Der 1. FC Union gegen Borussia Dortmund: Englische Woche mit besonderen Maßnahmen
Für die angestrebte Europapokal-Qualifikation will der 1. FC Union auch beim BVB punkten. Danach begibt sich die Mannschaft in eine freiwillige Isolation.
Leon Dajaku war ungefähr 500 Kilometer entfernt von Berlin, als ihn das positive Testergebnis erreichte. Der 20 Jahre alte Offensivspieler des 1. FC Union arbeitet nach seiner Bänderverletzung in Stuttgart an seinem Comeback und sein Arbeitgeber wird froh gewesen sein, dass sich das Gesundheitsamt aufgrund der großen räumlichen Distanz erst gar nicht mit der Frage nach einer Mannschaftsquarantäne beim Berliner Fußball-Bundesligisten beschäftigen musste.
Hertha BSC, Holstein Kiel, Karlsruher SC, SV Sandhausen – die Liste der deutschen Profiklubs, die aktuell wegen einer Häufung von Coronavirus-Infektionen nicht am Spielbetrieb teilnehmen können, ist in den vergangenen Wochen deutlich gewachsen. Auf die immer höheren Inzidenzen und das gesteigerte Risiko reagiert Union in dieser Englischen Woche mit einer Selbstisolierung. „Wir machen das, obwohl es nicht vorgeschrieben ist, auch zum Selbstschutz“, sagte Manager Oliver Ruhnert der dpa.
Am Dienstag machten sich alle einsatzfähigen Spieler, die Trainer und der Großteil des Betreuerstabes auf den Weg in den Westen, wo an diesem Mittwochabend (20.30 Uhr, Sky) das Auswärtsspiel bei Borussia Dortmund stattfindet. Am Donnerstag kehrt der Tross nach Berlin zurück, bleibt aber bis Samstag in einem Hotel unter sich. Selbst zu den verletzten Spielern oder den nicht mitgereisten Betreuern soll kein direkter Kontakt bestehen. „Wir gehen uns aus dem Weg“, sagte Trainer Urs Fischer. Erst nach dem Heimspiel gegen Werder Bremen dürfen die Spieler, die mittlerweile täglich getestet werden, zurück zu ihren Familien.
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Allerdings berät die Deutsche Fußball-Liga (DFL) in dieser Woche über verpflichtende Quarantäne-Trainingslager für alle Mannschaften der ersten und zweiten Bundesliga, um das Infektionsrisiko im Saisonendspurt zu reduzieren. Eine solche Isolation könnte die letzten zwei oder drei Spieltage betreffen. In diesem Fall würde für die Berliner bis zum geplanten Saisonende am 22. Mai nicht mehr viel Zeit in den eigenen vier Wänden bleiben.
„Sollte es so eintreffen, werden wir versuchen, das bestmöglich umzusetzen“, sagte Fischer. Es sei eine spezielle Situation und auch für die Spieler wäre eine weitere Isolation fernab der Familien sicher nicht einfach. „Aber wir sind nach wie vor in einer privilegierten Position und können unseren Beruf ausüben.“
Die Vorbereitung auf das Spiel beim BVB wird ohnehin noch wie gewohnt ablaufen. In der Vorsaison haben die Berliner im damals noch vollen Westfalenstadion beim 0:5 ihre höchste Bundesliga-Niederlage kassiert und auch wenn sie beide Heimspiele gegen Dortmund gewinnen konnten, gehen sie am Mittwoch als klarer Außenseiter auf den Rasen. „Für Dortmund geht es noch um die Champions-League-Plätze und wir wissen, was uns erwartet“, sagte Fischer. „Da kommt Geschwindigkeit, da kommt Präzision.“
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Bei allem Respekt vor Erling Haaland, Jadon Sancho und dem Rest der hochveranlagten BVB-Mannschaft geht Union mittlerweile aber auch solche Aufgaben mit einem gewissen Selbstvertrauen an. Um die anvisierte Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb zu erreichen, müssen die Berliner an den letzten fünf Spieltagen zwangsläufig auch gegen Spitzenteams punkten. „Ich habe nicht Angst vorm Restprogramm“, sagte Fischer. Sein Team sei in dieser Saison gereift und „wir werden auch dieses Spiel so angehen, wie wir es immer gemacht haben“.
Personell ist die Ausgangslage unverändert. Mit Anthony Ujah, Taiwo Awoniyi, Sheraldo Becker und Leon Dajaku fehlen vier Offensivspieler. Dennoch könnte Unions Trainer angesichts der ungewohnten Belastung von drei Spielen in acht Tagen auf einigen Positionen rotieren. „Vor dem Spiel gegen Bremen ist die Zeit noch etwas kürzer, aber es ist gut möglich, dass wir schon gegen Dortmund die eine oder andere Änderung vornehmen“, sagte Fischer.