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Bleibt vorläufig die Spielstätte von Hertha BSC: das Berliner Olympiastadion.
© Thilo Rückeis

Kein Hertha-Stadion im Olympiapark: Endlich gibt es Klarheit in dieser Wischiwaschi-Debatte

Berlins Sportsenator Geisel schließt eine Fußballarena neben dem Olympiastadion kategorisch aus. Hertha BSC hat sich das selbst zuzuschreiben. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stefan Hermanns

Fast drei Jahre ist es inzwischen her, dass Werner Gegenbauer, der Präsident von Hertha BSC, zum ersten Mal die Idee geäußert hat, dass sein Klub in Berlin ein neues, reines Fußballstadion bauen wolle. Wesentlich vorangekommen ist Hertha in dieser Angelegenheit seitdem nicht, sieht man einmal davon ab, dass der Verein bereits zur Einweihung der neuen Arena eingeladen hat: für den 25. Juli 2025. Um 18 Uhr.

Dass dieser Termin nicht einzuhalten ist, dürften sie bei Hertha schon länger geahnt haben. Jetzt wissen sie es. Berlins Innen- und Sportsenator Andreas Geisel hat im Interview mit dem Tagesspiegel einen Neubau auf dem Olympiagelände, so wie Hertha ihn wünscht, kategorisch ausgeschlossen. So bitter das für den Bundesligisten auch sein mag und so hart, wie diese Botschaft den Klub trifft: Es ist in dieser unendlichen Wischiwaschi-Debatte ein seltener Moment der Klarheit. Wenn Geisel nicht nur seine Privatmeinung kundgetan hat – wie Hertha prompt gemutmaßt hat –, wenn er stattdessen für den gesamten Senat gesprochen hat, dann gäbe es jetzt zumindest eine eindeutige Geschäftsgrundlage, mit der man arbeiten könnte und auf der sich neu verhandeln ließe.

Bis jetzt war die Stadiondebatte eher so etwas wie das Rennen zwischen Hase und Igel – nur unter umgekehrten Vorzeichen. Statt „Ich bin schon da“ heißt es in diesem seltsamen Schauspiel „Ich bin schon wieder weg“, so dass beide Seiten einfach nicht zusammenfinden wollen.

Wirklich überraschend ist das nicht. Beide Seiten verfolgen nun einmal diametral entgegengesetzte Interessen. Natürlich ist es verständlich, dass Hertha wie sämtliche Konkurrenten aus der Bundesliga nicht in einer Leichtathletikarena mit Fußballplatz, sondern in einem reinen Fußballstadion spielen möchte. Ebenso verständlich ist aber, dass der Senat den Klub mit aller Macht als Hauptmieter in dem mit viel öffentlichem Geld modernisierten Olympiastadion halten möchte.

Hertha wird sicherlich irgendwo ein neues Stadion bauen. Aber was macht Berlin dann mit dem Olympiastadion? Ohne den Hauptmieter, der über 5 Mio im Jahr an Miete zahlt, wird das Stadion nicht mehr betriebsfähig gehalten werden können.

schreibt NutzerIn lionfood

Furcht vor leer stehendem Olympiastadion prägt die Politik

Die Furcht vor einem leer stehenden Olympiastadion und den finanziellen Folgen hat die Verhandlungspraxis der Politik von Anfang an geprägt. Längst hat sich der Eindruck verfestigt, dass es dem Senat nur darum geht, den Klub hinzuhalten, die Angelegenheit auszusitzen und Hertha letztlich dazu zu bringen, entnervt aufzugeben. Dazu passt auch das Angebot, die neue Arena statt auf dem Olympiagelände auf dem Flughafen Tegel zu bauen. Wann denn? Am Sankt Nimmerleinstag?

Hertha wiederum hat von Anfang an ausschließlich mit den eigenen Interessen argumentiert und es dabei versäumt, das eigene Interesse zu dem des Senats, der Politik und der Stadt zu machen. Was hat die öffentliche Hand von einer neuen Fußballarena auf städtischem Grund, die allein privatwirtschaftlichen Interessen dient? Dieser Frage hat Hertha viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt – weil der Klub seine eigene Bedeutung maßlos überschätzt hat. Wo Hertha Fußball spielt, das ist in dieser Stadt keine Frage von existenzieller Bedeutung.

Streitobjekt. Hertha BSC und die Politik sind sich in puncto Stadion uneins.
Streitobjekt. Hertha BSC und die Politik sind sich in puncto Stadion uneins.
© Soeren Stache/dpa

In anderen Orten, in Gelsenkirchen, Dortmund oder Kaiserslautern, mag das anders sein. Da kann es sich keine politische Partei erlauben, Politik gegen den führenden Verein der Stadt zu treiben. In Berlin hingegen muss sich keine Partei als Vertreter von Herthas Interessen aufspielen, um auf billige Weise ein paar Wählerstimmen abzugreifen. Die nicht einmal 40.000 Vereinsmitglieder fallen in einer 3,5-Millionen-Stadt kaum ins Gewicht.

Geisels jüngste Einlassungen haben dem Klub wieder einmal vor Augen geführt, dass er in den Verhandlungen mit der Politik ziemlich blank dasteht. Die potenzielle Drohkulisse „Dann gehen wir eben nach Brandenburg“ ist von den eigenen Mitgliedern zertrümmert worden. Hertha hat es auch in diesem Fall versäumt, die eigene Basis rechtzeitig einzubinden. So ist die Stadionfrage inzwischen gleich in mehrfacher Hinsicht ein Musterbeispiel für verpatzte Kommunikation und mangelhafte Kooperation in dieser Stadt. Von allen Beteiligten.

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