Robert Harting kritisiert die IAAF: "Es reicht nicht, drei, vier Leute auszutauschen"
Diskus-Olympiasieger Robert Harting hat vor seinem Comeback den Leichtathletik-Weltverband IAAF hart kritisiert. Er glaube nicht, dass Sebastian Coe der Richtige sei, die Korruptionskultur zu bekämpfen.
Diskus-Olympiasieger Robert Harting hat vor seinem Comeback den Leichtathletik-Weltverband IAAF hart kritisiert. Zwar sei Lamine Diack nun weg, der als IAAF-Präsident mutmaßlich Doping-Betrug deckte. „Aber es ist nicht damit getan, dass drei, vier Leute ausgetauscht werden“, sagte Harting im Interview mit dem Berliner „Tagesspiegel“. „Es muss viel mehr verändert werden. Der Absolutismus muss weg. Das Hierarchische dieses Verbandes, der die Sportart nicht zusammenhält, sondern abgrenzt.“ Auf die Frage, ob Diacks langjähriger Vize Sebastian Coe als neuer Präsident der Richtige sei, um die Korruptionskultur in der IAAF zu bekämpfen, sagte Harting: „Das glaube ich nicht. Wer so etwas jahrelang gemacht hat, der weiß nicht mehr, was das Beste ist. Neuen Wind bekommst du nur, wenn du frische Gedanken rein bringst. Das müssen Leute sein, die anders denken. Eine absolutistische Institution ist aus sich heraus nicht in der Lage, andere Denkweisen anzunehmen.“ Harting begrüßte den Vorschlag des britischen Leichtathletikverbands, alle Weltrekorde löschen lassen, um einen Neuanfang zu ermöglichen: „Ich wäre auf jeden Fall dafür. Es sollte nichts reingewaschen werden, in dem Sinne, dass es nicht stattgefunden hätte. Aber es wäre ein Neubeginn.“
Am kommenden Wochenende wird Harting beim Istaf Indoor in Berlin eineinhalb Jahre nach seinem Kreuzbandriss in den Wurfring zurückkehren. Er dämpfte allerdings die Hoffnung, dass er bald wieder zu alter Form zurückfinden werde. Er glaube nicht, dass man den Robert Harting von vor zwei Jahren überhaupt noch einmal erleben werde: „So eine Vorherrschaft wird es nicht mehr geben. Ich muss im Wettkampf selbst erst einmal sehen, was noch übrig ist und was ich abschreiben muss.“ Ein Grund sei sein Alter, sagte der 31-Jährige: „Ich habe ein bisschen meine körperliche Veränderung unterschätzt. Ab 30, 31 verändert sich der Körper eines Sportlers, alle großen Werfer sind in dem Alter langsamer geworden. Und das wartet auf mich genauso.“ Einen weiteren Olympiasieg bei den Spielen im August in Rio hält er deswegen für unwahrscheinlich: „Ganz ehrlich: Momentan glaube ich nicht daran.“
Das komplette Interview finden Sie am Samstag in der Printausgabe, im E-Paper und für 45 Cent im Online-Kiosk Blendle.