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Für ihn gab's kein Halten: Serge Gnabry schoss Bayern München in London zum Sieg.
© Matthias Balk/dpa
Update

Gnabry mit Viererpack: Bayern mit fulminantem 7:2-Sieg in Tottenham

Vor wenigen Monaten stand Tottenham Hotspur noch im Champions-League-Finale. Jetzt fertigt Bayern München die Londoner in ihrem Stadion ab.

Siege, schön und gut. Doch wenn der FC Bayern München Fußball spielt, dann ist der Anspruch ein noch höherer: Der Ball soll laufen, der Gegner bitteschön auch, und alles, was auf dem Feld passiert, das haben die Roten zu bestimmen. Das erklärt vielleicht auch ein Stück weit, warum bei den Münchnern trotz des überaus ordentlichen Saisonstarts bislang noch nicht die volle Zufriedenheit eingekehrt ist. „Wir haben es in dieser Saison noch nicht geschafft, ein Spiel über 90 Minuten dominant zu bestreiten“, hatte sich jüngst Joshua Kimmich beklagt.

Auch im zweiten Gruppenspiel der Champions League gegen Tottenham Hotspur, einen Gegner, den man ungern groß aufspielen lässt, hörte sich Dominanz und Ballbesitz nicht nach der schlechtesten Idee an. Und das spektakuläre 7:2 (2:1) dürfte wohl wenig Wünsche offenlassen. „Ich denke, wir haben eine super Performance geleistet“, sagte Serge Gnabry, der gleich viermal traf, nach dem Spiel bei Dazn. „So kommt auch so ein Ergebnis zustande.“

Zunächst sah das noch ein wenig anders aus. Von bayerischem Druck war wenig zu spüren, das Geschehen spielte sich vor allem um den Strafraum der Münchner ab. Da hatten die Bayern Probleme, sich spielerisch gegen das aggressive Pressing der Spurs zu wehren.

So war vor allem Manuel Neuer gefragt: Zweimal stand der Nationaltorhüter dem ehemaligen Bundesliga-Stürmer Heung-Min Son im Weg, der sich beide Male im Rücken der Bayern-Kette davongeschlichen hatte. Neuer klärte erst mit dem Fuß, dann mit der Hand – und beim dritten Mal dann gar nicht mehr: Corentin Tolisso konnte dem Druck der Spurs am eigenen Strafraum nicht standhalten, verschlampte mit einem Fehlpass den Ball, und ein schnelles Anspiel von Tanguy Ndombelé später schob Son den Ball ins Tor.

Doch die Bayern schlugen sofort zurück: Als sie per Konter das hohe Angriffspressing der Londoner doch einmal überspielten und die Spurs am Strafraum nur halbwegs klären konnten, schnappte sich Kimmich den Ball, verlud seinen Gegenspieler per Körpertäuschung und zimmerte den Ball aus etwa 23 Metern ins rechte untere Eck. Der Ausgleich beruhigte das Spiel nur wenig, Tottenham machte munter weiter: David Alaba musste vor der Linie klären, als Harry Kane bereits Neuer umkurvt hatte, Ndombelé brachte den Ball freistehend aus elf Metern nicht am Bayern-Torwart vorbei.

Sieben Ausrufezeichen

Nach einer halben Stunde beruhigte sich das Spiel und Bayern übernahm mehr und mehr die Kontrolle. So wie man sich das eben vorstellt in München. Und kurz vor der Halbzeit war dann Robert Lewandowski zur Stelle: Der so formstarke Angreifer stibitzte sich im Gewühl den Ball, drehte sich am Strafraumrand und jagte den Ball flach zur 2:1-Führung ins Eck.

Wie oft hat man bei solchen Treffern kurz vor der Halbzeit schon vom ominösen „psychologisch wertvollen Zeitpunkt“ gehört, der den Gegner noch zu Beginn der zweiten Halbzeit lähmt. Nun ja. Die Bayern machten aus dem 2:1 jedenfalls innerhalb von zehn Minuten nach Wiederanpfiff ein 4:1. Gnabry schoss erst im Solo den linken Flügel entlang und dann den Ball zum 3:1 ins Eck, keine zwei Minuten später legte er auf Vorlage von Tolisso noch seinen zweiten Treffer nach.

Jubel, Trubel, Heiterkeit: Die Bayern hatten gegen Tottenham gleich siebenfachen Grund zur Freude.
Jubel, Trubel, Heiterkeit: Die Bayern hatten gegen Tottenham gleich siebenfachen Grund zur Freude.
© Matthias Balk/dpa

Auf einmal sah in London alles nach einem echten Ausrufezeichen der Bayern in Richtung Liverpool, Barcelona oder Turin aus. Aber Tottenham machte daraus schnell wieder ein Fragezeichen: Nachdem Kingsley Comans Fuß im Strafraum Bekanntschaft mit dem von Danny Rose gemacht hatte, verwandelte Kane den folgenden Elfmeter nach einer Stunde sicher.

Und die Spurs blieben gefährlich. Moussa Sissokos Direktabnahme verfehlte jedoch das Tor, und Neuer wischte einen Fernschuss von Christian Eriksen über die Querlatte. Die Bayern machten deshalb, was die Bayern eben so machen – oder machen wollen: Sie spielten das Ergebnis nicht nur nach Hause, sondern dominierten. Gnabry legte noch zweimal nach, Lewandowski durfte auch noch einmal. Aus dem 4:2 wurde ein 7:2 und aus dem Fragezeichen sieben Ausrufezeichen. (Tsp)

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