Fragwürdige Kollektivbestrafung: Fans von Borussia Mönchengladbach planen Derby-Boykott
Weil Fans des 1. FC Köln im letzten Derby in Mönchengladbach randalierten, sollen nun auch die Anhänger der Borussen bestraft werden. Eine merkwürdige Logik findet Stefan Hermanns.
Drei Wochen sind es noch bis Weihnachten, zumindest für die Fans von Borussia Mönchengladbach. In drei Wochen findet das Derby beim 1. FC Köln statt. Doch die Gladbacher fühlen sich gerade so, als hätte man ihnen am ersten Advent mitgeteilt, dass es diesmal leider keine Geschenke geben wird. 209 Fanklubs der Borussia haben deshalb zum Weihnachtsboykott aufgerufen.
Das Kartenkontingent für die Gästefans wurde von zehn auf sieben Prozent reduziert; und wer ins Stadion will, muss sich erst mit Name, Adresse und Geburtsdatum registrieren lassen. Das alles ist die Konsequenz für das Fehlverhalten beim letzten Derby im Februar – das Fehlverhalten von ein paar Kölner Fans. Zwei Dutzend spätpubertierende Schwachmaten hatten sich nach dem Abpfiff rechtswidrig Zugang zum Innenraum verschafft, wo der alberne Platzsturm von der Polizei ohne größere Mühe beendet wurde.
Die Gladbacher verhielten sich trotz der vermeintlichen Provokation ruhig; sie verweisen zudem darauf, dass sie in der Strafentabelle der vergangenen Saison auf Platz 35 von 36 Teams der ersten und zweiten Bundesliga gelandet sind – aber solche Spitzfindigkeiten haben in dieser Debatte noch nie besonders interessiert. Da wird eher argumentiert: Trifft schon nicht die Falschen.
Genau das aber ist und bleibt das Problem: Auf individuelles Fehlverhalten wird mit kollektiven Strafen reagiert, was letztlich nur zu einer falschen Solidarisierung mit den Übeltätern führt. Welche Gedanken das gerade bei schlichteren Geistern auszulösen vermag, kann man sich leicht ausmalen: Wenn wir schon für etwas bestraft werden, was wir nicht getan haben, dann …