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Mit Struktur. Rossard soll die Volleys-Defensive organisieren.
© Promo/BR Volleys

Volleys-Neuzugang Nicolas Rossard: "Ein großartiger Transfer für die Mannschaft"

Die BR Volleys erhoffen sich vom neuen Libero Nicolas Rossard mehr Stabilität – vielleicht sogar schon am Donnerstag im Pokal-Halbfinale bei der SVG Lüneburg.

Von Johannes Nedo

Eines stellt Nicolas Rossard gleich klar. „Ich bin kein Heilsbringer“, sagt er. „Ich will einfach nur der Mannschaft helfen.“ Seine Hilfe können die BR Volleys derzeit in jedem Falle gut gebrauchen. Denn Rossard ist französischer Nationalspieler – ein überragender Libero. Und besonders in der Annahme hatten die Berliner zuletzt Probleme. Auch deshalb steht der Deutsche Meister in der Tabelle der Bundesliga nur auf dem sechsten Platz.

Nun soll Rossard also dazu beitragen, die Tiefschläge für die Volleys zu beenden. Das Pokalhalbfinale an diesem Donnerstag gegen die SVG Lüneburg in Hamburg (18.10 Uhr/live auf Sport 1in Konferenzschaltung mit dem zweiten Halbfinale) sei der perfekte Auftakt für die wichtigen Spiele in den nächsten Wochen, sagt der 28-Jährige: „Es ist ein frischer Start für den Klub und für mich.“

Dass dieser Neustart überhaupt so kurzfristig möglich ist, liegt an Problemen bei seinem bisherigen Verein, dem polnischen Erstligisten Stocznia Stettin. Der Klub verpflichtete vor der Saison teure Stars, etwa den polnischen Nationalspieler Bartosz Kurek, und übernahm sich damit. Stocznia Stettin geriet in finanzielle Schwierigkeiten und musste nun Spieler abgeben. Deshalb konnten die Berliner so schnell zugreifen. „Das war eine große Chance für uns“, sagt Volleys-Trainer Cedric Enard. Der Franzose kennt seinen Landsmann schon lange. Er arbeitete mehrere Jahre in Toulouse mit ihm zusammen – und bei der Nationalmannschaft. „Nicolas ist unglaublich stark in der Abwehr. Er bewegt sich überragend auf dem Feld. So erreicht er noch sehr viele Bälle“, schwärmt Enard.

Als Ausbootung des bisherigen Stamm-Liberos Dustin Watten sieht Enard den Transfer aber nicht. „Vor allem wollte ich 13 Spieler in meinem Kader haben, um im Training mit zwei kompletten Teams zu spielen“, sagt Enard. „Jetzt haben wir auch zwei Liberos und damit Konkurrenz auf allen Positionen.“ Wer von den beiden gegen Lüneburg beginnen wird, habe er aber noch nicht entschieden, betont Enard. „Dustin hat im Training eine sehr positive Reaktion gezeigt. Ich habe gesehen, dass beide bereit sind.“ In der nächsten Zeit zwischen dem US-Nationalspieler Watten und Rossard hin- und herzuwechseln, kann sich Enard jedoch nicht vorstellen: „Ich werde mich dann für einen entscheiden, weil ich eine Stammformation haben will.“

Rossard will seinen neuen Teamkollegen mehr Selbstvertrauen vermitteln

Watten kommentiert die Neuverpflichtung eines Konkurrenten überraschend selbstlos. „Nicolas’ Transfer ist großartig für die Mannschaft“, sagt der 32-Jährige. „Egal, welche Rolle der Trainer für mich vorsieht, ich werde versuchen, sie so gut wie möglich auszufüllen. Ich möchte der beste Teamkollege sein, der ich sein kann.“ Dass er selbst noch nicht die Erwartungen in Berlin erfüllt hat, gibt Watten zu. „Wenn ich auf dem Feld stand, waren die Resultate noch nicht so, wie wir uns das erhofft hatten“, sagt er. „Denn wir als Team haben ein enormes Potenzial.“

Dieses Potenzial soll nun auch Rossard wecken. „Nicolas bringt immer sehr viel Energie auf das Feld“, sagt Enard. Doch vor allem schätzt der 42-Jährige dessen Fähigkeiten als Organisator in der Defensive: „Er ist super strukturiert und fühlt den Volleyball.“ Rossard kommt aus einer Volleyballfamilie. Sein Vater war Nationalspieler, seine Mutter, sein Onkel und sein Großvater. „Außerdem übernimmt er Verantwortung, das hat uns zuletzt etwas gefehlt“, betont Enard.

Rossard sieht als eine seiner Aufgaben in Berlin, seinen Teamkollegen mehr Selbstvertrauen zu vermitteln. „Ich bin ein positiver Typ. Und ich weiß nicht, was vorher hier bei den Niederlagen passiert ist. Das ist doch eine gute Situation“, betont er. Sich selbst will er dabei aber nicht zu sehr in den Vordergrund rücken. „Ich sehe mich auf einer Stufe mit Dustin. Das ist eine Konkurrenzsituation, von der wir beide profitieren“, sagt Rossard. „Für mich gibt es kein Ranking zwischen uns beiden.“

Dass er nun eher eine unsichtbare Hauptrolle übernehmen wird, stört ihn ebenso nicht. „Als Libero sehen die Fans nicht die sicheren Annahmen, sondern die Fehler. Aber damit kann ich gut leben“, betont er. Überhaupt ist Rossard froh, nun wieder allein an Volleyball denken zu können: „Die vergangenen Wochen in Stettin waren schwierig. Jetzt steht endlich wieder das Spiel für mich im Mittelpunkt.“

Diesen eigentlich so einfachen Gedanken, sich einfach auf das Spiel zu fokussieren, erwartet sein neuer alter Trainer Enard auch von den übrigen Berliner Spielern. In der zehntägigen Pause hielt die Mannschaft zuletzt ein Treffen ab, bei dem sie offen über die Pleiten der vergangenen Wochen redete. Zudem führte Enard viele Einzelgespräche. „Was die Spieler gesagt haben, war überzeugend“, sagt Enard. „Wir müssen das nun aber endlich auch aufs Feld bringen.“

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