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Das Testen testen. Beim 1. FC Union konnten sich am vergangenen Samstag Medienvertreter, Techniker und Ordner Corona-Schnelltests unterziehen. Der Verein erprobte dabei die Abläufe, die bei einem eventuellen Pilotversuch mit Fans zur Anwendung kommen würden.
© imago images/Matthias Koch

Rückkehr von Fans in die Stadien: Es kommt Bewegung in das Thema

Klubs wie der 1. FC Union arbeiten an der Rückkehr der Fans in die Stadien. Tatsächlich ist auch die Politik nicht mehr komplett abgeneigt.

Beim 1. FC Union haben sie am vergangen Spieltag getestet, bei den Basketballern von Bayern München auch, bei den Eisbären Berlin fand bereits vor einigen Wochen ein Versuch mit digitalen Abstandsmessungen statt und in Rostock könnten ab dem kommenden Samstag schon wieder ein paar Hundert Zuschauer beim Fußball, Handball sowie Basketball zugelassen werden.

Nach Monaten der Geisterspiele kommt trotz der mittlerweile wieder steigenden Neuinfektionszahlen und der Ausbreitung der Mutanten Bewegung in das Thema der Öffnung von Stadien und Hallen. „Wir sind optimistisch, dass ein Pilotprojekt auch im Sport möglich sein wird“, sagt Unions Pressesprecher Christian Arbeit.

Der Fußball-Bundesligist aus Köpenick hatte vor dem Heimspiel am vergangenen Samstag gegen den 1. FC Köln freiwillige Schnelltests für die ohnehin anwesenden Ordner, Techniker und Medienvertreter angeboten. Von den 280 berechtigten Stadionbesuchern ließen sich 165 testen – und waren negativ.

Das Fazit des Klubs war hingegen positiv. Mit dem kleinen Feldversuch hat der Verein das schon seit dem Sommer vorliegende Konzept praktisch erprobt und einen genauen Überblick über die Abläufe erhalten – wie lange dauert ein Test, wie viele Minuten befinden sich die Zuschauer im Gebäude, funktioniert die Verknüpfung von Ticket und Testergebnis? „Unsere Erwartungen haben sich in vollem Umfang erfüllt“, sagt Arbeit.

Auf der Basis dieser Ergebnisse ließe sich später relativ einfach errechnen, wie viele Teststationen notwendig wären für eine bestimmte Anzahl an Zuschauern. Ein Zeitproblem sieht Arbeit nicht. „Man braucht einen tagesaktuellen Test und die Zuschauer könnten auch morgens vor dem Brötchen holen vorbeikommen“, sagt Unions Pressesprecher.

Die Kultur könnte Vorreiter für den Sport sein

Bis allerdings wirklich wieder die ersten Zuschauer in einem Bundesliga-Stadion mitfiebern dürfen, wird es noch dauern. Vor den nächsten Beratungen der Bundesländer mit Kanzlerin Angela Merkel am 22. März wird sich nichts tun und dort haben Sportveranstaltungen verständlicherweise auch nicht oberste Priorität. Wie so oft in dieser Pandemie ist eine zuverlässige Planung, vor allem zeitlich, kaum möglich.

Das hat auch Union mehrfach erfahren. Eigentlich wollte der Verein bereits im September eine Veranstaltung vor Publikum mit vorherigen Tests absolvieren, verschob diese dann auf Oktober und musste sie schließlich absagen. Auf einen Zeitplan will sich der Verein deshalb nicht mehr festlegen.

In mehreren Berliner Kultureinrichtungen laufen momentan Pilotveranstaltungen mit bis zu 1000 Zuschauern und vorheriger Testung. Auch die Berliner Profi-Sportvereine stehen mit den dortigen Verantwortlichen und dem Senat im Austausch. Sollte der Versuch in der Kultur erfolgreich verlaufen, ist es durchaus möglich, dass es danach einen Test im Sport mit sehr begrenzter Zuschauerzahl gibt. „Natürlich wünschen wir uns, dass das noch in dieser Saison passieren kann“, sagt Arbeit.

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Union geht die Wiederzulassung von Zuschauern schon lange deutlich offensiver an als die meisten anderen Vereine – und hat dafür auch viel Kritik kassiert. Auf der Agenda steht das Thema aber bei allen Vereinen. Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hat sich bei einer Veranstaltung der „FAZ“ erst kürzlich für geimpfte Zuschauer aus dem medizinischen oder sozialen Bereich beim DFB-Pokalfinale am 13. Mai in Berlin ausgesprochen. Hertha BSC bereitet sich auf verschiedenste Szenarien vor, verweist aber auf das steigende Infektionsgeschehen. Die Teilnahme an einem Pilotprojekt sei momentan nicht geplant.

Allerdings wird es am kommenden Spieltag auch am Olympiastadion ein kleines Testzentrum geben. Denn am Wochenende können sich alle Mitarbeiter von Sportcast – das Tochterunternehmen der Deutschen Fußball-Liga, das die TV-Bilder produziert – vor den Bundesliga-Spielen Schnelltests unterziehen.

Die Vereine scheinen vorbereitet zu sein auf die Rückkehr der Fans. Ob es dazu kommt, ist aber keine sportliche Entscheidung, sondern eine der Politik. Deren Signale sind deutlich aufgeschlossener als noch vor Monaten, doch auch das hat die Pandemie gelehrt: Verlassen sollte man sich darauf nicht.

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