Champions League beim FC Porto: FC Bayern München setzt auf Thiago Alcántara
Nach langer Leidenszeit ist Thiago zurück – der dezimierte FC Bayern München kann ihn im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League beim FC Porto gut gebrauchen.
Grundsätzlich macht es ja Freude, wenn es zum Geburtstag als Geschenk etwas Bleibendes gibt. Thiago kann sich von seinem Präsent, das er am vergangenen Samstag erhalten hat, gar nicht trennen. Zumindest beim Champions-League-Ausflug des FC Bayern München zum FC Porto ist es noch dabei. Vermutlich hätte er gut und gerne darauf verzichtet, weil Veilchen und Platzwunde, die er sich im Spiel gegen Eintracht Frankfurt zugezogen hatte, nichts ist, worauf man gesteigerten Wert legt, erst recht nicht am Geburtstag. Auf der anderen Seite ist der Spanier auch ganz froh darüber, endlich wieder in Zweikämpfe gehen zu können. Das Viertelfinal-Hinspiel beim Portugiesischen Meister an diesem Mittwoch wird sein erster internationaler Auftritt seit 13 Monaten sein, zuletzt war er beim Achtelfinale gegen den FC Arsenal in der vergangenen Saison dabei. Gut zwei Wochen danach hatte mit dem ersten von insgesamt drei Innenbandrissen seine Leidenszeit begonnen.
Jetzt ist er zurück, gegen Eintracht Frankfurt hatte Thiago zum ersten Mal wieder in der Anfangself gestanden. „Es war der schönste Moment in meinem Leben, wieder auf dem Platz zu stehen. Wir leben, schlafen und essen, um Fußball zu spielen. Fußball ist Leben“, sagte der seit Samstag 24-Jährige. Es gibt nicht viele Gründe, warum er dies in Porto nicht auch tun sollte, zumal im Mittelfeld noch immer ein Engpass herrscht. Einer wäre, dass für Thiago nach der einjährigen Pause der Dreitages-Rhythmus noch zu früh kommen könnte. Sportvorstand Matthias Sammer sieht dies allerdings „überhaupt nicht problematisch. Mit dem Kopf unter dem Arm spielt Thiago immer noch Fußball.“
Thiago ist ein Feingeist auf dem Rasen
Die derzeit arg dezimierte Kreativabteilung des FC Bayern – nach Porto durften Bastian Schweinsteiger und Franck Ribéry doch nicht wie zunächst erhofft mitreisen – kann einen wie Thiago gut gebrauchen. „Das Spiel ist ein anderes mit ihm“, sagte Pepe Reina, der spanische Ersatztorhüter. „Er will immer den Ball, das ist sein Stil.“ Thiago ist ein Feingeist auf dem Rasen, ein Ballstreichler, ein Fußballkünstler, der elegante Pässe aus dem Fußgelenk spielt und mit flinken Körperwendungen seine Gegenspieler täuscht. Bereits bei seinem Comeback nach 371 Tagen Pause am Ostersamstag in Dortmund hatte er angedeutet, wie das ohnehin schon niveauvolle Spiel der Bayern noch besser werden kann. „Aber wir erwarten keine Wunderdinge“, sagte Sammer. Landsmann Reina sieht Thiago bereits auf einem sehr hohen Niveau. „Er hat hart an sich gearbeitet, es ist, als würde er einen Berg besteigen“, sagt der Torhüter.
Beim FC Bayern ist allerdings nicht immer nur die hohe Fußballästhetik gefragt. Die Münchner versuchen, die vielen verletzten Leistungsträger mit zähem Kampf zu überbrücken. Der filigrane Thiago zeigte bereits, dass er auch dieses Metier beherrscht. Der Filigrane kann auch robust, so bewies er beim Pokalspiel in Leverkusen, als er mit gestrecktem Bein zum Ball gehen wollte und dabei Stefan Kießling auf Brusthöhe traf. Nach der Partie entwickelte sich eine Diskussion, nicht um Thiagos Spielkunst, sondern weil er für die Aktion nur Gelb statt Rot bekommen hatte und deshalb überhaupt noch auf dem Platz war, um zum Schluss den entscheidenden Elfmeter zu schießen.
Gegen Frankfurt stach Thiago wieder damit hervor, weswegen ihn Guardiola vor knapp zwei Jahren aus Barcelona geholt hatte. Für ihn änderte der Bayern-Trainer sogar seine typische Lobeshymne. Thiago ist nicht nur „super, super, super“ oder „top, top, top“, wie Guardiola sonst seine Wertschätzung für einen Spieler gerne formuliert. „Thiago“, sagte er, „ist ein Mann mit 1000 Millionen Leidenschaften.“ So einen stört auch ein blaues Auge nicht.