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Klare Meinung. Deutschland weiß jetzt, welche Partei Toni Kroos in drei Wochen wählen wird.
© dpa

Toni Kroos und sein Tweet für Merkel: Endlich mal 'ne Meinung!

Alle klagen, dass Fußballer bloß keine Angriffsfläche bieten wollen - bis sie sich mal politisch äußern wie jetzt Nationalspieler Toni Kroos. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stefan Hermanns

Kurz vor dem DFB-Pokal-Finale 1984 ist Helmut Kohl von einem ZDF-Reporter gefragt worden, wem er denn bei dem anstehenden Spiel die Daumen drücke: Bayern München oder Borussia Mönchengladbach? Er sei schon immer Fan von beiden Mannschaften gewesen, antwortete der damalige Bundeskanzler – was nach der Rivalität beider Klubs in den Siebzigern in etwa so war, als hätte er behauptet, er liebe Fleisch und sei Vegetarier. Aber Kohl war eben politischer Profi – und wollte es sich mit niemandem verscherzen.

Inzwischen reden auch Fußballer wie Politiker: Mit vielen Worten wenig sagen, bloß keine Angriffsfläche bieten und immer schön ans eigene Image denken. Schließlich ist jeder Profi im Hochkommerzfußball auch eine Marke, die unter keinen Umständen beschädigt werden darf. Diese Entwicklung ist in den vergangenen Jahren wortreich gegeißelt worden und gipfelt in der Regel in der Klage, dass es im Fußball keine Typen mehr gebe.

Aber wehe, ein Fußballer erlaubt sich mal eine Meinung!

So wie Toni Kroos. Der Nationalspieler hat am Sonntagabend via Twitter so etwas wie eine Wahlempfehlung für Angela Merkel abgegeben. Es war keine besonders gehaltvolle Botschaft. Kroos hat lediglich geschrieben: „Es lebe Angie!!! #TVDuell“.

Es ist nicht grundgesetzwidrig, diese Meinung zu haben. Es ist auch nicht grundgesetzwidrig, als Fußballprofi diese Meinung zu äußern. Genauso wenig ist es grundgesetzwidrig, eine andere Meinung zu haben und diese zu vertreten. Im Idealfall entsteht daraus eine politische Debatte oder ein politischer Streit. Aber streiten heißt eben nicht pöbeln, schimpfen und niedermachen, so wie es nach dem Tweet von Toni Kroos geschehen ist.

Sonst darf sich am Ende auch niemand mehr beschweren, wenn sich Fußballer nur noch im Ungefähren bewegen.

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