Nächster Neustart bei Hertha BSC: Felix Magath beobachtet, Mark Fotheringham gibt Anweisungen
Die erste Trainingseinheit mit dem neuen Coach Felix Magath leitet dessen Assistent. Unterdessen will Magath wohl Athletiktrainer Leuthard zu Hertha holen.
Zuerst betraten am Dienstag die Spieler auf den Platz. Die Profis hatten bereits mit ihrem Aufwärmprogramm begonnen, als einige Minuten später, um 10.31 Uhr, auch Felix Magath dazu kam. Der neue Trainer von Hertha BSC grüßte mit einem „Schönen guten Morgen“ in die Runde und ging an den diversen TV-Kameras vorbei auf den Schenckendorffplatz.
Zuvor hatte sich Magath bei den Profis vorgestellt. Nun lief, etwa 30 Minuten später als ursprünglich geplant, das erste Training. Es ist ein Neuanfang bei Hertha BSC, mal wieder. Der 68-Jährige ist der dritte Trainer in der laufenden Saison der Fußball-Bundesliga nach Pal Dardai und Tayfun Korkut. 13 Spiele waren es unter Dardai, mit 14 Punkten.
Bei Korkut kamen in ebenfalls 13 Partien nur neun Zähler dazu. Nun bleiben Magath acht Begegnungen, um den Abstieg zu verhindern. Oder zehn, falls Hertha in die Relegation geht. Momentan sind die Berliner auf Rang 17 punktgleich mit dem davor liegenden VfB Stuttgart.
Er wolle erst einmal mit den Spielern zusammenkommen, ein Gefühl für sie entwickeln, hatte Magath am Montagmittag bei seiner offiziellen Vorstellung gesagt. So begab er sich beim ersten Training vor allem in die Position des Beobachters. Meist mit den Händen in der Tasche seiner Jacke sah sich Magath das Geschehen an.
Die erste Übung, bei der es um präzises Passspiel ging, fand in zwei Gruppen statt. In einer waren überwiegend die Spieler versammelt, die bislang meist in der Startelf gestanden hatten. In der anderen überwiegend Ergänzungsspieler. Magath schaute größtenteils bei der zweiten Gruppe zu.
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Zwischendurch führte er kurze Gespräche, unter anderem mit Offensivtrainer Vedad Ibisevic und Mittelfeldspieler Kevin-Prince Boateng, der die Einheit leicht angeschlagen vorzeitig beendete. Gar nicht auf dem Platz war wegen muskulärer Probleme Verteidiger Niklas Stark, später dazu kam der ebenfalls nicht ganz fitte Stürmer Stevan Jovetic.
Das Training leitete Magaths Assistent Mark Fotheringham. Die beiden kennen sich von Magaths Station beim FC Fulham im Jahr 2014. Der Mittelfeldakteur war als Spieler viel herumgekommen, stand außer bei diversen Klubs in Schottland und England auch in der Schweiz, auf Zypern und in der Saison 2005/06 in Deutschland beim damaligen Zweitligisten SC Freiburg unter Vertrag.
Nach seiner aktiven Karriere war er unter anderem Co-Trainer beim Karlsruher SC und dem FC Ingolstadt. „Bei der Auswahl habe ich Wert darauf gelegt, einen Mann an meiner Seite zu haben, der etwas jünger ist als“, sagte Magath lächelnd zur Zusammenarbeit. Fotheringham ist 38 und damit 30 Jahre jünger.
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Lob und Kritik
Der Schotte, das wurde beim ersten Training sofort klar, bevorzugt eine klare Ansprache und kommuniziert viel mit den Spielern. Immer wieder feuerte er an und lobte. Beides kam häufig vor. Aber ebenfalls oft unterbrach er, wenn ihm Dinge nicht gefielen. „Bravo“ und „Gut so“ hieß es vor allem im ersten Teil des Trainings.
Beim abschließenden Spiel mit elf gegen elf sagte er dann „spiel einfach“ oder auch „ich brauche diesen Ball nicht. Das ist brandgefährlich“. Kurz zuvor hatte sich eine der Mannschaften ein Gegentor gefangen. Teilweise griff er aktiv ein und zeigte mit einem weiten Pass auf die Außenposition, was er konkret erwartet.
Aber nicht nur Fotheringham brachte Lautstärke auf den Platz, von den Spielern untereinander war auch viel zu hören. Schließlich geht es bis Saisonende nicht nur um die wirklich letzte Chance, die Sache im Abstiegskampf für Hertha irgendwie zum Guten zu wenden. Es geht auch für die Spieler mal wieder darum, sich bei einem neuen Trainer zu empfehlen. „Wer sich bemüht, dabei mitzuhelfen, dass Hertha BSC in der Liga bleibt, hat bei mir alle Trümpfe in der Hand“, hatte Magath angekündigt.
Der Trainer wird die ersten Tage in Berlin vor allem dazu nutzen, sich einen Überblick zu verschaffen, wem er es zutraut, auf dem schwierigen Weg zum Klassenerhalt von Platz 17 aus helfen zu können. Viel Zeit zum Kennenlernen bleibt ihm nicht, bereits am Samstag feiert Magath im Olympiastadion gegen die TSG Hoffenheim sein Debüt (15.30 Uhr, live bei Sky).
Die erste Einheit dauerte 85 Minuten. Dann verließen erst die Spieler und kurz danach auch Magath den Schenckendorffplatz. Es war eine Einheit zum Kennenlernen, noch ohne ganz große Strapazen für die Spieler. Unterdessen meldete die „Bild“-Zeitung, dass Magath Athletiktrainer Werner Leuthard holen will, der noch bei Schalke 04 unter Vertrag steht. Beide kennen sich gut und Leuthard war von Ende 2019 an bereits einige Monate bei Hertha.