zum Hauptinhalt

Vor Kongress in Bahrain: Fifa setzt Spitze der Ethikkommission ab

Die Fifa zeigt ihr altes Gesicht: Der Weltverband trennt sich von den renommierten Juristen Hans-Joachim Eckert und Cornel Borbely als Spitze der Ethik-Kammer.


Die Fifa hat sich ihrer unbequemen Spitzen-Ethiker um den deutschen Richter Hans-Joachim Eckert entledigt und neue, heftige Zweifel am propagierten Reformprozess ausgelöst. Der deutsche Richter Eckert und der Schweizer Chef-Ermittler Cornel Borbely wurden vom Rat des Fußball-Weltverbands am Dienstag in Manama laut Fifa-nahen Quellen nicht wieder für ihre Posten vorgeschlagen. Damit können die renommierten Ethiker, die unter anderem Ex-Fifa-Präsident Joseph Blatter verbannten, vom Kongress am Donnerstag in der bahrainischen Hauptstadt nicht gewählt werden.

DFB-Präsident Reinhard Grindel hatte sich vor seiner ersten Sitzung als Mitglied der Fifa-Regierung deutlich für einen Verbleib der renommierten Eckert und Borbely ausgesprochen. „Ich bin dafür, dass Eckert und Borbely ihre Arbeit fortsetzen, weil sie zur Wiederherstellung der Integrität der Fifa einen entscheidenden Beitrag geleistet haben“, sagte er zuvor. Direkt nach der mehr als fünfstündigen Mammut-Sitzung in einem Fünf-Sterne-Hotel äußerte sich keines der Rats-Mitglieder.

Auch gegen Infantino hatte die Ethikkommission ermittelt

Eckert saß der rechtsprechenden Kammer seit knapp fünf Jahren vor, Borbely war seit zwei Jahren Chef der Untersuchungskammer. Die beiden wollten ihre Posten für vier weitere Jahre behalten. Als neue Chefermittlerin schlug der Fifa-Rat die Kolumbianerin María Claudia Rojas vor, die rechtsprechende Kammer soll der frühere Präsident des Europäischen Gerichtshofs, Vassilios Skouris aus Griechenland, leiten. Auch der frühere Generalanwalt am Europäischen Gerichtshof, Luís Miguel Poiares Maduro aus Portugal, wurde nicht wieder als Vorsitzender der Governance Kommission vorgeschlagen.

Die Ethik-Kammer um Borbely und Eckert hatte in den vergangenen Jahren gegen mehr als 60 Fifa-Funktionäre ermittelt und unter anderem den ehemaligen Verbandschef Blatter sowie den früheren Uefa-Präsidenten Michel Platini zu mehrjährigen Sperren verurteilt.

Intern soll Fifa-Präsident Gianni Infantino sich und seine Ratskollegen als „Geiseln“ der Kontrollgremien bezeichnet haben, was er öffentlich bestreitet. Die Ethikkommission hatte vergangenes Jahr auch gegen den Fifa-Chef ermittelt, die Untersuchungen aber nach mehreren Wochen eingestellt, weil der Schweizer nicht gegen Verhaltensregeln verstoßen habe. (dpa)

Zur Startseite