Alte Schule trifft neue Schule: Eisbären gegen München – Das Duell der Philosophien
Die Eisbären Berlin empfangen den Tabellenführer RB München. Das Spitzenspiel ist auch ein Aufeinanderprallen zweier unterschiedlicher Ansätze.
Kürzlich hat Emil Quaas seinen ersten Saisontreffer in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) erzielt. Es war ein beherzter Schuss, den der gebürtige Berliner aus dem Bullykreis abfeuerte beim 6:1 gegen Krefeld. Dabei absolvierte der 23-Jährige erst den fünften Saisoneinsatz für sein DEL-Team. Schließlich fehlten der Mannschaft etliche Spieler, und sie sollte trotzdem mit vier Sturmreihen und sieben Verteidigern antreten.
Besagtes Spiel fand nicht bei den Eisbären statt, dem Verein, in dem Quaas einst seine Grundausbildung bekam. Er verließ Berlin schon im Schüleralter, ging zu den Adler Mannheim und später zur Red-Bull-Akademie. Dort entwickelte er sich zwar nicht zu einem Spieler, der für die ganz große internationale Karriere gut ist. Er hat aber nun einen Stammplatz beim Kooperationspartner von RB München, dem Oberligisten SC Rießersee, und eben auch die Chance, im Team des DEL-Tabellenführers einzugreifen, wenn Lücken im Kader von Don Jackson vorhanden sind. Der Trainer lässt gern modern spielen – immer mit vier Sturmreihen und sieben Verteidigern.
Bei den Eisbären Berlin ist die alte Schule angesagt
Womit auch schon der größte Unterschied zum nächsten Gegner genannt wäre: In Berlin bei den Eisbären ließ Trainer Serge Aubin schon mal mit drei Sturmreihen und fünf Verteidigern, oder nur mit zehn Stürmern agieren. Der junge Angreifer Thomas Reichel saß zuletzt beim 3:2 gegen Augsburg das gesamte Spiel auf der Bank.
33 Spieler, darunter drei Torhüter, hat München in dieser Saison eingesetzt. In Berlin durften nur 27 Akteure aufs Eis, oder – siehe Thomas Reichel – eben nicht. Es sind also zwei Philosophien, die am Freitag im Spitzenspiel in der Arena am Ostbahnhof (19.30 Uhr) aufeinandertreffen.
Bei den Eisbären, immerhin Tabellenvierter, ist eher die alte Schule angesagt, nach dem Motto: Lass uns die Besten in drei Reihen packen, und dann wird das schon. In München dagegen bringen mehr Reihen mehr Tempo. Das ist in den großen Ligen Standard und wird es in der DEL auch immer mehr.
RB München hat sechs Spiele in Folge gewonnen
Der Erfolg gibt den Münchnern bislang recht. Den Sieg gegen Krefeld eingeschlossen, waren sie sechs Mal in Serie erfolgreich. Allerdings lief in der Zeit davor nicht alles rund. Nachdem sich die Nationaltorhüter Danny aus den Birken und Kevin Reich verletzt hatten, brauchte der dritte Mann Daniel Fießinger ein paar Spiele, um sich an das höhere Niveau zu gewöhnen. Inzwischen ist seine Fangquote nicht schlechter als die von Sebastian Dahm, bislang erster Torwart in Berlin.
Diese Position wird Dahm nun womöglich verlieren. Der Anfang der Woche vom schwedischen Zweitligisten Södertälje SK verpflichtete Kanadier Justin Pogge wird gegen München wohl sein Debüt feiern. Unterdessen wurde der Vertrag mit Dahms bisherigem Stellvertreter Maximilian Franzreb aufgelöst.
Er bekam in Berlin nicht das Vertrauen und die Zeit, um sich weiterzuentwickeln. Nun kann Franzreb beim Zweitligisten EC Bad Tölz seine Chance suchen. Dahm sieht den Wechsel als vernünftig an, er sagte nach dem Training am Donnerstag: „Franzreb kann dort Erfahrung sammeln.“ Zu seiner Situation sagte der Däne: „Ich werde um meine Position kämpfen.“ Er habe schon länger gewusst, dass ein erfahrener Torwart komme. Im Hinblick auf die Play-offs sei das wohl auch besser.
In München sehen sie das anders, dort vertrauen sie jungen Torhütern. Reich ist 24, Fießinger erst 23 Jahre alt. Allerdings sind da vor dem Tor auch ein paar Spieler auf dem Eis unterwegs, die nicht so schlecht sind. Für Eisbären-Trainer Serge Aubin ist München „die beste Mannschaft in Deutschland“, das Spiel werde ein „Gradmesser“. Wird es auch angesichts der unterschiedlichen Philosophien beider Klubs.