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Mexiko gegen Deutschland beim DFB-Pokalfinale: Carlos Salcedo von Eintracht Frankfurt Kopf an Kopf mit Bayerns Niklas Süle.
© Soeren Stache/dpa

Bundesliga bei der Fußball-WM 2018: Frankfurt schlägt Bayern – schon wieder

Der Pokalsieger stellt sieben Spieler bei der Fußball-WM, der Meister sogar elf – doch die Eintracht ist bisher erfolgreicher. Wehe, wenn Deutschland auf Kroatien treffen sollte.

Es gibt sie, diese Niederlagen, nach denen für die Spieler nichts mehr so ist, wie es einmal war. Nachdem etwa Brasilien 1950 das WM-Finale gegen Uruguay mit 1:2 verloren hatte, beklagte sich Torhüter Moacyr Barbosa noch 50 Jahre später: „Die höchste Strafe in Brasilien sind 30 Jahre Haft. Aber ich büße nun schon 50 Jahre.“

Barbosa galt seinerzeit als einer der weltbesten Torhüter, aber das Gegentor des uruguayischen Stürmes Alcides Ghiggia wurde ihm bis zu seinem Tod nicht verziehen. Die Niederlage ging als Maracanaco in die Geschichte ein und klebte wie Pech an Barbosa. Noch bei der WM 1994 schmiss ihn ein Verbandsfunktionär mit den Worten „Schafft ihn fort, er bringt nur Pech“ aus dem Stadion. Barbosa kam sportlich nie wieder auf die Beine, mehr noch: er blieb Zeit seines Lebens eine Persona non Grata.

So schlimm wird es Mats Hummels aller Voraussicht nach nicht ergehen, aber auch in Deutschland, weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit, hat es ein sportliches Erdbeben gegeben, das bis in die WM reicht. Seinen Ursprung scheint es im, nennen wir es, Berlinaco zu haben. Also jenem DFB-Pokalfinale, das Eintracht Frankfurt vor knapp vier Wochen sensationell gegen Bayern München gewann.

Beide Vereine gehören zu den deutschen Teams mit den meisten WM-Fahrern, der FCB hat elf, die Eintracht sieben. Es sind jedoch nicht die Bayern-Stars, die in Russland für Furore sorgen, sondern die eher mittelmäßigeren Frankfurter. Von den elf Bayern konnte bislang nur Corentin Tolisso mit Frankreich einen Sieg sowie der Spanier Thiago einen Punkt einfahren.

Wenn Ante Rebic erst mal losrennt

Ganz anders die Eintrachtler: Ante Rebic siegte mit Kroatien, Makoto Hasebe mit Japan, Frederik Rönnow mit Dänemark, Luka Jovic mit Serbien, Gelson Fernandes spielte mit der Schweiz Remis gegen Brasilien und die Mexikaner Carlos Salcedo und Marko Fabian gewannen gegen Deutschland, das gleich sieben Bayern-Spieler im Kader hat, was im Lichte des Berlinaco möglicherweise ein Fehler ist.

Schon scheinen Schreckensszenarien realistisch, in denen ein demotivierter Mats Hummels in der glücklich erreichten K.o.-Runde das nächste wichtige Laufduell gegen einen vom Pokalsieg beflügelten Ante Rebic verliert, so wie vor vier Wochen im Finale. Bleibt zu hoffen, dass die deutsche Öffentlichkeit dann gnädiger mit Hummels verfährt als Brasilien einst mit Moacyr Barbosa.

Stephan Reich

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