Volleyball-Champions-League: Finale in Berlin? Nur mit den Volleys
Die BR Volleys wollen das Champions-League-Finale 2015 nach Berlin holen. Doch um das Final-Four-Turnier im März in Berlin austragen zu dürfen, müssen sich die Volleys dafür erstmal qualifizieren.
Man stelle sich einmal vor: In Berlin findet ein großes Finale statt, und der Gastgeber ist in der heimischen Arena gar nicht dabei. Aus dem Fußball ist dieses Szenario vertraut: Hertha BSC scheitert alljährlich früh am Einzug ins DFB-Pokalfinale im Olympiastadion, und wenn dort im Mai 2015 das Champions-League-Finale stattfindet, werden die Zuschauerränge auch ohne Hertha gefüllt sein.
Im Volleyball ist das anders: Ein Champions-League-Finale in Berlin 2015 gibt es nur mit den BR Volleys – oder eben gar nicht. „So eine Großveranstaltung erstmals in Deutschland zu haben, täte dem Volleyball gut, der Sportstadt Berlin und uns auch“, sagt Manager Kaweh Niroomand über die Bewerbung der Volleys. Aber er kennt den Haken: „Erst müssen wir die sportlichen Voraussetzungen erfüllen und uns über die Gruppenphase qualifizieren.“
Den Zuschlag, das Final-Four-Turnier im März auszurichten, erhält nur ein Kandidat, der im Januar noch in der K.-o.-Phase des Wettbewerbs vertreten ist. Dafür darf der Gastgeber dann die nächsten Runden überspringen und ist automatisch für das Halbfinale gesetzt. Insofern gewinnt das erste Saisonspiel in Europa am Donnerstag gegen Ach Volley Ljubljana um 19.30 Uhr in der Schmelinghalle eine besondere Brisanz. „Wir müssen zum Auftakt zu Hause gewinnen“, fordert Niroomand.
Die Champions League ist in dieser Saison die große Mission der Volleys. Nach drei deutschen Meisterschaften in Serie gebietet es allein der Ehrgeiz, in Europa einen Schritt nach vorne zu tun und endlich die erste K.-o.-Runde zu überstehen. Aber es geht um mehr, um ein Projekt, um die selbst auferlegte Lokomotivfunktion der Berliner. „Wir wollen die Sportart in Deutschland populärer machen und die Marke BR Volleys in den Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit rücken“, formuliert es Niroomand. Dafür scheuen die Volleys keinen Aufwand. „Das ist keine Veranstaltung, mit der wir Geld verdienen, eher im Gegenteil.“ Einen sechsstelligen Betrag kostet die Ausrichtung des Finalturniers. Allein 200.000 Euro Lizenzgebühr, ist zu hören, gehen an den europäischen Verband.
Bei einem Zuschlag im Januar hätten die Volleys nur acht bis neun Wochen, um alles bis März vorzubereiten. Daher arbeiten die Berliner schon vor, um Auflagen zu erfüllen zu Funktionärsflügen, Werbebanden, Pressezentren. Einen Fernsehsender zu finden, der garantiert alle vier Spiele überträgt, ist laut Niroomand eine Schlüsselfrage, die Verhandlungen laufen. Finanzieren wollen die Volleys das Event weitgehend über Sponsorengelder und Ticketeinnahmen. „Wir sind guter Dinge, dass wir die Schmelinghalle zwei Tage gefüllt bekommen“, sagt Niroomand.
Doch könnte noch ein finanzkräftiger Klub aus Russland, Italien oder Polen mit einer Konkurrenzbewerbung dazwischengrätschen. Bisher gibt es da nur Gerüchte, die Volleys haben als einziger Bewerber offen die Hand gehoben. Doch wie alle Interessenten scheuten auch sie das Risiko, die Bewerbung jetzt schon abzugeben und den Zuschlag zu erhalten, bevor klar ist, ob sie überhaupt dabei sind. Anders als im Fußball ist im Volleyball eine Finalarena ohne Heimmannschaft nicht zu füllen.
Es wäre nun „doppelt enttäuschend, in der Gruppenphase zu scheitern“, sagt Niroomand. Werden die Volleys Gruppenerster oder Zweiter, rückt das Finale daheim in greifbare Nähe. Niroomand stellt sogar einen Zusammenhang zur Olympiabewerbung her. „Es wäre gut, wenn die Sportstadt Berlin demonstriert, dass sie mehrere Großveranstaltungen in einem Jahr abhalten kann.“
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Dominik Bardow