Hertha BSC siegt spektakulär: Ein dramatisches 4:3 beim FC Augsburg
Dreimal gerät Hertha in Rückstand, dreimal kommen die Berliner zurück. Nach einer turbulenten zweiten Halbzeit holen sie den zweiten Sieg in Folge.
Thomas Kraft wird nachgesagt, nicht unbedingt ein begnadeter Fußballer zu sein. Die Stärken des Torhüters von Hertha BSC liegen – wie man sich bei einem Blick auf seine Position schon denken kann – eher in anderen Bereichen. Am Samstagnachmittag, beim Auswärtsspiel der Berliner in Augsburg, war Kraft allerdings für die fußballerisch wertvollste Aktion der ersten halben Stunde verantwortlich. Eine verunglückte Rückgabe von Innenverteidiger Fabian Lustenberger, die sich zur Bogenlampe entwickelte, nahm der Keeper dermaßen locker vom Himmel, als hätte er nie etwas anderes getan. Dass Kraft den Ball anschließend über den heranstürmenden Augsburger André Hahn lupfte und ihn erst dann zurück ins Feld beförderte, machte die Szene noch bemerkenswerter.
In einer ersten Halbzeit auf überschaubarem Bundesliga-Niveau sollte Krafts Kabinettstückchen lange der unumstrittene Höhepunkt bleiben. Zur Ehrenrettung der beiden Bundesligisten, für die es auf dem Papier um nichts mehr ging als eine bessere Platzierung und daraus resultierende Fernsehgelder, ist allerdings vorzubringen, dass Durchgang zwei die 29.307 Zuschauer in Augsburg – darunter eine stimmgewaltige Abordnung aus Berlin – definitiv entschädigte: In einem vogelwilden Spiel gewann Hertha 4:3 (0:1) beim FCA.
Salomon Kalou setzte dem letzten Auftritt von Pal Dardai als Cheftrainer der Profis die Krone auf; der Ivorer verwandelte nach einem Foul an Pascal Köpke in der zweiten Minute der Nachspielzeit mit der Gelassenheit eines Champions-League-Siegers einen Elfmeter zum 4:3-Endstand. „Man sagt das oft so daher, aber heute war es wirklich ein Wechselbad der Gefühle“, sagte Innenverteidiger Fabian Lustenberger, dessen Zeit in Berlin am Saisonende ebenfalls zu Ende geht. „Ein wirklich verrücktes Spiel.“ Auch das traf es auf den Punkt. „Für uns alle, aber vor allem für Pal war es natürlich wichtig, dass wir einen vernünftigen Abschluss hinbekommen“, sagte Marvin Plattenhardt, der Hertha mit dem 1:1-Ausgleich wieder in die Spur gebracht hatte.
In seinem letzten Auswärtsspiel als Profi-Trainer der Berliner hatte Dardai seine erste Elf im Vergleich zum Heimsieg gegen Stuttgart vor einer Woche auf drei Positionen: für Rune Jarstein (Knie-OP), Maximilian Mittelstädt (Bank) und Mathew Leckie (Bänderverletzung) rotierten Thomas Kraft, Lukas Klünter und Marko Grujic in die Anfangsformation.
In Halbzeit zwei wurde es turbulent
Vor allem in der Anfangsphase mussten sich die Gäste den Vorwurf gefallen lassen, nicht richtig bei der Sache gewesen zu sein. „Die ersten 20 Minuten haben wir verschenkt“, sagte Dardai. Folgerichtig geriet Hertha früh in Rückstand: Hahn traf mit einem Distanzschuss aus 25 Metern zum 1:0. Es brauchte eben diesen Rückstand und ein paar weitere Minuten, bis die Berliner endlich mutiger wurden und ihre Angriffsbemühungen verstärkten. Abgesehen von einer verpassten Hereingabe Ondrej Dudas und einem Versuch von Marko Grujic blieben Chancen jedoch Mangelware; Hertha fand einfach keine Lücken gegen die gut gestaffelte Defensive des FCA.
Nach der Pause überschlugen sich die Ereignisse dann regelrecht: Zunächst glich Plattenhardt nach feiner Vorarbeit von Ondrej Duda per Direktabnahme aus. Wiederum eine Minute später war der Jubel der Gäste aber schon wieder verstummt: Karim Rekik brachte Georg Teigl im Strafraum mit unlauteren Mitteln zu Fall, den Strafstoß verwandelte Michael Gregoritsch souverän. „Wir haben trotzdem nicht aufgesteckt und gezeigt, dass wir unbedingt gewinnen wollten“, sagte Marko Grujic.
Der Serbe trug mit dem 2:2 seinen Teil dazu bei: Nach einem Eckball von Valentino Lazaro schraubte er seinen Körper im Strafraum am höchsten und glich aus. Erneut ließ die Augsburger Antwort nicht lange auf sich warten – und wieder lieferte sie Gregoritsch: Der Österreicher tauchte ganz frei vor Kraft auf und brachte den FCA mit dem 3:2 zum dritten Mal in Führung. Der vermeintliche Schlusspunkt einer spektakulären zweiten Halbzeit war Salomon Kalou vorbehalten: Der Ivorer traf nach einer Flanke von Valentino Lazaro per Kopf zum erneuten Ausgleich – und in der Nachspielzeit schließlich noch einmal vom Elfmeterpunkt zum 4:3-Endstand.