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In der riesigen Arena am Ostbahnhof war bei 700 Zuschauern mehr als genug Platz für ausreichende Abstände.
© imago images/Camera 4

Erstes Heimspiel von Alba Berlin seit März: Endlich wieder Fans, nur wie lange noch?

Die Basketballer von Alba freuen sich trotz der Niederlage gegen Bayern über das Wiedersehen mit ihren Fans. Zukunftsprognosen wagt aber niemand.

Eines hat das erste Heimspiel von Alba Berlin unter Pandemie-Bedingungen deutlich gezeigt: Gegen Bayern München reichen auch 700 Zuschauer in der Arena am Ostbahnhof, um den Gästen unmissverständlich klar zu machen, dass man sie hier nicht sonderlich gut leiden kann.

Das Spiel war längst zugunsten der überlegenen Münchner entschieden, da ließ sich Wade Baldwin auf ein kleines Scharmützel mit dem Publikum ein und gestikulierte in Richtung Tribüne. "Redet ihr mal", sollte die Handbewegung wohl bedeuten und damit reihte er sich sofort hinter den etablierten Feindbildern Nihad Djedovic und Vladimir Lucic in die Riege der Spieler ein, die von den Alba-Fans konsequent ausgepfiffen werden.

An der Stimmung lag es sicherlich nicht, dass die Berliner auch ihr zweites Euroleague-Spiel in dieser Saison verloren. Und doch waren es gewöhnungsbedürftige Bedingungen an diesem Freitagabend.

Wo sich vor der Halle normalerweise lange Schlangen bilden, waren kaum Fans zu sehen. Am Eingang wurde Fieber gemessen, alle Zuschauer trugen das gesamte Spiel über Masken und in einer Arena mit 14.500 Plätzen sahen die 700 Anwesenden ziemlich verloren aus, auch wenn überhaupt nur die Haupt- und die Gegentribüne geöffnet waren.

Die Berliner Spieler freuten sich dennoch, dass sie überhaupt mal wieder vor Zuschauern spielen konnten. Denn saisonübergreifend fanden die letzten elf Spiele vor leeren Rängen statt. "Ich habe mich nicht geärgert, dass keine 10.000 da waren, sondern eher über die 700 gefreut", sagte Jonas Mattisseck. "Wir haben unsere Fans sehr vermisst und sie haben, obwohl sie nicht so viele waren, extrem geile Stimmung gemacht. Das gibt uns Kraft für die nächsten Spiele."

Ob Alba dann jedoch erneut in den Genuss von Zuschauern kommt, ist momentan alles andere als sicher. Zwar geht Alba für die Heimspiele im Oktober jeweils von 700 Zuschauern aus, darauf wetten würde angesichts der aktuellen Coronavirus-Situation aber wohl niemand.

In ganz Deutschland steigen die Infektionszahlen deutlich an, Berlin als Gesamtes und der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg liegen (Stand 9. Oktober) über der kritischen Schwelle von 50 Infektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen. Seit Samstag gilt in der Stadt eine verschärfte Infektionsschutzverordnung samt gastronomischer Sperrstunde und Kontaktbeschränkungen. In der Fußball-Bundesliga werden die Spiele ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von 35 unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgetragen.

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Dass die Basketball-Euroleague regulär ohne Absagen oder Spielverlegungen durchgeführt wird, ist ausgeschlossen. Aktuell gelten bis auf München, Mailand, Piräus und Athen alle weiteren Standorte als Risikogebiete. Mit Sondergenehmigungen und strikten Sicherheitsrichtlinien ist es den Teams zwar erlaubt, dort ein- und auch wieder auszureisen. Sollte sich die Situation aber weiter verschärfen, könnten auch diese Absprachen hinfällig werden.

So viel Platz wie Neuzugang Simone Fontecchio hatte Alba in Korbnähe nur ganz selten.
So viel Platz wie Neuzugang Simone Fontecchio hatte Alba in Korbnähe nur ganz selten.
© imago images/Camera 4

Die Saison läuft gerade mal eine Woche und doch gibt es bereits positive Fälle in mindestens fünf Teams. Im Eurocup, für den die selben Regeln gelten wie für die Euroleague, verlor Olimpija Ljubljana kürzlich 0:20 am Grünen Tisch, weil das Team aufgrund einer Corona-Infektion eines Spielers und der vom Gesundheitsamt angeordneten Quarantäne nicht zum Auswärtsspiel in die Türkei reisen durfte. Die Organisatoren wollen die Wettbewerbe auch aus finanziellen Gründen unbedingt durchführen, das gesamte Konstrukt ist aber sehr fragil.

Das ist sicherlich auch den Berliner Spielern und Verantwortlichen bewusst. Marco Baldi jedenfalls will keine Prognosen über die nähere Zukunft abgeben. "Das ist eine Zeit der Demut, in der wir an Sachen arbeiten, die unbekannt sind. Der Blick in die Glaskugel bringt nichts", sagt Albas Manager.

Und auch Mattisseck konzentriert sich lieber auf die Dinge, die er selbst beeinflussen kann, als auf die Frage, ob Zuschauer zugelassen werden oder nicht. "Das ist Sache der Politik. Alba und der Senat arbeiten da akribisch zusammen. Wir haben eine sehr große Halle und hoffen natürlich, dass wir viele Fans dabei haben können."

Das nächste Heimspiel steht schon am kommenden Dienstag (20 Uhr) gegen Anadolu Istanbul auf dem Programm. Alba hat seine Hausaufgaben gemacht, das Hygienekonzept hat funktioniert, die Fans haben nicht gesungen, es gab nur sehr vereinzelte Rufe, Abstände und Maskenpflicht wurde eingehalten. Alles weitere entscheiden andere.

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