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Trainer Pal Dardai freut sich ausnahmsweise über die Länderspielpause.
© dpa
Update

Hertha BSC verliert 1:4 in Düsseldorf: Ein Spiel wie eine aufziehende Erkältung

Hertha BSC unterliegt dem Tabellenletzten Fortuna Düsseldorf mit 1:4. Dabei mussten die Berliner mehr als eine Halbzeit in Unterzahl spielen.

Es sah wirklich trostlos aus. Der Oberrang im Osten: zum Gähnen leer. Der Oberrang im Norden: zum Gähnen leer. Und auch sonst gab es in der Arena von Fortuna Düsseldorf überall viele freie Plätze. Immerhin: Es klang zumindest wie Fußball. Das lag auch an den Gästen im Nordosten. Sie schwenkten ihre Fahnen, sangen und schrien. Anders als vor einer Woche feuerten die Anhänger von Hertha BSC ihr Team wieder an – was angesichts der Umstände eine durchaus bemerkenswerte Leistung war. Ihr Ausflug an den Rhein endete mit einer frustrierenden 1:4 (0:0)-Niederlage gegen den bisherigen Tabellenletzten der Fußball-Bundesliga. „Das tut weh“, sagte Trainer Pal Dardai. Seit nunmehr fünf Spielen, seit dem 2:0 gegen die Bayern Ende September, ist seine Mannschaft nun schon ohne Sieg.

Dardai hatte nach dem 0:3 gegen Leipzig zwei Änderungen vorgenommen: Vladimir Darida und Javairo Dilrosun rückten für Fabian Lustenberger und den erkrankten Marvin Plattenhardt ins Team. Aus dem 3-4-3 wurde wieder das gewohnte 4-2-3-1. Doch damit war die Arbeit für Herthas Trainer noch lange nicht getan. Nach nicht mal einer halben Stunde sah er sich zum Eingreifen gezwungen, weil Niklas Stark mit einer Fußprellung humpelnd den Platz verließ. Kurz vor der Pause folgte Maximilian Mittelstädt, der für zwei taktische Fouls Gelb-Rot gesehen hatte. Dardai rügte seine Naivität, auch wenn es eine harte Entscheidung war. "Ich begleite ihn nur", sagte Mittelstädt über sein zweites Foul. „Wenn der Schiedsrichter dafür Gelb gibt, muss er 25 Gelbe Karten zeigen und fünf Rote.“ Der Platzverweis war der Wendepunkt in einem Spiel, das sich für Hertha über weite Strecken ähnlich anfühlte wie eine aufziehende Erkältung: irgendwie unangenehm. „Es gab Spiele, wo wir mit der Unterzahl klar gekommen sind“, sagte Dardai. „Hier nicht.“

Mittelstädt hielt den Platzverweis für überzogen

Dass die Düsseldorfer nach zuletzt sechs Niederlagen hintereinander kein gesteigertes Interesse an schönem Fußball verspürten, war durchaus zu verstehen. „Wir haben sehr vorsichtig gespielt“, sagte Fortunas Trainer Friedhelm Funkel über die erste Hälfte. Robust und brachial, so versuchte es der Aufsteiger mangels anderer Möglichkeiten. Dass am Ende der ersten Halbzeit acht Torschüsse für ihn notiert waren, täuschte ein wenig. Der Kopfball von Dodi Lukebakio in der 45. Minute war der einzige Torschuss, den die Fortunen von innerhalb des Strafraums abgegeben hatte. Der Ball flog deutlich über die Latte. Herthas Torwart Rune Jarstein, in der ersten Hälfte weitgehend beschäftigungslos, kam schon weit vor Ende der Pause aus der Kabine, um sich von Torwarttrainer Zsolt Petry ein paar Bälle um die Ohren schießen zu lassen.

Hertha war bis dahin die spielerisch klar bessere Mannschaft, hatte zwei Drittel Ballbesitz, machte aber zu wenig aus der Überlegenheit. Nach Eckstößen und Freistößen wurde es immerhin mal semigefährlich. Die beste Gelegenheit hatte Ondrej Duda, der schneller schaltete als sein Düsseldorfer Gegenspieler, plötzlich frei vor Michael Rensing stand, den Ball aber nicht an Fortunas Torhüter vorbeibekam. Es war die einzige Szene, in der Herthas Spielmacher auffiel.

Für Fortuna war es das erste Tor nach 267 Minuten

Nach der Pause – mit Verteidiger Jordan Torunarigha für Stürmer Vedad Ibisevic, änderte sich das Spiel komplett. Die Düsseldorfer hatten nun den Ball, und sie machten es, wider Erwarten, nicht schlecht: spielten geduldig, ließen Hertha laufen und nutzten die ganze Breite des Feldes. So wie in der 50. Minute, als Niko Gießelmann den Ball nach einem Diagonalpass aus der Luft in den Strafraum spielte und Takashi Usami mit einem wuchtigen Schuss unter die Latte zum 1:0 für die Düsseldorfer traf. Es war das erste Tor des Aufsteigers nach 267 Minuten.

Pal Dardai nahm kurz darauf die letzte seiner drei Wechselmöglichkeiten in Anspruch, brachte Davie Selke für den blassen Duda. Selke erzielte zwar kurz vor Schluss mit seinem ersten Saisontreffer das 1:3. Aber am Gesamtbild änderte das nichts mehr.

Hertha schaffte es in Unterzahl nicht, die Kontrolle über das Geschehen zurückerlangen. Stattdessen konterten die Düsseldorfer, als hätten sie plötzlich die Lust an der Offensive entdeckt. Nach einer Stunde erhöhte Rouwen Hennings auf 2:0, kurz vor Schluss traf der eingewechselte Benito Raman sogar noch zweimal für eine Mannschaft, die in den zehn Spielen zuvor gerade mal sechs Tore erzielte. Selbst Herthas Ultras verging da erst einmal die Lust am Singen.

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