Der Fall Jörg Schmadtke: Fairplay, Kaugummis und Sündenböcke
Sich darüber beschweren, dass der Gegner den Ball nicht ins Aus schießt, selber aber mit Kaugummi werfen und den Schiedsrichter zum Schuldigen machen, zeugt von Doppelmoral, findet unser Autor. Ein Kommentar.
Wie doppeldeutig die Moralvorstellungen einiger Bundesliga-Akteure sind, ließ sich hervorragend am Wochenende beobachten. Da wurden Verletzungen angezeigt, die keine waren, Kaugummis flogen Richtung Gegenseite durch die Luft und als Höhepunkt wurde eine Debatte über Fairplay initiiert, die in ihrem Kern an Scheinheiligkeit nicht zu überbieten ist.
Das Problem ist nicht etwa das Verhalten der Leverkusener oder Hoffenheimer Spieler, die den Ball nach vermeintlichen Foulspielen nicht ins Aus sondern ins gegnerische Tor beförderten und damit gegen einen imaginären Ehrenkodex des Fußballs verstießen. Mindestens genauso fragwürdig ist, dem Gegner Fehlverhalten vorzuwerfen, um vom eigenen Handeln abzulenken.
Was Spielunterbrechungen angeht, gibt es eine klare Regel. Nur der Schiedsrichter darf darüber verfügen, wenn nach seinem Ermessen eine schwere Verletzung vorliegt. Tut er es nicht, läuft das Spiel weiter. Aus gutem Grund: Seit dem Kolumbianer Carlos Valderama ist bekannt, dass der eine oder andere gern mal liegenbleibt, je näher das Ende des Spiels rückt. Auch der Wolfsburger Dante deutete im Moment des Fallens eine schwerere Verletzung an, spielte dann aber bis zum Ende durch.
Und glaubte Kölns Sportdirektor Jörg Schmadtke tatsächlich, die Hoffenheimer würden den Ball in der letzten Minute ins Aus schießen, nach einem nicht gepfiffenen Foul? Stattdessen warf er schäumend vor Wut seinen Kaugummi Richtung Hoffenheimer Bank und beschwerte sich später über fehlendes Fairplay. Das konnte man in der Tat vermissen – vor allem aber bei Schmadtke selbst.