Formel 1: Fernando Alonso verlässt Ferrari, kommt jetzt Sebastian Vettel?
Nicht nur der drohende Taifun Phanfone sorgt im Fahrerlager von Suzuka für Wirbel. Auf dem Fahrermarkt der Formel 1 bahnen sich weitere Turbulenzen an: Im Mittelpunkt stehen Fernando Alonso und Sebastian Vettel.
Während der zuständige Wetterdienst den Taifun Phanfone weniger als 48 Stunden vor dem geplanten Rennstart der Formel 1 an diesem Sonntag in Suzuka als „große Bedrohung für Japan und die Formel 1“ eingestuft, bahnen sich weitere Turbulenzen in der Formel 1 an. Der Wechsel von Fernando Alonso zu McLaren scheint sicher und sein Ersatz steht womöglich auch bereits fest: Sebastian Vettel.
Hintergrund für Alonsos Wechsel: Der Spanier ist nach fünf Jahren bei Ferrari nur noch enttäuscht und frustriert, der neuen Führung traut er nach dem unfreiwilligen Abgang seines Vertrauten Luca di Montezemolo offenbar nicht über den Weg. Die Gespräche mit Ferrari über eine einvernehmliche Vertragsauflösung des eigentlich noch bis 2016 laufenden Kontrakts sind schon weit fortgeschritten. Dass McLaren, im nächsten Jahr in der Formel 1 mit den neuen Honda-Motoren unterwegs, ihm schon im Sommer ein sehr lukratives Angebot gemacht hat, ist bekannt – die Gerüchteküche spricht von bis zu 50 Millionen Euro. Die Japaner wollen bei ihrem Wiedereinstieg auf jeden Fall mit einem absoluten Superstar glänzen, dafür scheuen sie keine Kosten.
Dass Alonso Ende 2007 nach nur einer Saison schon einmal im absoluten Streit von McLaren wegging, scheint auch kein entscheidendes Hindernis. Der Spanier schluckt diese Kröte wohl, weil das Team seine einzige Chance ist, mit einer ordentlichen Perspektive von Ferrari wegzukommen. Und McLaren-Chef Ron Dennis, nach seiner erneuten Machtübernahme im letzten Winter inzwischen bei den bahrainischen Hauptaktionären des Unternehmens nicht mehr unumstritten, kann sich bei einem Namen wie Alonso nicht gegen die Honda-Wünsche stellen.
Formel 1: Lange Zeit sah es auch so aus, als wollte Sebastian Vetttel seinem Team eine neue Chance geben
Dieser Teil der Wechselstürme ist für viele Insider keine so ganz große Überraschung. Dass Sebastian Vettel aber jetzt offenbar darüber nachdenkt, doch vorzeitig aus seinem Red-Bull-Vertrag auszusteigen und Alonso bei Ferrari zu beerben, schon eher. Normalerweise entspricht es überhaupt nicht Vettels loyalem Charakter, sein Team nach einem schwierigen Jahr, in dem die gewohnten Erfolge ausblieben, sofort zu verlassen. Lange Zeit sah es auch so aus, als wäre für Vetttel klar, dem Team und vor allem Renault 2015 noch eine Chance zu geben und abzuwarten, ob die Umstrukturierungen bei den Franzosen und der stärkere Einfluss von Red Bull dort deutliche Fortschritte bringen.
Dass er sich jetzt relativ kurzfristig anscheinend ernsthaft mit Wechselgedanken beschäftigt, muss wohl noch andere Gründe haben als das erfolglose Jahr 2014 mit den vielen technischen Problemen. Das Verhältnis von Vettel zu seinem Team ist grundsätzlich nicht mehr so gut wie in der Vergangenheit – und das liegt vor allem an menschlichen Dingen. Laut würde er es natürlich nie sagen, aber der viermalige Weltmeister ist zum Beispiel vom privaten Verhalten seines Teamchefs Christian Horner sehr enttäuscht. Dass der seine Frau mit dem gerade mal ein halbes Jahr altem Baby sitzen ließ, um von nun an mit Ex-Spicegirl Geri Halliwell um die Welt zu ziehen, das passt nicht in Vettels Welt- und Familienbild.
Formel 1: Sebastian Vettel verärgerte die fehlende Rückendeckung durch Red Bull
Auf professionellerer Ebene ärgerte Vettel sich im Laufe der Saison mehrmals darüber, dass das Team ihn, zum Beispiel nach falschen Strategieentscheidungen, seiner Ansicht nach öffentlich im Regen stehen ließ. Dass sich Red Bull jetzt nach Singapur Knall auf Fall vom langjährigen Chefmechaniker Kenny Handkammer trennte, offiziell wegen „Umstrukturierungen“, inoffiziell wohl eher wegen eines Zwischenfalls abseits der Strecke, der Handkammer in Singapur mit einem blauen Auge auftauchen ließ, mag das Tüpfelchen auf dem i gewesen sein.
Anscheinend halfen auch die zuletzt auffallenden Bemühungen von Horner und Red-Bull-Motorsport-Koordinator Dr. Helmut Marko nicht mehr, sich bei allen Aussagen auf einmal wieder sehr betont hinter Vettel zu stellen. Im Nachhinein interessant: Als vor über zwei Wochen das Gerücht aufkam, es würde einen Platztausch zwischen Vettel und Alonso geben, reagierte Marko mit der eindeutigen Aussage, „Alonso wird bei uns sicher nicht fahren“, war aber, was seinen eigenen Piloten und Schützling angeht, vorsichtiger, „ich kann ja nicht für Sebastian sprechen“ - und schien obendrein interessiert, zu erfahren, wie denn Vettel auf die Gerüchte reagiert habe. Damals wirkten die Dementi des viermaligen Weltmeisters noch sehr glaubwürdig. Jetzt dementiert er offiziell zwar immer noch – aber irgendwie haben diese Dementi einen anderen Klang bekommen.
Formel 1: Vielleicht wechselt Sebastian Vettel auch zusammen mit Fernando Alonso zu McLaren
In der Gerüchteküche gibt es sogar noch eine extremere Version: Auch das Thema Vettel und McLaren sei noch nicht ganz vom Tisch. In dieser Version spielt der österreichische Ex-GP-Pilot Gerhard Berger eine große Rolle: Der ist bei McLaren als neuer Teamchef anstelle von Dennis im Gespräch – und soll versuchen, Vettel dorthin zu lotsen, notfalls sogar zusammen mit Alonso.
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