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Den Eisbären um James Sharrow (l.) droht in der Champions Hockey League ein frühes Ausscheiden.
© dpa

Die Eisbären in der Champions Hockey League: Ende vor dem Anfang?

Den Eisbären Berlin droht in der Champions Hockey League bereits an diesem Wochenende das Ausscheiden. Sechs Punke gegen Stockholm sollen das verhindern.

Bei den Eisbären Berlin geht es ab sofort um Schnelligkeit. Am kommenden Sonntag wird in der Champions Hockey League (CHL) gegen Djurgarden Stockholm (14.35 Uhr, Arena am Ostbahnhof) erstmals die Geschwindigkeit der Schüsse aufs Tor gemessen. Ein neuer Sponsor macht’s möglich. Im Training am Donnerstag setzte Kapitän André Rankel mit 162,5 Stundenkilometern schon mal eine beachtliche Marke (siehe Eisbären-Blog).

Für die Eisbären kann es allerdings auch in sportlicher Hinsicht am Wochenende ganz schnell gehen. Den Berlinern droht in der CHL bereits das Ausscheiden. Nach zwei Spielen liegt das Team von Trainer Jeff Tomlinson mit nur einem Punkt am Tabellenende der Gruppe D. Sollten am Freitag in Stockholm (20.05 Uhr, live bei Sport 1) und dann im Rückspiel zwei Tage später keine Punkte geholt werden, dürften der Gruppensieg oder wenigstens der zweite Platz in unerreichbare Ferne rücken. „An ein mögliches Ausscheiden denke ich nicht. Ich möchte am Freitag und am Sonntag gewinnen“, sagt Stürmer Rankel.

In den neuen Europapokal-Wettbewerb waren die Eisbären durchaus ambitioniert gestartet. Peter John Lee hatte vor den ersten Spielen vor zwei Wochen erklärt, dass sein Klub die CHL ernst nehmen werde. Daran habe sich auch nichts geändert, versicherte der Manager am Donnerstag. „Wir wollen unbedingt in Europa was reißen. Wenn nicht dieses Jahr, dann eben nächstes.“ Offensichtlich ist, dass nicht nur die Eisbären, sondern auch die anderen deutschen Teilnehmer große Mühe haben, mit der internationalen Konkurrenz mitzuhalten. Von bisher zwölf Spielen haben die sechs Teams aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) nur zwei gewinnen können.

Fast unweigerlich drängt sich da die Frage nach der Terminierung der ersten Begegnungen auf. Zwar haben die nationalen Meisterschaften auch in den anderen europäischen Ligen noch nicht begonnen, die meisten Gegner der DEL-Klubs befinden sich aber schon deutlich länger im Eistraining. Nehmen die deutschen Vereine die CHL womöglich doch nicht ernst genug? Lee beteuert, dass der europäische Wettbewerb zumindest von den Eisbären nicht als Trainingseinheit unter Wettkampfbedingungen angesehen wird. „Die CHL ist keine Vorbereitung. Für uns hat die Saison schon angefangen.“ 

Doch es bleiben einige Fragezeichen. Die CHL will ein Premiumprodukt sein. Eishockeyspiele in den Sommerferien in halbleeren Hallen passen dazu aber nur bedingt. Man stelle sich nur mal vor, die Gruppenphase in der Champions League der Fußballer würde vor den eigentlichen Saisonstart der jeweiligen nationalen Ligen gelegt. Manager Lee mag solche Vergleiche nicht. „Wir haben einen viel dichteren Terminplan im Eishockey“, sagt er und nennt als Beispiel die jährlich stattfindende Weltmeisterschaft in seiner Sportart. Natürlich wäre es schöner, alle CHL-Spiele während der normalen Saison auszutragen und nicht schon davor. Im Moment sei das allerdings nicht möglich. Ohnehin gehe es im ersten Jahr des Bestehens erst einmal darum, die neue Europa-Liga überhaupt zu etablieren – erst finanziell, dann sportlich.

Immerhin: das Medieninteresse an der CHL ist deutlich größer als an der zuvor ausgespielten European Trophy. Das frei empfangbare Fernsehen überträgt sogar in Deutschland einige Spiele. Wenn aber die Erfolge deutscher Mannschaften ausbleiben oder der produzierende TV-Sender den Eindruck hat, bei der CHL handele es sich um eine sportlich eher zweitklassige Veranstaltung, kann sich das alles auch bald wieder ändern. Lee verweist zwar darauf, dass die Play-offs in der Liga mitten im Winter, also zur besten Eishockeyzeit, stattfinden werden. Nur was nützt das, wenn die DEL-Klubs dann schon allesamt ausgeschieden sind?

Soweit muss es natürlich nicht kommen, vier Spiele bleiben zum Beispiel den Eisbären noch. Und die Berliner sehen sich durchaus nicht chancenlos. „Wir haben intensiv gearbeitet. Wir sind gut drauf“, sagt Jeff Tomlinson. Der Trainer der Eisbären hofft darauf, dass ihn seine Spieler am Wochenende gegen Stockholm nicht nur in Sachen Schussgeschwindigkeit überzeugen, sondern auch Punkte holen. Am besten deren sechs.

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