Halbfinale um die Eishockeymeisterschaft: Eisbären unterliegen München 1:2
München ist eben nicht Mannheim: Die Eisbären verlieren ihr erste Heimspiel der Halbfinalserie gegen den Meister knapper, als es das Ergebnis aussagt.
Nachdem der Nachmittag am Berliner Ostbahnhof so verlaufen war, wie sich Don Jackson das vorgestellt hatte, war der Trainer von RB München bester Dinge. Indiz dafür war, dass er seine Aussagen zum zurückliegenden Spiel dauerlächelnd in deutsche Sprache kleidete. Nach Niederlagen hat Jackson in seiner Zeit bei den Eisbären meist Englisch gesprochen. „Es war ein starkes physisches Spiel“, sagte der US-Amerikaner. „Heute ist Sonntag, und am Dienstag wollen wir weiter spielen.“ Zumindest der hintere Teil des Statements war korrekt, er ließe sich noch darum ergänzen, dass die Eisbären am Sonntag 1:2 (1:0, 0:2, 0:0) gegen den von Jackson betreuten Klub aus München verloren haben und es nun 1:1 in der nach dem Modus „Best of Seven“ gespielten Halbfinalserie um die deutsche Eishockeymeisterschaft steht.
Tatsächlich findet das dritte Spiel der Serie am Dienstag statt. Das kommt weniger überraschend als der Umstand, dass die Eisbären am Sonntag im mit 14.200 Zuschauern ausverkauften eigenen Haus dem Gegner so klar unterlegen waren. Am Freitag hatten sie Jacksons Team noch in München 3:2 nach Verlängerung bezwungen. Aber damit hätten sie den Meister und Favoriten wohl provoziert, glaubt Frank Hördler. Der Berliner Verteidiger sagte nach dem 1:2 vom Sonntag: „Das ist ein absolut gutes Team, es ist heute so gekommen, wie man es befürchten konnte.“
Don Jackson hatte eben gewusst, was zu tun war. Das Spiel verfolgte er konzentriert und mit stoischer Ruhe an der Spielerbank der Gäste. Schräg über seinem Kopf prangten die fünf Banner an der Decke, die Spielern gewidmet sind, die in Jacksons Zeit bei den Eisbären aktiv waren. In der Zeit, in der ihnen der US-Amerikaner in sechs Jahren Amtszeit fünf Meisterschaften bescherte. Gefühlt hätte Jackson in Berlin auch eine sichtbare Würdigung verdient, aber bei Trainern gibt es eben keine Trikotnummer, die sich an die Hallendecke ziehen ließe.
Bis zu einer Sammlung von fünf Titeln wie in Berlin hat es Jackson in München noch weit, wobei der zweite Titel in Folge durchaus in Reichweite ist für ihn, denn im zweiten Spiel der Serie gegen die Berliner demonstrierte Jacksons Team die bessere Spielkultur. Im ersten Spiel am Freitag hatten die Münchner nach ihrer langen Pause aufgrund ihrer kurzen Viertelfinalserie gegen Bremerhaven (vier Siege in vier Spielen) noch etwas schlaff gewirkt.
Das erste Drittel lief noch sehr gut für die Eisbären
Dabei lief es ja ganz gut an für die Eisbären, nach einem Konter erzielte der in den Play-offs zuverlässig starke Julian Talbot das 1:0 für die Berliner. Und das war ein kleiner Wirkungstreffer, denn im ersten Drittel wirkten die Spieler aus München danach viel zu unentschlossen und uninspiriert. Das sollte sich im zweiten Drittel ändern, womöglich auch weil die Gäste registriert hatten, dass es nichts Ungefährlicheres für sie gab als ein Berliner Überzahlspiel. Die Eisbären spielten selbst bei fünf gegen drei nicht eine gute Torchance heraus. Dass der bis dahin wieder herausragende Petri Vehanen im zweiten Abschnitt ein paar Fehler einstreute, war nicht der Grund dafür, dass die Mannschaft von Jackson auf 2:1 davonzog. Die Tore von Keith Aucoin und Jason Jaffray waren jeweils schön herausgespielt. Bis Sonntag hatten die Eisbären in den Play-offs noch kein Heimspiel verloren. Aber Straubing (Pre-Play-offs) und Mannheim (Viertelfinale) waren eben andere Gegner als nun RB München. Da konnten die Eisbären ihr aggressives Spiel häufig aufziehen, gegen Don Jacksons Mannschaften wurden sie in die passive Rolle gedrückt. Da spielten die Berliner mit zu wenig Körpereinsatz, die Gäste konnten zu oft ihre Schnelligkeit ausspielen, und das mit dem Kontern liegt den Berlinern daheim wohl nicht so wie auswärts – da bietet sich schon am Dienstag bei Spiel drei in München die nächste Chance. Dass die Münchner mit dem Sieg in Berlin ihre Favoritenrolle zurückgewonnen haben, muss kein Nachteil für die Eisbären sein.