Handball-Bundesliga: Füchse Berlin: Alles auf Abwehr
Die Füchse Berlin empfangen im Pokal-Viertelfinale den Titelverteidiger Rhein-Neckar Löwen. Die Chance der Berliner liegt in ihrer Stabilität.
Velimir Petkovic eilt der Ruf voraus, ein ziemlich harter Hund zu sein. Manche meinen sogar: ein richtiger Schleifer. „Alter Jugo“, sagt Jakov Gojun, der kroatische Abwehrchef der Füchse Berlin auf seinen Trainer angesprochen und grinst, „die sind immer so, das ist total typisch.“ Allerdings hat Petkovic in seinen nunmehr zwei Jahren beim Berliner Bundesligisten längst bewiesen, dass er auch Zuckerbrot kann und nicht nur Peitsche. Neulich zum Beispiel sollte seine Mannschaft im Abschlusstraining eine Deckungsvariante simulieren, Petkovic hatte zum Ende der Einheit eine Viertelstunde dafür eingeplant; nach fünf Minuten hatte er aber schon genug gesehen. „Das sah fantastisch aus, brillant“, sagt der Trainer, „also durften alle ausnahmsweise früher nach Hause.“ Wahrscheinlich haben die Profis den Tag mit einem roten Kreuz im Kalender versehen.
Tatsächlich ist auf die Abwehr der Berliner Verlass; sie ist der Mannschaftsteil, der die Füchse erfolgreich durch die vergangenen, von Verletzungen geplagten Wochen getragen hat. 428 Treffer hat Petkovics Team im Verlauf der Hinrunde kassiert, macht einen starken Schnitt von knapp 25 pro Begegnung. Nur die Spitzenteams Flensburg, Kiel und Mannheim kommen auf noch weniger. Allerdings ist bei denen auch nicht zeitweise die halbe Mannschaft ausgefallen. „Wir haben das als Team gelöst und uns auf das konzentriert, was man immer machen kann: kämpfen, ackern, hart und entschlossen verteidigen“, sagt Abwehrchef Gojun. Mit einer ähnlichen Rezeptur wollen es die Berliner auch am Dienstagabend versuchen, wenn sie zum Viertelfinale des DHB-Pokals Titelverteidiger Rhein-Neckar Löwen empfangen (18 Uhr, Max-Schmeling-Halle und live bei Sky). Wenn Silvio Heinevetter obendrein so herausragend hält wie in den vergangenen Wochen und jüngst beim Heimsieg gegen Leipzig (26:23), „dann sind wir verdammt hart zu schlagen“, sagt Gojun. Auch Petkovic lobt: „Ich beschäftige mich viel mit der Abwehr und den Systemen, die andere spielen“, sagt er, „glaubt mir: wir haben eine der besten Defensivreihen der Bundesliga.“
Jakov Gojun spielt "weltklasse"
Diese Tatsache liegt nicht zuletzt in den herausragenden Leistungen Jakov Gojuns begründet. „Als ich hier in Berlin ankam, war ich nicht zufrieden mit der Art und Weise, wie er gespielt hat“, sagt Petkovic, „aber jetzt? Absolute Weltklasse!“
Gojun ist eine Art heimlicher Held. Wer nie Handball gespielt hat oder nur selten Spiele schaut, wird die Stärken des 2,04 Meter großen und 110 Kilogramm schweren Kroaten nicht auf den ersten Blick erkennen. Dabei besteht die Kunst für einen Verteidigungsminister eben genau darin: nicht negativ aufzufallen. Dann hat er im Regelfall ein gutes Spiel gemacht. Zuletzt ist Gojun so gut wie nie negativ aufgefallen.
„Für mich ist es gut, dass ich neben mir noch einen habe, der meine Heimatsprache spricht“, erzählt Gojun. Seit Saisonbeginn verteidigt Mijajlo Marsenic neben Gojun, nach dessen Verletzung findet das Gespann im Mittelblock langsam aber sicher zueinander. Ein kurzes Wort, ein Handzeichen, ein Signal – „wir verstehen uns sehr gut“, sagt Gojun.
Am Dienstag wird nun die gesamte Berliner Deckung gefragt sein; bei den Rhein-Neckar Löwen zieht in Andy Schmid der mit Abstand beste Bundesliga-Spielmacher der letzten Jahre die Fäden. Um ihn auszuschalten, reicht ein Spieler im Regelfall nie.