Sinkende Zuschauerzahlen: Frauenfußball: Keine Breite in der Spitze
In Madrid besuchen 60.000 Menschen ein Fußballspiel der Frauen. Deutschland ist davon circa 59.000 Besucher entfernt. Das ist schade. Ein Kommentar.
Was für eine Bühne, um großen Fußballsport aufzuführen! Am Sonntag empfing Atlético Madrid zum Spitzenspiel den FC Barcelona. Knapp über 60.000 ZuschauerInnen waren ins Estadio Metropolitano gekommen. Sie wurden Zeugen eines hochklassigen Fußballspiels, das die Spielerinnen des FC Barcelona 2:0 gewannen.
Ja, richtig gelesen, es geht hier um Frauenfußball. Das ist für viele Männer immer noch ein Widerspruch in sich, weil Fußball von Männern erfunden und lange auch nur von ihnen gespielt worden ist und weil es in so mancher geselligen Runde immer noch zum guten Ton gehört, spöttisch diese verpatzte Aktion einer Torhüterin oder jenen misslungenen Freistoß einer Spielerin zu kommentieren.
In Madrid jedenfalls halten all die Fehler die Menschen nicht davon ab, sich ein Fußballspiel der Frauen anzusehen. Die 60.739 ZuschauerInnen vom Sonntag sind unerreicht im Klubfußball der Frauen. Schon wenige Wochen zuvor hatten rund 48.000 ZuschauerInnen sich ein Spiel der Frauen in Bilbao angesehen.
Doch die Zahlen aus Spanien sollten nicht den Eindruck erwecken, dass der Spitzenfußball der Frauen überall auf dem Vormarsch ist. Schon gleich gar nicht hierzulande. Um dies zu belegen, reicht schon ein Blick auf das vergangene Wochenende. Das Topspiel am Sonntag zwischen dem FC Bayern und Turbine Potsdam (Endstand: 5:0) verfolgten knapp 1200 ZuschauerInnen in München. Das ist eine ernüchternde Zahl und dennoch liegt sie deutlich über dem Mittel. So besuchten in der vergangenen Saison im Durchschnitt gerade einmal 690 Interessierte ein Spiel in München, ligaweit waren es knapp 850 Fans.
Es sind dies mickrige, erschreckende Statistiken. Zumal sie nicht abbilden, dass der Frauenfußball in Deutschland in der Breite immer mehr begeistert. Inzwischen sind rund eine Million Mädchen und Frauen im Deutschen Fußball-Bund organisiert. Frauenfußball ist gesellschaftlich längst akzeptiert.
Aber in der Spitze geht das Interesse seit 2013 zurück. Die Gründe sind mannigfaltig: Die Liga ist mit zwölf Mannschaften zu klein. Vor allem aber sind die Niveauunterschiede viel zu groß. Der VfL Wolfsburg und Bayern München marschieren einsam vorneweg, nicht selten enden ihre Spiele mit einem Vorsprung von acht oder neun Toren. Hoffnung macht, dass acht der zwölf Teams an die Männer-Lizenzvereine gebunden sind und deren Infrastruktur nutzen können. Es bleibt also viel zu tun im deutschen Frauenfußball, damit er in geselliger Männerrunde nicht mehr belächelt wird.