Berliner chancenlos gegen Dortmunds Angreifer: Erling Haaland fertigt Hertha BSC ab
Hertha BSC unterliegt dem BVB deutlich. Der Grund ist ein 20 Jahre alter Norweger mit unbändiger Lust am Toreschießen.
Erling Haaland blickte noch einmal kurz nach rechts, um sicher zu gehen, dass er niemanden übersehen hatte. Doch da war wirklich niemand in Gelb. Also schritt Haaland, der Stürmer von Borussia Dortmund, zur Exekution. Er holte aus, mit seinem starken linken Fuß, und trat den Ball mit Wucht und Präzision ins lange Eck.
Exakt vier Minuten waren in diesem Moment vergangen, seitdem Hertha BSC mit einer 1:0-Pausenführung in die zweite Hälfte gegangen war. Vier Minuten später war nicht nur die Führung futsch, der BVB führte sogar 2:1. Durch zwei Tore von Erling Haaland. Am Ende waren es sogar vier Treffer, die der Norweger zum 5:2 (0:1)-Sieg seiner Mannschaft in Berlin beitrug.
[Mehr guten Sport aus lokaler Sicht finden Sie – wie auch Politik und Kultur – in unseren Leute-Newslettern aus den zwölf Berliner Bezirken. Hier kostenlos zu bestellen: leute.tagesspiegel.de]
Herthas Trainer Bruno Labbadia hatte seine Mannschaft nach dem Auswärtssieg in Augsburg nur auf einer Position verändert. Für den verletzten Jhon Cordoba spielte Krzysztof Piatek als zweiter Stürmer. Bei den Dortmundern drehte sich alles eher um einen Spieler, der - noch - nicht spielte. Youssoufa Moukoko, am Freitag 16 Jahre alt geworden, stand erstmals bei einem Bundesligaspiel im Kader, saß als Ersatzmann allerdings zunächst auf der Tribüne. Und das in prominenter Gesellschaft. Auch Giovanni Reyna, Thorgan Hazard und Jadon Sancho hatten es nicht in die Startelf des BVB geschafft. Der Kader, dem Herthas früherer Trainer Lucien Favre vorsteht, verfügt eben über außergewöhnliche Qualität, vor allem in der Offensive. Trotzdem taten sich die Gäste im geisterleeren Olympiastadion zunächst schwer. Hertha machte es sehr gut, verteidigte im Team sehr diszipliniert und mit der nötigen Entschlossenheit. So wie Innenverteidiger Omar Alderete, der es zumeist mit Dortmunds Sturmtank Haaland zu tun hatte – und die Aufgabe in der ersten Hälfte zur allgemeinen Zufriedenheit erledigte. Aber komplett ausschalten kann man ihn eben nicht.
Hertha verteidigte in der ersten Hälfte keineswegs mit Mann und Maus, die Berliner spielten auch anständigen Fußball, bauten von hinten geschickt auf und ließen den Ball phasenweise gut laufen. Sie waren es auch, die nach knapp zehn Minuten den ersten Abschluss verzeichnen konnten. Nach einem Konter versuchte es Dodi Lukebakio aus der Distanz, setzte den Ball aber deutlich über das Tor.
Wenn Sie alle aktuellen Entwicklungen zur Coronavirus-Pandemie live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräteherunterladen können (Link: https://app.adjust.com/3cue8rp?campaign=Textlink) ]
Gleich darauf eröffnete Thomas Meunier, Linksverteidiger des BVB, Hertha die nächste Gelegenheit, als er den Ball im eigenen Strafraum zu Piatek passte. Der Pole, erstmals seit dem zweiten Spieltag wieder in der Startelf, machte allerdings aus dem Geschenk zu wenig. Nach seinem Zuspiel auf Vladimir Darida wurde dessen Schuss geblockt. Und als Matheus Cunha von Matteo Guendouzi freigespielt wurde, brachte Dortmunds Abwehrspieler Manuel Akanji seinen Fuß noch an den Ball.
Nach etwas mehr als einer halben Stunde aber konnte kein Dortmunder mehr störend eingreifen. Lukebakio passte zu Cunha, und da Mats Hummels ihn nicht entschlossen genug attackierte, versuchte er es einfach selbst und schlenzte den Ball aus 22 Metern perfekt neben den Pfosten zur 1:0-Führung für seine Mannschaft. Es war der fünfte Saisontreffer des Brasilianers.
Mit ihrem überraschenden 1:1 am Nachmittag gegen Werder Bremen hatten die Bayern den Dortmundern eigentlich die perfekte Vorlage gegeben. Doch der BVB machte vor der Pause nicht den Eindruck, diese Vorlage mit aller Macht nutzen zu wollen. Die beste Chance hatte er in der Nachspielzeit der ersten Hälfte, als Haaland nur noch das leere Tor vor sich hatte, seine Füße aber nicht mehr rechtzeitig sortiert bekam.
Gleich nach der Pause hatte Dortmunds Stürmer dann keine Probleme mehr mit der Koordination. Der Schwierigkeitsgrad war nach einer schönen Kombination über Marco Reus und Emre Can über Herthas linke Abwehrseite allerdings auch nicht mehr allzu groß. Haaland musste den Ball am langen Pfosten nur noch über die Linie stupsen.
Und das war erst der Anfang. Kurz darauf brachte Dortmunds Stürmer sein Team nach einem Konter in Führung. Alderete hatte vergeblich auf Abseits spekuliert. Und nach einer Stunde erlief Haaland einen schlampigen Pass von Marvin Plattenhardt und erzielte im Anschluss sein drittes Tor. Eine Viertelstunde hatte er für seinen Hattrick gebraucht.
Das Spiel war damit entschieden, blieb aber unterhaltsam. Raphael Guerreiro traf im Sitzen zum 4:1. Und nachdem Cunha mit einem Foulelfmeter verkürzt hatte, gelang Haaland noch in derselben Minute der Treffer zum 5:2-Endstand. Spannend war jetzt nur noch eine Frage: Würde Youssoufa Moukoko als dann jüngster Spieler der Bundesligageschichte noch zu seinem Debüt kommen würde. Sechs Minuten vor dem Ende war es so weit. Moukoko kam für Haaland.