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Der letzte Jubel gehört Berlin. Fünfmal mussten die Eisbären bisher in den Play-offs in die Overtime, viermal gewannen sie. Auch am Freitag in München.
© Matthias Balk/dpa

Eisbären Berlin in den Play-offs: Die Verlängerungs-Monster

Die Eisbären präsentieren sich in den Play-offs bisher enorm abgezockt. Stellen sie das auch am Sonntag im zweiten Halbfinale gegen München wieder unter Beweis?

Zwei Pässe quer durchs Angriffsdrittel, danach ein platzierter Schuss von André Rankel – und der Rest war Jubel. Die Eisbären haben es schon wieder geschafft, am Freitagabend ist ihnen zum dritten Mal in Folge in den Play-offs ein Sieg in der Verlängerung gelungen. Das gab es seit Abschaffung des Penaltyschießens in der Meisterrunde zur Saison 2006/07 noch nie in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Kein Wunder, dass Rankel nach dem dreieinhalbstündigen Thriller beim EHC München mit seinem finalen Akt in der fünfte Minute der zweiten Verlängerung sagte: „Natürlich war das ein glückliches Ende für uns, aber die Overtime liegt uns.“

Durch den 3:2-Erfolg beim amtierenden Meister und Hauptrundensieger im ersten Spiel der Halbfinalserie gehen die Eisbären erstmals in diesen Play-offs mit einer Führung in ein Heimspiel. In eigener Halle haben die Berliner dabei noch kein Spiel verloren, am Sonntag (Beginn: 16.45 Uhr, live auf Sport 1) können sie mit einem weiteren Erfolg einen großen Schritt Richtung Finale machen. Die halbe Miete wäre bei einem zweiten Sieg bereits erreicht.

Natürlich ist bei einem Sieg in der Verlängerung immer auch ein bisschen Glück dabei. Die Münchner hatten das Spiel am Freitag im zweiten Drittel eigentlich im Griff gehabt und sahen nach einer zwischenzeitlichen 2:0-Führung schon wie der Sieger aus. „Wir hatten genügend Chancen, das Spiel zu entscheiden. Wir müssen das Ganze jetzt analysieren und am Sonntag die passende Antwort geben“, sagte Münchens Stürmer Yannic Seidenberg.

Dass die Bayern mit ihrem Trainer Don Jackson dazu in der Lage sind, dürfte außer Frage stehen. Allerdings wird es nicht nur auf die Beine, sondern auch auf den Kopf ankommen – insbesondere, wenn die Serie sich zu einer langen und intensiven Auseinandersetzung entwickelt. Die Eisbären sind in dieser Hinsicht gestählt und sie können knappe Spiele. Mit einem Unentschieden nach 60 Minuten in die Verlängerung zu gehen, wird die Berliner eher beflügeln, denn einschüchtern. Immerhin haben sie das in den Play-offs mittlerweile schon fünfmal erlebt.

Die Kraftfrage stellte sich am Freitag in Spiel eins nicht

Die Kraftfrage wurde vor dem Halbfinale immer wieder gestellt, in Spiel eins stellte sie sich nicht wirklich. Ein Unterschied zwischen ausgeruhter (München) und viel beschäftiger Mannschaft (Berlin) war kaum zu sehen. Um die Fitness der Berliner ist es wohl so gut bestellt wie noch nie in dieser Saison. Wer nach sieben fordernden Spielen gegen Mannheim drei Tage später 0:2 im ersten Duell mit München zurückliegt, hat normalerweise keine besonders guten Chancen. Doch die Eisbären ließen sich davon nicht beeindrucken, holten den Rückstand mit einem Doppelschlag von Bruno Gervais und Kapitän Rankel noch im zweiten Drittel auf und ließen danach nicht mehr viel zu. Dabei hatten sie in dieser Saison überhaupt nur einmal nach einem Zwei-Tore-Rückstand noch ein Spiel gewinnen können.

Siege sind immer die beste Medizin gegen Müdigkeit und der Druck lag schon vor dem ersten Spiel bei den Münchnern. Dass Don Jackson deswegen nervös wird, ist allerdings kaum zu erwarten. Der frühere Eisbären-Trainer und aktuelle Meistermacher bei den Bayern ist die Ruhe selbst, so etwas überträgt sich normalerweise auf die Spieler. Entsprechend nüchtern klang dann auch seine Analyse nach der Heimniederlage zum Auftakt: „Nach dem 2:0 hatten wir die Chance zum 3:0, konnten diese aber nicht verwerten. In der Verlängerung hatten beide Mannschaften das Siegtor auf dem Schläger. Berlin hat das Tor am Ende gemacht.“

Das Tor am Ende zu machen, das war lange Zeit in dieser Saison ein Problem für die Eisbären, die in der Hauptrunde fünfmal in der Overtime verloren und nur einmal gewinnen konnten. In den Play-offs ist diese Bilanz mit 4:1 nun positiv. Und vermutlich hätten sie bei den Berlinern auch nichts dagegen, wenn es dann am Sonntag wieder heißt: „Spiel zwei geht in die Verlängerung.“

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