Gegner des FC Bayern in der Champions League: FC Porto: Umschlaghafen des europäischen Fußballs
Der FC Porto erzielt gigantische Transfererlöse – Geld hat der Gegner des FC Bayern München in der Champions League dennoch wenig.
An Abenden im Europapokal gibt sich der FC Porto gern besonders elegant. Dann tragen die Spieler marineblaue Jackets, weiße, eng geschnittene Hemden und einen dünnen, schwarzen Schlips. Alles sehr stilvoll, dem Rahmen angemessen. Soll bloß niemand auf den Gedanken kommen, der portugiesische Traditionsverein hätte unter Europas Fußball-Elite nichts zu suchen.
Tatsächlich ist der FC Porto ein sehr spezieller Klub in Europas Spitze, wenn es ums Wirtschaften geht. Als Einziger hat er in den vergangenen zehn Jahren ein Transferplus erwirtschaftet. Und was für eins. Die Statistik weist einen Überschuss von 376 Millionen Euro aus. Zum Vergleich: Der FC Bayern, der heute in der Champions League zum Viertelfinal-Hinspiel in Porto antritt (20.45 Uhr, live im Ticker bei Tagesspiegel.de), kommt im selben Zeitraum auf ein Minus von 283 Millionen Euro.
376 Millionen Euro – eine gewaltige Summe. Ärgerlich nur aus Sicht des FC Porto, dass von dem Geld fast nichts übrig bleibt. Die Netto-Verschuldung beträgt immer noch 77 Millionen Euro, ein Großteil der Einnahmen fließt in den Schuldenabbau. Um mit den finanzstarken Großklubs in Europa konkurrieren zu können, hat Porto in den vergangenen zehn Jahren mehr als 900 Millionen Euro an Darlehen aufgenommen. Allein die Rückzahlung der Zinsen verschlingt nun einen großen Betrag. Das Geld wurde unter anderem für einen Stadionneubau, die Errichtung eines Vereinsmuseums und die Modernisierung des Trainingszentrums verwendet.
Das liegt in Vila Nova de Gaia, von der Hafenstadt Porto aus gesehen auf der anderen Seite des Douro-Flusses. Von der Außenwelt ist die Anlage abgeschottet, Fans sind beim Training nicht erlaubt. Eine Burg, hinter deren Mauern vieles im Verborgenen abläuft. Auskünfte über seine Praktiken auf dem Transfermarkt gibt der Klub nicht gern. Vielleicht deshalb, weil an den Geschäften manchmal auch Anteilseigner von Spielern beteiligt sind. Moderne Menschenhändler, die bei Weiterverkäufen mitverdienen.
Rund 250 Talent-Späher sind damit beschäftigt, Spieler zu entdecken
Rund 250 Talent-Späher sind damit beschäftigt, Spieler zu entdecken, bevor sie von anderen gesichtet werden. In erster Linie in Südamerika. Dort sind am ehesten Schnäppchen zu landen, auch wenn das in den vergangenen Jahren immer schwieriger wurde, weil die Vereine dort inzwischen mehr Geld verlangen. Bevorzugt werden Brasilianer verpflichtet, sie sind aufgrund der gemeinsamen Sprache leicht zu integrieren und beim Weiterverkauf meist rentabel. Vor wenigen Tagen erst verkaufte Porto seinen brasilianischen Rechtsverteidiger Danilo für 31,5 Millionen Euro an Real Madrid. Danilo ist aber kein typischer Porto-Transfer, weil er schon im Einkauf knapp 18 Millionen Euro kostete. Es gab in der jüngeren Vergangenheit Spieler, die deutlich mehr Profit einbrachten. Aly Cissokho kam für 300 000 Euro und wurde für 16,2 Millionen Euro wieder abgegeben. Falcao kam für fünf Millionen und ging für 47 Millionen. „Porto hat ein sehr gutes Auge dafür, talentierte Spieler zu verpflichten“, sagt Bayerns Trainer Pep Guardiola über den heutigen Gegner.
Ricardo Carvalho, Pepe, Deco, Hulk, Bruno Alves, Falcao, James Rodriguez, Fernando – sie alle machten in Porto auf sich aufmerksam, genau wie José Mourinho, der mit dem Klub 2003 den Uefa-Pokal und ein Jahr später die Champions League gewann. Mittlerweile sind Fußballer, die beim FC Porto Station machten, zu Markenprodukten geworden. Der kaum bekannte Franzose Eliaquim Mangala, ein Innenverteidiger, wurde im vergangenen Sommer für die Wahnsinnssumme von 40 Millionen Euro von Manchester City abgeworben.
Wirtschaftlich ist Porto auf Spielerverkäufe angewiesen. Was TV- und Werbeeinnahmen, Sponsoren- und Zuschauereinkünfte angeht, können portugiesische Vereine nicht mit Spaniern, Engländern oder Deutschen mithalten. Die Transfers müssen also sitzen, um finanziell liquide bleiben zu können. Der Druck ist enorm.
Um die Spieler bestmöglich zu entwickeln, hat Porto zu Saisonbeginn einen Trainer verpflichtet, der ein Gespür für Talente besitzt. Julen Lopetegui, ein Baske, war viele Jahre ein erfolgreicher Nachwuchstrainer beim spanischen Verband. Nun betreut er in Porto eine internationale Auswahl mit Spielern aus Brasilien, Holland, Mexiko, Algerien, Kolumbien, Spanien und Kamerun. Meist kommt Lopetegui ohne einen einzigen Portugiesen in der Startelf aus. Gegen den FC Bayern München wird in Person von Ricardo Quaresma vermutlich aber doch ein Einheimischer beginnen, weil im Angriff Christian Tello und Torjäger Jackson Martinez vermutlich ausfallen.
Martinez, ein Kolumbianer, ist der nächste kommende Verkaufsschlager. Russische Klubs bieten angeblich zwischen 30 und 40 Millionen Euro für ihn.