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V wie Victory. Herthas Trainer Dardai kennt die süßen Freuden eines Pokalsiegs bereits aus dem Juniorenbereich. Nun will er Herthas A-Mannschaft ins Pokalfinale führen.
© dpa/Dedert

Pokal: Hertha BSC beim 1. FC Nürnberg: Episode 46: Das Erwachen der Macht

Als Spieler hat Pal Dardai an Herthas unheilvoller Pokalgeschichte mitgewerkelt – als Trainer will er sie neu schreiben. Das nächste Kapitel steht heute in Nürnberg an.

Hertha und der Pokal – das hat in der jüngeren Vergangenheit nicht ganz so gut zusammengepasst. Vielleicht lässt sich das Schicksal so erklären, dass Berlins führendes Fußball-Unternehmen dabei nur selten im eigenen Stadion zu Werke ging. Seit der letzten großen Zeitenwende, dem Bundesligaaufstieg 1997 nach vielen Jahren nahe der sportlichen Bedeutungslosigkeit, hatten die Berliner in 45 Pokalspielen erst viermal Heimrecht. In diesem Wettbewerb genießen Amateurvereine, egal in welcher Reihenfolge gelost wird, nunmal Heimrecht. Und Hertha begleitet eben seit einer gefühlten Ewigkeit die Angewohnheit, sich in der ersten oder spätestens zweiten Pokalrunde zu verabschieden – vorzugsweise bei unterklassiger Gegnerschaft.

Da passt es ganz gut, dass Hertha am Mittwoch (19 Uhr/live auf Sky) beim 1. FC Nürnberg, einem Zweitligisten, anzutreten hat. Doch in dieser so formidabel verlaufenden Spielzeit wäre es enttäuschend, sollte sich Geschichte wiederholen und Hertha als Tabellendritter der Bundesliga ausscheiden. „Es ist ein wichtiges Spiel für uns und unsere Fans“, sagt Pal Dardai. Als Rekordspieler Herthas hat er lange mitgewerkelt an der ganz speziellen Pokalhistorie des Vereins. „Da musst du gewinnen“, sagt er jetzt als Trainer: „Egal wie. Wir wollen im Pokal überwintern.“

Eigentlich will Hertha noch ein Stückchen mehr. Bereits im Sommer 2015, also vor dieser Spielzeit, hat Pal Dardai den ganz persönlichen Wunsch geäußert, das Pokalfinale im Mai 2016 zu erreichen. Viele haben das damals mehr oder minder offen belächelt. Doch inzwischen ist den Berlinern beinahe alles zuzutrauen. Dardai sagt, der Einzug ins Pokalfinale sei kein Druck, „das ist mein Ziel“.

Und Ziele müsse man frühzeitig formulieren. So hat es Dardai schon als Trainer von Herthas U-15-Mannschaft gehandhabt. Auch dort habe er zu Beginn der Saison seine Mannschaft auf ein großes Ziel eingeschworen, auf den Gewinn des deutschlandweit ausgespielten Premier Cups. „Ich habe mit den Jungs ein Jahr lang darüber gesprochen, immer wieder. Mentale Vorbereitung ist wichtig“, erzählt Dardai. Tatsächlich gewann sein Team am Ostersonntag 2014 diesen Pokal und erreichte damit das Weltfinale in Manchester. „Und so ist das bei den großen Jungs, also bei den Männern, auch.“

Doch Nürnberg ist nicht zu unterschätzen. Acht Meisterschaftsspiele hat der Club nicht mehr verloren, die jüngsten vier in Folge sogar gewonnen. Am vergangenen Sonntag besiegte die Mannschaft von Trainer René Weiler den bisherigen Tabellenführer SC Freiburg. „Nürnberg und wir haben gerade gute Phasen“, sagt Dardai. Und außerdem: „Nach meiner Erfahrung gibt es im Pokal keine Favoriten.“

Grundsätzlich aber ist der 39-jährige Ungar guten Mutes. Nürnberg verfüge über eine organisiert und diszipliniert spielende Mannschaft, aber die Aufgabe sei machbar. „Wir wissen, was wir dafür machen müssen“, sagt Dardai. Gut möglich, dass er – anders als zuletzt in Darmstadt – mit seinen Angreifern Vedad Ibisevic und Salomon Kalou als Doppelspitze beginnen wird. „Mit einer Mischung aus kämpferischen und spielerischen Momenten sollten wir es schaffen“, sagt Dardai.

Gegner Nürnberg ist seit acht Spielen ungeschlagen

Michael Preetz hat inzwischen das Überwintern im Pokalwettbewerb als ein „ganz zentrales Anliegen“ ausgerufen. Dass es für Dardais Mannschaft in den ersten beiden Pokalrunden jeweils gegen Zweitligisten (Arminia Bielefeld, FSV Frankfurt) eng und schwierig gewesen ist, hat Herthas Manager nicht verdrängt. Aber die Chancen stünden gut, das Achtelfinale siegreich zu gestalten. Zuletzt hatten die Berliner ein Pokalviertelfinale in der Spielzeit 2011/12 erreichen können. Damals scheiterte Hertha Anfang Februar 2012 in einem der seltenen Pokal-Heimspiele an Borussia Mönchengladbach in der Verlängerung 0:2. Dieses Mal aber soll es klappen. „Wir sind alle aufgeladen“, sagt Preetz und stellt beschwingt eine Prämienzahlung in Aussicht.

Mit einem Sieg über Nürnberg würde Hertha das Viertelfinale erreichen, das dann am 9. oder am 10. Februar 2016 ausgespielt wird. Die Halbfinals finden am 19. und 20. April statt, das Finale steigt am 21. Mai 2016 im Olympiastadion. Sollte Hertha das erreichen, ginge auch Alexander Baumjohanns Wunsch nach einem Heimrecht im Pokalwettbewerb ganz sicher in Erfüllung. Als die Berliner Anfang November für das Achtelfinale dem 1. FC Nürnberg zugelost wurden, hatte der Mittelfeldspieler getwittert: „Schade, leider wieder kein Heimspiel! Ich glaube dafür müssen wir wirklich bis ins Finale kommen!“

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