäste einen guten Start, und das war basierend auf den Erfahrungen vom Vortag von enormer Bedeutung: Im Halbfinale am Samstag hatte der SC Magdeburg gegen Göppingen schmerzlich erleben müssen, wie ein favorisiertes Team unter dem Druck der Halle einbrechen kann, die in Anlehnung an die Arena in Flensburg den Beinamen „Hölle Süd“ trägt. Dieses Szenario wussten die Füchse zunächst zu verhindern: Schnell führten sie mit 5:2 und brachten die Halle zum Schweigen.
In der Folge kippte die Begegnung allerdings zugunsten des Titelverteidigers, der Tor um Tor aufholte und nach 20 Minuten erstmals durch Lars Kaufmann in Führung ging. Überhaupt fanden die Berliner kein Mittel gegen den ehemaligen Nationalspieler, der seine beste Zeit als Profi eigentlich längst erlebt hat, am Sonntag aber ein herausragendes Spiel machte. „Die ersten 10, 15 Minuten waren wirklich gut von uns, aber danach hatten wir überhaupt keinen Zugriff mehr in der Abwehr“, sagte Rückraumspieler Paul Drux. Mit der Pausensirene traf Göppingens Rechtsaußen Christian Schöne zum 15:13. Nach dem Seitenwechsel besaßen die Berliner mehrfach die Gelegenheit, den Rückstand zu verkürzen, allerdings standen sie sich dabei oft selbst im Weg – oder haderten mit zahlreichen Entscheidungen des litauischen Schiedsrichter-Gespanns.
„Die haben fünf Mal Stürmerfoul gegen unseren Kreisläufer gepfiffen – das habe ich vorher noch nie erlebt, und ich bin seit 30 Jahren Trainer“, schimpfte Petkovic später. Er war aber der einzige, der die Debatte aufmachte. „Es gab viele knappe Pfiffe für Göppingen. Das ist bei so einem Finalturnier aber normal, deshalb sichert man sich ja den Heimvorteil“, sagte Hanning.
Bis zum 18:16 hielten die Füchse noch mit, danach brachen sie komplett ein: Aus dem Rückraum fehlte jegliche Gefahr, und in der Defensive konnten sie nicht im Ansatz die Leistung vom Vortag abrufen. Immer wieder ließen sie Keeper Silvio Heinevetter im Stich, der noch die beste Leistung aller Berliner zeigte. Gegen die Abpraller und zweiten Würfe aus Nahdistanz, die fast ausnahmslos bei den Göppingern landeten, war allerdings selbst der Nationalkeeper machtlos. Spätestens mit dem 27:20 fünf Minuten vor dem Ende war die Partie entschieden.