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Arturo Vidal mit klasse Haltung - und den Ball gewinnt er in dieser Szene auch gegen Reals Modric.
© dpa

Dramatisches 2:4 n.V. bei Real Madrid: FC Bayern verpasst Halbfinale der Champions League

Bei Real Madrid ist nach 90 Minuten des Viertelfinalrückspiels wieder alles drin für die Bayern. Doch am Ende fehlen die Kräfte - und ein Mittel gegen Ronaldo.

Was für ein Kampf, was für eine Dramatik – und was für eine Tragik. Der FC Bayern München egalisierte im Bernabeu-Stadion die Hinspielniederlage gegen Real Madrid, erkämpfte sich die Verlängerung, wehrte sich – erneut in Unterzahl – gegen das Ausscheiden aus der Champions League und wurde durch ein regelwidriges Tor von Cristiano Ronaldo geschlagen. Der Portugiese hatte bei seinem Tor zum vorentscheidenden 2:2 klar im Abseits gestanden. Nachdem die Bayern zuletzt drei Mal im Halbfinale gescheitert waren, war diesmal durch das 2:4 n. V. (1:2, 0:0) schon im Viertelfinale Schluss. Ein bitteres Ende auch für Philipp Lahm und Xabi Alonso, die am Dienstag ihr letztes Spiel im Europapokal bestritten.

"Wir wollten hier gewinnen, wollten unbedingt eine Runde weiterkommen", sagt Kapitän Lahm und fügte hinzu: "Ich glaube, dass die Mannschaft heute auch verdient gehabt hätte, weiterzukommen. Bei den Schiedsrichterentscheidungen hatten wir ein bisschen Pech."

Dabei konnten die Bayern nicht nur Robert Lewandowski aufbieten, sondern auch die beiden Innenverteidiger Jerome Boateng und Mats Hummels, die am Wochenende noch gefehlt hatten. Hummels hatte gleich zu Beginn sein kleines Erfolgserlebnis, als er nach gerade zwei Minuten den ersten Zweikampf gegen Ronaldo gewann. Überhaupt fing es für die Bayern ganz ordentlich an. Sie hatten mehr Ballbesitz und auch die erste gute Gelegenheit. Franck Ribéry passte in die Mitte, wo der Schussversuch Thiagos noch von Marcelo geblockt wurde. Im Nachschuss setzte Arjen Robben den Ball ans Außennetz.

Die Münchner Startelf hatte ein Durchschnittsalter von 30 Jahren und 116 Tagen – es war die älteste, mit der die Bayern je in der Champions League angetreten sind. Erfahrung kann auf diesem Niveau ein wichtiger Faktor sein; im Bernabeu aber wirkten die Münchner bis zur Pause vor allem ziemlich alt. Sie brachten keine einzige Offensivaktion mehr zustande. Ihren Bemühungen fehlten Tempo und Tiefe, von Lewandowski war so gut wie nichts zu sehen.

Gefährlich war bis zur Pause nur noch der Titelverteidiger. Sechs, sieben, acht gute Möglichkeiten hatte Real in der ersten Hälfte – vor allem durch Schüsse aus dem Rückraum. Allein Toni Kroos kam gegen seinen früheren Klub in der ersten Halbzeit drei Mal zum Schuss. Die beste Gelegenheit der Spanier vereitelte nach einer guten halben Stunde Jerome Boateng, der einen Schuss von Reals Kapitän Sergio Ramos auf der Linie blockte.

Das vorentscheidende 2:2 von Ronaldo fiel aus klarer Abseitsposition

Unmittelbar nach der Pause hatten die Münchner Glück, dass ihre Aufholjagd nach dem 1:2 im Hinspiel nicht noch komplizierter wurde. Arturo Vidal, der nach nicht einmal fünf Minuten bereits die Gelbe Karte gesehen hatte, trat Casemiro derart resolut auf die Knochen, dass er sich über eine zweite Gelbe Karte nicht hätte beklagen dürfen. Mit den Nettigkeiten war es nun endgültig vorbei – auch die Bayern wurden bissiger. Erst rettete Marcelo per Kopf auf der Linie gegen Robben, eine Minute später stand der Holländer erneut im Mittelpunkt. Nach einem Zweikampf mit Casemiro ging er zu Boden; Schiedsrichter Kassai entschied auf Elfmeter. Schwer zu sagen, ob der Ungar damit richtig lag. Lewandowski verwandelte zum 1:0 – die Hoffnung lebte wieder.

Trainer Carlo Ancelotti brachte mit Douglas Costa (für Ribéry) und schließlich auch noch Thomas Müller (für Xabi Alonso) zwei frische Offensivkräfte, aber Müller war gerade erst auf dem Platz, als er im Mittelfeld einen Zweikampf gegen Casemiro verlor. Dessen Flanke verwertete Ronaldo per Kopf zum 1:1. Für die Bayern hatte sich erst einmal nicht viel verändert: Sie brauchten ein zweites Tor, um es zumindest in die Verlängerung zu schaffen. Und so gingen sie die Sache auch an. Nur 102 Sekunden nach dem Ausgleich führten sie schon wieder, nachdem Sergio Ramos den Ball ins eigene Tor gestolpert hatte.

Es war nun ein aufregendes Duell, in dem beide Teams die Entscheidung suchten, ohne das letzte Risiko einzugehen. Sechs Minuten vor Schluss waren die Madrilenen wieder leicht im Vorteil – weil Vidal doch noch Gelb-Rot sah, allerdings nach einer eher regelkonformen Grätsche gegen den eingewechselten Asensio. In Unterzahl konnte das Ziel der Bayern eigentlich nur noch sein, sich ins Elfmeterschießen zu retten. Bis zur 105. Minute schafften sie es – bis Ronaldo das 2:2 erzielte. Der Portugiese traf kurz darauf sogar noch zum 3:2 und hatte damit alle fünf Tore seines Teams in dieser Viertelfinalpartie erzielt. Nur das 4:2 überließ er großzügig seinen Kollegen Asensio. Der Titelverteidiger steht damit im Halbfinale - genau wie der letztjährige Finalgegner. Atletico Madrid reichte bei Leicester City nach dem 1:0-Hinspielsieg ein 1:1 (1:0). (Tsp)

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