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Wieder ein Sieg. Doch irgendwie scheint das Joachim Löw kaum zu nützen.
© Robert Michael/dpa

3:1 gegen die Ukraine in der Nations League: Eine Siegesserie ohne gutes Gefühl

Bundestrainer Löw kann es niemandem Recht machen. Und genau das ist das Problem. Der echte Wille zum Neubeginn wird ihm nicht mehr abgenommen. Ein Kommentar.

Ach, es sind wahrlich großartige Zeiten, die die deutsche Fußball-Nationalmannschaft gerade erlebt. Durch den 3:1-Erfolg gegen die Ukraine am Samstag sind es nun schon 19 Spiele, von denen sie nur ein einziges verloren hat. Ihre Siegesserie in der Nations League hält weiter an, und erstmals seit Einführung dieses renommierten und allseits beliebten Wettbewerbs sind die Deutschen nun sogar Tabellenführer ihrer Gruppe.

Übersteht die Nationalmannschaft auch die finale Begegnung am Dienstag in Spanien ungeschlagen, ginge das seltsame Länderspieljahr 2020 für sie ohne Niederlage zu Ende. Sieht man mal davon ab, dass sich die Nationalmannschaft am vergangenen Mittwoch Horst Lichter geschlagen geben musste, der die besseren Einschaltquoten hatte als das Länderspiel gegen Tschechien.

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Man mag das, wie es Bundestrainer Joachim Löw getan hat, für nebensächlich halten. Ist es aber nicht. Weil es den aktuellen Wert der Nationalmannschaft recht gut abbildet. Weil das –angeblich – letzte Lagerfeuer der Nation nur noch glimmt und nicht mehr lodert. Ja, die Zahlen und Fakten mögen gerade wieder für Löw und die Nationalmannschaft sprechen, das allgemeine Gefühl tut es nicht.

„Es ist ein sehr schwieriges Jahr für uns“, hat Oliver Bierhoff, der Manager der Nationalmannschaft, am Samstag vor dem Spiel gegen die Ukraine gesagt. Unter der Woche hatte er „die dunkle Wolke“ beklagt, die über die Nationalmannschaft geschoben werde und um Nachsicht für die jungen Spieler geworben. Aber es geht gerade nicht um die neuen Gesichter bei der Nationalmannschaft. Es geht um die alten. Und um das, wofür sie stehen.

Natürlich ist die Kritik, vor allem an Löw, nicht konsistent. Einerseits wird ihm vorgehalten, dass er zu sehr am Alten hänge, andererseits wird er bei jedem Länderspiel aufs Neue gefragt, was denn jetzt mit Hummels, Müller und Boateng sei. Löw kann es niemandem Recht machen. Und genau das ist das Problem. Genau das ist sein Problem. Bei allem, was er tut, bei allem Richtigen auch: Die Weltmeisterschaft 2018, das historische Debakel mit dem unmöglichen Vorrundenaus, wird bei ihm immer durchschimmern. Wie ein Hologramm. Löw kann sich an der Seitenlinie noch so feurig gebaren. Authentisch wirkt das nicht.

Ein bisschen ähnelt die aktuelle Situation der aus dem Jahr 1998

Der echte Wille zum Neubeginn wird ihm nicht mehr abgenommen. Nicht nach 14 Jahren im Amt. Und nicht solange er bei jeder sich bietenden Gelegenheit Julian Draxler wieder aufs Feld schickt. Genauso wenig taugt Oliver Bierhoff als Testimonial für die neue Demut, die sich die Nationalmannschaft jetzt verordnet hat.

Ein bisschen ähnelt die aktuelle Situation der aus dem Jahr 1998. Damals war Berti Vogts der Bundestrainer, der sich nach dem frühen WM-Aus massiver Kritik ausgesetzt sah. Vogts machte weiter. Vogts wagte den Neubeginn mit vielen unverbrauchten Gesichtern. Nach zwei Spielen aber erkannte er, dass er gegen das allgemeine Gefühl nicht mehr ankommen würde. Nach zwei Spielen ohne Niederlage.

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