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Nummer 1. Sarah Köhler, 25, holte in Südkorea mit der deutschen Freiwasserstaffel Gold. Am Sonntag beginnen für Sie die Vorläufe im Becken.
© Mark Schiefelbein/dpa

Freiwasserstaffel-Weltmeisterin Sarah Köhler ist zuversichtlich: „Es kommen wieder Talente nach“

Im Interview spricht die Schwimmerin über den WM-Erfolg, die Chancen auf eine Einzelmedaille - und die Vereinbarkeit von Sport und Studium.

Frau Köhler, die deutschen Schwimmer überraschen bei der WM gerade alle. Sie wurden mit der Staffel im Freiwasser Weltmeisterin, Ihr Partner Florian Wellbrock holte Gold, und andere Kollegen räumen auch eine Medaille nach der anderen ab.

Das macht mich sehr stolz, und es spornt mich noch mehr an.

Also wollen Sie über die 800 Meter und 1500 Meter noch mehr erreichen?

Das Feld ist über meine beiden Beckenstrecken in den vergangenen Jahren sehr eng geworden. Da kann mit einer richtig guten Zeit zwischen Platz zwei und Platz acht im Finale alles drin sein – selbst wenn ich über 800 Meter unter meiner Bestzeit schwimme. Es kann aber auch passieren, dass ich bereits im Vorlauf ausscheide, weil andere um ein paar Zehntel schneller waren.

Sie gelten zusammen mit Florian Wellbrock als die Hoffnungsträger des deutschen Schwimmens. Ist das eher belastend oder motivierend?

Belastend ist es für uns beide definitiv nicht. Wir hoffen, dass wir durch unsere Leistungen den Rest des Teams anspornen und mitreißen können. Und dass der ein oder andere dadurch noch das letzte Körnchen aus sich herausholen kann. Und wir freuen uns, wenn wir durch unsere Erfolge den Schwimmsport in Deutschland in den Fokus rücken können und die Menschen sich wieder mehr für unseren Sport interessieren.

Zuvor war der große Erfolg lange ausgeblieben. Was hat sich verbessert?

Es kommen einfach wieder Talente nach, etwa wenn man sich die vergangene Junioren-EM anschaut. Man muss die jungen Schwimmer aber am Ball halten, sie langsam heranführen und dann werden die Erfolge wieder zurückkehren.

Sie starten sowohl im Freiwasser als auch im Becken. Ist das nicht schwierig?

Das macht mir Spaß und diente hier als Vorbereitung auf die Beckenwettkämpfe. Als Freiwasserschwimmerin würde ich mich aber noch nicht bezeichnen.

Erklären Sie doch mal die Unterschiede.

Beim Freiwasser kommt es nicht nur darauf an, wer am schnellsten schwimmen kann. Im Freiwasser ist die Taktik entscheidend, wie man sich im Rennen positioniert – gerade, wenn man um die Bojen schwimmen muss. Auch der richtige Zeitpunkt der Verpflegung spielt eine wichtige Rolle. Im Becken hat jeder seine eigene Bahn und man weiß in etwa, wer was kann und kann so auch teilweise abschätzen, wer um die Medaillen schwimmt, zumindest auf den langen Strecken.

Bereiten Sie sich also auch anders vor?

Nein, nicht wirklich. Meine Beckenstrecken sind länger als meine Freiwasserstrecke bei dieser WM, daher muss ich mein Training kaum anpassen. Für meinen Einsatz im Freiwasser übe ich beim Einschwimmen gemeinsam mit meiner Trainingspartnerin, um die Boje zu schwimmen und zu drängeln. Bei der Mixed-Staffel hatte ich zum Glück kein so großes Teilnehmerfeld wie bei den Einzeldisziplinen. Bei den Einzelstrecken gehen 60 bis 70 Athleten auf einmal an den Start. Das ist schon eine Herausforderung.

Sie schwimmen unzählige Kilometer im Jahr. Lässt die Konzentration auch mal nach?

Im Training gibt es mit Sicherheit auch mal Einheiten oder Momente, in denen ich unkonzentriert bin. Gerade wenn ich sehr müde bin. Im Frühtraining ist man generell noch nicht ganz fit, besonders wenn wir um 6.30 Uhr beginnen. Aber es ist mein Job.

Wie schaffen Sie es, Ihr Jura-Studium und das Leistungsschwimmen miteinander zu vereinbaren?

Meine Universität in Heidelberg kommt mir sehr entgegen und unterstützt mich überall, wo es nur geht. An der Universität haben wir Sportstipendien, dadurch werden mir meine Tutorien finanziert. So kann ich meine Studienfächer begleitend zu meinen Vorlesungen belegen. Den Stoff kann ich dann nach und nach aufarbeiten.

Bleibt Ihnen trotzdem noch Zeit für sich?
Mit dem Schwimmen und dem Studium bin ich viel beschäftigt, das stimmt. Wir trainieren elfmal pro Woche. Morgens von 6.30 Uhr bis neun Uhr, manchmal sogar etwas länger. Nach dem Schwimmen folgt das Landtraining und am Nachmittag sind es dann noch mal zwei Stunden, das ist schon hart. Dennoch kommt man zu alltäglichen Sachen wie Einkaufen, Wohnung putzen und Kochen.

Kristina Smirnov

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