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Die Fans von Energie Cottbus sehnen einen Erfolg gegen Flensburg herbei.
© dpa

Dritte Liga: Energie Cottbus will endlich mal wieder aufsteigen

Energie Cottbus hat schwere Jahre hinter sich gebracht. Nun kann der Klub zumindest die Rückkehr in die Dritte Liga schaffen.

Damit ein Trainer bereits nach gut 30 Minuten wie von einem Schwarm Hummeln verfolgt in den Mittelkreis sprintet, braucht es – erstens – einen emotionalen und leicht verrückten Trainer, und – zweitens – ein besonderes Ereignis auf dem Rasen. Beides traf auf Energie Cottbus am vergangenen Donnerstagabend in der 37. Minute des Relegationshinspiels gegen Weiche Flensburg zu.

Maximilian Zimmer hatte soeben das Tor zum 3:0 für Cottbus geschossen und die so gefürchtete Relegation um den Aufstieg in die Dritte Liga damit fast schon entschieden. Nach nicht mal einer kompletten Halbzeit. Mit einem Freistoß, den er Tage zuvor mit eben jenem Trainer nochmal einstudiert hatte. All diese Glücksgefühle ließen Claus-Dieter Wollitz aus seiner Coaching-Zone ausbrechen und den Moment mit Zimmer in der Spielfeldmitte feiern.

Dass die Feierlichkeiten nach Abpfiff schon nicht mehr ganz so entfesselt ausfielen, lag an den beiden späten Gegentoren in der zweiten Halbzeit, die die Lausitzer letztlich doch nur mit einem 3:2-Vorsprung in das Rückspiel an diesem Sonntag (14 Uhr/RBB) im Stadion der Freundschaft gehen lassen. Wollitz wollte sich den schönen Sieg im ersten Spiel aber keineswegs schlecht reden lassen.

„Man hat nicht immer so einen Schokoladentag, dass einem der Ball vom Gegenspieler vor die Füße springt wie vor dem 2:0. Oder dass man einen Freistoß so verwandeln kann wie vor dem 3:0“, sagte der 52-Jährige und plädierte für etwas mehr Dankbarkeit im Umgang mit diesem Ergebnis. „Wir hätten das besser verteidigen können. Aber über 90 Minuten konstant durchzuspielen, das schaffen manchmal nicht mal Nationalspieler.“ Unterm Strich stehe da immer noch ein Sieg mit drei Auswärtstoren, betonte Wollitz. „Es gibt Schlimmeres.“

In sieben Jahren von der Bundesliga bis in die Vierte Liga

Das gibt es wahrhaftig. Der FC Energie hat es selbst erlebt. Innerhalb von sieben Jahren war der Verein von der Bundesliga bis in die Vierte Liga abgestürzt und hatte befürchten müssen, nie wieder zurückzukehren in den Profifußball. Dass der Klub nun die Chance hat, die 2009 begonnene Talfahrt zu stoppen und erstmals seit 2006 wieder einen Aufstieg zu bejubeln, liegt nicht zuletzt an Wollitz. Der ehemalige Mittelfeldspieler von Osnabrück, Köln, Kaiserslautern, Wolfsburg, Uerdingen und Hertha BSC hatte nach dem Abstieg in die Regionalliga vor zwei Jahren eine neue Mannschaft aus dem Boden gestampft und eine neue Euphorie in der Lausitz entfacht.

„Die Mannschaft hat es verstanden, den Leuten in diesen zwei Jahren das zu geben, wofür man ins Stadion geht“, sagt Wollitz. „Leidenschaft, Gier, Identifikation und Zusammenhalt.“ Die Fans honorieren das. Für das entscheidende Spiel am Sonntag im 20 000 Zuschauer fassenden Stadion in Cottbus gibt es seit Wochen keine Karten mehr. Mindestens 30 000 Tickets hätte der Verein verkaufen können.

Mit dieser Unterstützung will Energie Cottbus den Aufstieg über die Ziellinie bringen, der so existenziell wäre. Noch vor einem Jahr hatte ein anonymer Gönner Genussscheine in Höhe von einer halben Million Euro ausstellen müssen, um den Verein am Leben zu halten. Präsident Michael Wahlich betont zwar, dass der FC Energie auch für ein weiteres Jahr in der Regionalliga gerüstet wäre. Die Mannschaft aber könnte der Klub dort kaum zusammenhalten, zu viele Verträge sind an einen positiven Saisonausgang geknüpft.

Auch Wollitz’ Vertrag würde sich erst im Fall des Aufstiegs in die Dritte Liga automatisch verlängern. Dafür bräuchte Cottbus aber eben einen weiteren Schokoladentag.

Steven Wiesner

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