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Immer das Ziel vor Augen: Dennis Schröder (rechts) will in dieser NBA-Saison wieder neue persönliche Rekorde brechen. Mit seinen jugendlichen Eskapaden, die zuletzt zu einer Verhaftung führten, steht er sich auf dem Weg zum Erfolg aber oft selbst im Weg.
© Todd Kirkland/dpa

Start in die NBA: Eine Saison zum Wachsen für Dennis Schröder

Basketball-Nationalspieler und NBA-Star Dennis Schröder soll bei den Atlanta Hawks nun auch abseits des Spielfeldes zum Vorbild werden.

Die Vorbereitung auf die neue Saison in der nordamerikanischen Profiliga NBA hatte gerade erst angefangen, die ersten Trainingseinheiten der Atlanta Hawks waren absolviert, da machte Dennis Schröder schon große Schlagzeilen in Atlanta. Allerdings nicht auf dem Basketball-Court, sondern auf dem Parkplatz einer Shopping-Plaza im Vorort Brookhaven, um zwei Uhr Nachts. Eine Schlägerei vor einer Shisha-Bar, mehrere Verhaftungen – und mittendrin der deutsche Basketball-Nationalspieler. Vier gegen einen, laut Polizeibericht. Schröder soll als erster handgreiflich geworden sein, seine drei Begleiter hätten ebenfalls „geschlagen oder getreten“.

Auch wenn Schröder gegen Kaution wieder frei kam und schon am nächsten Tag im ersten Testspiel der Saison dabei war: Die Ermittlungen dauern an und auch eine Sperre seitens der NBA ist im Falle eines harten Urteils möglich. Vor allem aber steht diese Episode im krassen Gegensatz zu der Rolle, die der Deutsche für die Atlanta Hawks neuerdings einnehmen soll: Das „Gesicht der Franchise“ – Schröder als Aushängeschild für den Klub und die Stadt Atlanta. „Dennis’ Wachstum als Spieler und Persönlichkeit wird bedeutend sein für uns“, sagte Hawks-Trainer Mike Budenholzer beim Pressetermin zum Trainingsauftakt, keine fünf Tage vor der Verhaftung. Auch Schröder selbst schien sich der Verantwortung bewusst. „Ich versuche weiter zu reifen, auf dem Court und außerhalb“, kündigte er an. Woran er besonders arbeite? „An allem. Am Wurf, der Verteidigung, und daran, ein Anführer und Vorbild zu sein.“

Neuaufbau um Schröder

Die Atlanta Hawks haben den Kader im Vergleich zur letzten Saison komplett umgekrempelt. Topscorer Paul Millsap und weitere Leistungsträger wurden abgegeben. Dennis Schröder ist der verbliebene, zentrale Baustein, um den herum ein junges Team aufgebaut werden soll. Für Schröder bedeutet das neben der gestiegenen Verantwortung natürlich auch eine große Chance. Zum ersten Mal in seiner NBA-Karriere wird er der absolute Führungsspieler sein, der „Go-To Guy“. Gut möglich, dass er seinen gerade aufgestellten Punkteschnitt-Bestwert (17,9 pro Spiel), noch einmal deutlich steigern wird. „Ich will einer der Top-10-Point-Guards der Liga sein“, gibt er selbstbewusst an.

Die perfekte Generalprobe für diese neue Rolle hatte Schröder im Sommer bei der Europameisterschaft. In der sehr jungen deutschen Nationalmannschaft war er nicht nur der absolute Führungsspieler, sondern gehörte mit seinen 24 Jahren auch schon zu den Älteren und vor allem Erfahreneren. „Ich habe dort schon versucht, ein echter Anführer zu sein“, erzählt Schröder. „Das sind auch oft die kleinen Dinge, die Jungs zum Abendessen einladen, solche Sachen. Es war toll zu sehen, wie wir als Gruppe zusammengewachsen sind.“ Hawks-Trainer Budenholzer war bei der EM persönlich vor Ort und ihm gefiel, was er von seinem Hawks-Profi und der deutschen Mannschaft sah: „Da war viel positive Energie, die Jungs schienen eine gute Chemie zu haben. Ich denke, dass das für Dennis eine großartige Erfahrung war.“ Zusammen mit Schröder flogen zu dieser Saison noch vier weitere deutsche Spieler in die USA. Neben Altstar Dirk Nowitzki spielt etwa Paul Zipser in der NBA – er verzichtete sogar zugunsten der Chicago Bulls auf die EM. Neu in der Liga sind Daniel Theis (Boston Celtics) und Maximilian Kleber (Dallas Mavericks).

Nicht nur sportlich, sondern auch persönlich entwickeln

Lob hat Dennis Schröder in den letzten Jahren schon viel bekommen in Atlanta, sportlich hat er die Erwartungen von Jahr zu Jahr auch größtenteils erfüllt. Seine Entwicklung ging in vier NBA-Jahren stetig voran. Gleichzeitig ist aber auch klar: Noch mehr Eskapaden kann sich der Braunschweiger nicht erlauben. Schon im letzten Jahr gab es Kapriolen, als Schröder zu spät aus dem Heimat-Urlaub zurückkam, den Mannschaftsbus verpasste oder sich auf dem Platz verbal mit Teamkollege Dwight Howard anlegte. Und dass die Hawks ihm auch nach dem jüngsten Vorfall das Vertrauen aussprechen, heißt nicht, dass er intern nicht schon angezählt wurde.

Ein weiterer Punkt: Budenholzer, Schröders langjähriger Förderer, ist degradiert worden, ist jetzt nur noch Trainer und nicht mehr gleichzeitig Manager. Diesen Posten hat mit Travis Schlenk nun jemand inne, der von außen kam und von Anfang an deutlich gemacht hat, dass er nicht vor drastischen Umbau-Maßnahmen zurückschreckt. Er hat Schröder nur geerbt, an ihm hängen wird er bei weiteren Eskapaden oder lukrativen Trade-Angeboten kaum.

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