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Barca in Ekstase: Nach dem 6:1 liegen sich die Spieler des FC Barcelona in den Armen.
© Albert Gea/Reuters

FC Barcelona siegt 6:1 gegen PSG: Eine der größten Aufholjagden der Fußball-Geschichte

Nach dem Treffer zum 1:3 durch Cavani feiert Paris Saint-Germain bereits den Einzug ins Viertelfinale. Doch in einer verrückten Schlussphase dreht Barca das 0:4 aus dem Rückspiel doch noch um.

Es lief die fünfte Minute der Nachspielzeit und selbst Barcelonas deutschen Torwart Marc-André ter Stegen hielt nichts mehr in der eigenen Hälfte. Es war die letzte Chance für den FC Barcelona, das Unmögliche möglich zu machen. Neymar spielte den Ball mit dem linken Fuß gefühlvoll in den Strafraum, etwa zehn Meter vor dem Tor flog der eingewechselte Sergi Roberto heran und spitzelte den Ball tatsächlich an Kevin Trapp vorbei unter die Latte. 6:1 – die historische Aufholjagd, auf die sich die Stadt seit Tagen eingestimmt hatte, war geschafft. Und es war wie ein Wunder.

Noch nie in der Europapokal-Geschichte war es einer Mannschaft gelungen, ein 0:4 aus dem Hinspiel wett zu machen. Dementsprechend sah es nach diesem verrückten Champions-League-Abend vor fast 100 000 begeisterten Zuschauern im Camp Nou aus. Die Barca-Fans lagen sich in den Armen, die Spieler begruben den Torschützen unter sich – und die Gäste von Paris Saint-Germain saßen fassungslos auf dem Rasen.

Bereits nach drei Minuten war Barcelona der Start gelungen, den sich die Katalanen erhofft hatten. Ein frühes Tor, Luis Suarez war’s, dann ist das Wunder vielleicht möglich. Das Camp Nou glich da schon einem Tollhaus.

Sie glaubten wirklich fest daran in Barcelona, wer wenn nicht diese Mannschaft mit den begnadeten Ausnahmefußballern Andres Iniesta, Lionel Messi, Neymar und Suarez kann es richten? Die Zuversicht war schon beim Aufwärmen sichtbar, Körpersprache und Intensität ließen vergessen, dass da vor drei Wochen eine leblose Auswahl von Einzelspielern auf dem Platz gestanden hatte. Dazu spuckten die Zuschauer Gift und Galle, wie sie es sonst nur einmal im Jahr zu tun pflegen, wenn Real Madrid vorstellig wird. Tatsächlich sollte es ein aufregender, ein historischer Abend werden.

Die meiste Zeit bewegten sich abgesehen von Barcelonas Torhüter ter Stegen alle anderen 21 Spieler in der Pariser Hälfte. Mittelstürmer Cavani gab den ersten Verteidiger, Julian Draxler, im Hinspiel kaum zu stellen, gab den Grätscher auf der linken Seite. Paris verschob zwar geschickt und Marco Verratti zeigte durch intelligente Balleroberungen, dass er wohl das größte Mittelfeldtalent weltweit ist. Aber Barcelona war wieder das Barcelona vergangener Tage. Pass um Pass suchten sie nach der entscheiden Lücke. Kurz vor der Pause tat sich so eine auf und schon stand es 2:0. Layvin Kurzawa brachte den Ball beim Versuch zu klären im eigenen Tor unter. Barcelona lag voll im Zeitplan, erst recht als Messi kurz nach der Pause per Elfmeter auf 3:0 erhöhte. Mitten hinein in den Jubel donnerte Cavani beim ersten gefährlichen Pariser Angriff den Ball an den Pfosten. Ein wenig später traf Cavani, den sie den „Matador“ nennen, wirklich ins Tor, 1:3 – für einen Moment tötete er sportlich damit die große Aufholjagd.

Denn jetzt musste Barcelona noch einmal drei Tore schießen. Fast schien es, als glaubten die Spieler selbst nicht mehr daran. Auch im Stadion wurde es leiser. Erst ganz zum Schluss loderte plötzlich wieder das Feuer. Der Brasilianer Neymar erzielte innerhalb von drei Minuten zwei Tore, eins davon nach einem eigentlich unberechtigten Elfmeter. Doch seine Tore schienen zu spät zu kommen. Barcelonas scheidender Trainer Luis Enrique setzte für die Nachspielzeit noch einmal voll auf Offensive. „Warum sollen wir nicht sechs Tore schießen“, hatte er am Vortag noch gesagt. Und so sollte es kommen. Am Ende dieses so denkwürdigen Fußball-Abends feierten die Katalanen wie ausgelassen. Die Spieler rannten wie wild über den Platz und tanzten mit dem Publikum. Barcelona steht damit zum 15. Mal und zehnten Mal in Folge im Viertelfinale.

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