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Die Gladbacher bedanken sich nach dem Sieg in Glasgow bei ihren Fans.
© Marius Becker/dpa

Borussia Mönchengladbach in der Champions League: Fernduell gegen den Manchester-Kapitalismus

Nach dem 2:0-Sieg bei Celtic Glasgow dürfen die Gladbacher wieder vom Achtelfinale träumen. Es wäre eine schöne Pointe, wenn sie Manchester City hinter sich lassen würden. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Sven Goldmann

Ein bisschen träumen wird ja wohl erlaubt sein. Der moderne und von monströsen Kapitalflüssen gelenkte Fußball hat es ja im Allgemeinen nicht so sehr mit Utopien, so dass im Besonderen schon kurz nach der Auslosung feststand, wer denn in Gruppe C der Champions League die ersten beiden Plätze belegen würde. Natürlich der FC Barcelona, das ewig gute Gewissen des Fußballs. Und Manchester City, der mit arabischem Geld alimentierte Klub aus der Heimat des Kapitalismus 

Barça ist diesem Anspruch gewohnt mühelos immer gerecht geworden. So mühelos, dass es im direkten Duell der Granden am Mittwoch zu einem eher noch zu knapp ausgefallenen 4:0 über City reichte, was den hübschen Nebeneffekt zeitigte, dass... die neureichen Engländer wirklich rausfliegen könnten!  Platz zwei in dieser schwersten aller Vorrundengruppen fiele dann an die Borussia aus Mönchengladbach, die am Mittwoch so leidenschaftlich schön mit 2:0 bei Celtic Glasgow gewann.

Das wäre schon eine schöne Pointe. Wenn all die Millionen, die der Scheich von Manchester auch in diesem Sommer wieder in neue Spieler und den katalanischen Baumeister Pep Guardiola investiert hat, nur zur einer Ehrenrunde in der Europa League reichen würden. Manchester City ist in Europa ungefähr so beliebt wie RB Leipzig in der Bundesliga. Das ist ein bisschen ungerecht. Gegenüber Leipzig. Ja, auch dort ist der Aufschwung mit viel Geld möglich gemacht worden, aber er erfolgte vergleichsweise organisch und über sieben Jahre hinweg, aus der Viertklassigkeit bis in die Bundesliga. Leipzig wollte alles, bekam es aber nicht sofort. Verglichen mit dem neuen Manchester-Kapitalismus wirkt das schon bescheiden. 

Gladbach ist die Antithese

Manchester City war ein dem Mittelmaß verpflichtetes Konstrukt, als im September 2009 der Scheich Mansour bin Zayed Al Nahyan aus Abu Dhabi mit seinem Geld einstieg, ein neues Stadion baute und seitdem Milliarden an Euros in neues Personal investierte. City hat nichts entwickelt, nichts aus eigener Kraft aufgebaut, ja nicht einmal wie RB Leipzig die Ochsentour aus der Regionalliga auf sich genommen. City war einfach nur da und hat sich mit arabischem Geld zuschütten lassen.  

Die Antithese dazu ist in Mönchengladbach zu Hause. Die Borussia stand vor fünf Jahren kurz vor dem Abstieg in die Zweite Liga. Der Klub hat sein Stadion mit seinem eigenen Geld und die Qualifikation für die Champions League aus eigener Kraft ermöglicht.

Was nun den Traum der Traditionalisten betrifft: Sollte in zwei Wochen der FC Barcelona auch in Manchester gewinnen und Borussia Mönchengladbach daheim Celtic Glasgow besiegen – ein nach den Eindrücken von Mittwoch nicht so furchtbar unrealistisches Szenario –,  hätte das in Gruppe C eine doch sehr verführerische Konstellation zur Folge. Gladbach stünde dann als Tabellenzweiter zwei Punkte vor City und könnte drei Wochen später mit einem Sieg im direkten Duell den Einzug ins Achtelfinale perfekt machen. Das finale Gruppenspiel in Barcelona wäre für die Borussia dann nur noch eine schöne und sportliche wertlose Zugabe. 

Wird wahrscheinlich nicht so kommen, weil das viele arabische Geld eben auch Tore schießt, wahrscheinlich in ein paar Wochen in Mönchengladbach. Aber ein bisschen träumen wird ja wohl erlaubt sein.

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