Kolumne: So läuft es: Eine Liebeserklärung an Sabrina Mockenhaupt
Sabrina Mockenhaupt musste in ihrer Karriere schon viele Verletzungen hinnehmen. Doch sie lässt sich davon nie zurückwerfen.
Immer wenn ich es mit Sabrina Mockenhaupt zu tun habe, wird es sehr schnell sehr nah und persönlich. Das liegt vor allen Dingen daran, dass Sabrina so ist wie sie ist: Nah, emotional, gefühlvoll, Bauchmensch, das Herz am richtigen Fleck, ein Läuferherz durch und durch. 36 Jahre jung ist sie, hoch dekoriert mit Titeln, von denen andere nur träumen können. So oft wie Sabrina gewonnen hat, so oft wurde sie schon abgeschrieben. Sie sei zu alt, sie sei zu weich, zu dramatisch, nicht schnell genug.
Nicht nur, dass es kaum eine erfolgreichere Läuferin gegeben hat. Es gibt wenige Läuferinnen oder Läufer, die so oft verletzt waren, und immer und immer wieder zurückgekommen sind. Und zwar stronger than ever. Ziemlich genau vor einem Jahr wurde sie für die Europameisterschaften in Amsterdam nominiert, einen Tag später musste sie absagen. Grund: Vorstufe zu einem Ermüdungsbruch. Teilnahme Amsterdam futsch, Olympische Spiele in Rio futsch.
Damals traf ich sie und sie sagte mir: „Mike, ich lerne gerade einmal mehr, auf meinen Körper zu hören. Ich genieße plötzlich wieder die Zeit im Wald. Ohne Druck, mich einfach selbst wieder zu spüren. Langsam zu laufen. Nur für mich. Nicht für die Zeit.“ Das ist Mockenhaupt pur. Reflektiert! Und genau das macht Sabrina so unheimlich wertvoll. Sie gibt alles für gute Ergebnisse, sie arbeitet hart dafür. Wer sie trifft, der ist berührt von ihrer Offenheit. Wer sie anspricht, dem hört sie zu. Und ihre Erfahrungen und Tipps sind wertvolle Motivationstreiber. Erst im Mai rockte Sabrina Bautzen. Auf den 10 000 Metern holte sie sich ihren 44. Meistertitel. Es lief wieder bei ihr. Bis vor einigen Tagen. Wieder ein Rückschlag. Diesmal keine klassische Verletzung, ein Abszess am Gesäß war so weit fortgeschritten, dass Sabrina sofort operiert werden musste.
Sie wird zurückkommen, stärker als zuvor
So findet sich Sabrina nun im Krankenhaus wieder, anstatt sich auf die Wettkämpfe in Berlin und Köln vorzubereiten. Wie es zwischen uns ist, nah und sehr offen und persönlich, schicke ich ihr eine Nachricht über Whatsapp. Inhalt: „Ich wollte das nicht über Facebook oder Instagram machen! Daher: Gute Besserung, Du Süße! Komm schnell zurück, das Laufen braucht Dich.“ Auch gelernt zwischen uns sind Audionachrichten. Und einige Messages später kommt das, wofür ich Sabrina Mockenhaupt wirklich liebe.
Sie sagt: „Es ist keine echte Verletzung. Es ist so, dass man sich so ausgeliefert fühlt, und ich lerne gerade das auszuhalten. Man muss seine Scham ablegen. Ich besinne mich gerade wieder, und merke wie klein wir eigentlich sind, was für Würste. Wir nehmen uns alle keine Zeit mehr. Hier kriege ich gerade Zeit geschenkt. Ich lerne gerade wieder dazu. Wieder noch mehr auf meinen Körper zu hören. Sich die Frage zu stellen, warum das alles so gekommen ist. Irgendwann holt sicher der Körper einach die Zeit, die man ihm lange nicht gegeben hat.“
Es wird noch etwas Zeit vergehen, dann kommt Sabrina zurück. Ich bin mir sicher. Und sie wird wieder stärker zurückkommen. Nach dem Motto sechs Mal gefallen, sieben Mal wieder aufgestanden. Das verdient unser aller Läuferrespekt. Davon kann man nur lernen. Oha, das war eine echte Liebeserklärung heute. Kommt aber von Herzen. Gute Besserung, Sabrina! So läuft es!
Mike Kleiß leitet eine Kommunikations- und Markenagentur in Köln und schreibt hier an jedem Donnerstag übers Laufen.
Mike Kleiß
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