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Zum Abheben. Serge Gnabry feiert sein drittes Tor, später legte der Bayern-Profi noch einmal nach.
© Paul Childs/Reuters

FC Bayern München deklassiert Tottenham: Es kann der Beginn einer neuen Ära sein

Der Deutsche Meister spielt beim 7:2 in Tottenham so stark auf wie noch nie unter unter Niko Kovac. Halten die Bayern das Niveau? Ein Kommentar.

Herzergreifend sangen sie, die Fans der Spurs. „Oh, when the Spurs go marching in“. Doch das war eindeutig zu früh gesungen. Zum Zeitpunkt des Fan-Chors führte das Traditionsteam aus London zwar 1:0 gegen den FC Bayern, nachdem Heung-Min Son seine bereits dritte glasklare Torchance dann doch zum 1:0 für Tottenham Hotspur vorbei am starken Manuel Neuer ins Bayern-Tor geschossen hatte, danach aber kam der Meister aus München ist Rollen.

2:1 zur Pause, 7:2 am Ende - in einem Spitzenspiel der Champions League. In Tottenham, wo sie in dieser Saison noch nicht daheim verloren hatten. Von sieben Gegentoren ganz zu schweigen. Schon weit vor Serge Gnabrys viertem Treffer in der 88. Spielminute flüchteten die Fans aus dem Stadion. Singen wollte keiner mehr nach dieser Demonstration des Meisters aus der Bundesliga

Noch nie haben die Bayern unter Trainer Niko Kovac so entfesselt aufgespielt wie in ihren grandiosen 60 Minuten von London. Dabei waren sie eher schludrig in das Spiel gestartet, zogen dann aber alles an sich. Mit Ballbesitz und Zielstrebigkeit gegen einen, spätestens nach vier Gegentoren, verzweifelt jede Ordnung vergessenden Gegner.

Aber trotzdem muss man so etwas erst einmal so zielstrebig mit so viel Drive zum Tor nutzen wie die Mannschaft von Kovac am Dienstag. Das waren die alten neuen Bayern. Und sie stehen dem deutschen Fußball sehr gut zu Gesicht.

Dass sie nach solchen Momenten abheben, das gehört auch zu den Bayern. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hatte einen „historischen Tag für Bayern München“ an einem „denkwürdigen Abend“ gesehen, an dem die Bayern „Geschichte geschrieben hätten“. Die Freude sei ihnen gegönnt, wobei es auch für das 7:2 von Tottenham nur drei Punkte in der Gruppenphase gab und nicht mehr.

Kann Bayern unter Kovac diese Leistung wiederholen?

Es ist auch vor dieser Saison viel darüber gesprochen worden, dass die Bundesliga-Klubs in der Champions League aufgrund ihrer finanziellen Möglichkeiten nicht mit den ganz Großen mithalten können. Leverkusen, Leipzig oder Dortmund wäre so ein Auftritt wie der vom FC Bayern in London wohl kaum gelungen, aber wenn sie in München ihre Klasse auf ganz hohem Niveau abrufen, dann wird es eben für jeden Gegner gefährlich.

Das hat der Dienstag gezeigt. Mehr noch nicht, denn nun steht die spannende Frage im Raum, ob die Mannschaft das unter Kovac auch weiter so durchziehen kann oder ob sich phasenweise auch mal wieder Lethargie breit macht, wie zum Beispiel jüngst in der zweiten Halbzeit beim Spiel in Leipzig (1:1).

Es ist aber gut möglich, dass die Demonstration vom Dienstag der Anfang einer neuen Ära in München ist - denn dieser Erfolg ist auch eine Befreiung, sollte alle Bayern-Selbstzweifel zerstören. Wie sagte Manuel Neuer so schön nach dem Spiel: Es sei an der Zeit gewesen, mal wieder ein „Ausrufezeichen“ zu setzen. „Wir hoffen, dass wir unseren Fans noch mehr solcher Momente bieten können.“

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