Mitten im Abstiegskampf: Ein Blick auf die Konkurrenten von Hertha BSC
Bei noch sieben ausstehenden Spieltagen hat Hertha BSC sieben Kontrahenten um den Klassenerhalt. Eine Analyse der aktuellen Situation in der Bundesliga.
Hertha BSC liegt auf Rang 14, befindet sich mit 25 Punkten weiter mitten im Abstiegskampf. Wir schauen auf Herthas Konkurrenten im Rennen um den Verbleib in der Fußball-Bundesliga, alle Teams ab Platz elf abwärts sind mehr oder weniger stark gefährdet.
Platz 11, FC Augsburg, 32 Punkte
Das 2:1 am Samstag gegen die TSG Hoffenheim war der 100. Sieg der Augsburger in der Bundesliga. „Es war ein extrem wichtiger Sieg“, wie Manager Stefan Reuter feststellte. Denn er bedeutet fast schon den Klassenerhalt. Neun Punkte Vorsprung bei sieben ausstehenden Spielen reichen im Normalfall. Und die nächsten Gegner heißen FC Schalke 04 auswärts und Arminia Bielefeld zu Hause. Reuters Vorgabe für die nahe Zukunft sieht so aus: „Wir wollen keinen Millimeter nachlassen. Wir müssen giftig und gierig sein in den nächsten Wochen.“
Platz 12, TSG Hoffenheim, 30 Punkte
Erst die Niederlage beim VfB Stuttgart, dann die Heimpleite gegen den FSV Mainz 05, nun das 1:2 in Augsburg – nach oben wird Hoffenheim diese Saison nicht mehr schauen dürfen. Eher nach unten. Dafür gibt es Gründe: Torjäger Andrej Kramaric war schon vor seiner aktuellen Verletzung nicht in Bestform und die TSG kassierte schon 47 Gegentore. „Es ist erschreckend und macht mir ein bisschen Sorge“, sagt Torwart Oliver Baumann zur komplizierten Lage.
Nach schweren Monaten im vergangenen Jahr, als Verletzungen und Corona-Infektionen bei vielen Spielern die Mannschaft schwächten, war jedes Hoch von kurzer Dauer. Dazu kamen das Aus im DFB-Pokal gegen Zweitligisten Greuther Fürth und in der Europa League gegen die Norweger von Molde FK. Während Trainer Alfred Schreuder im Juni 2020 kurz vor Saisonende auf Platz sieben liegend gehen musste, steht Nachfolger Trainer Sebastian Hoeneß bislang kaum in der Kritik.
Platz 13, Werder Bremen, 30 Punkte
Wie Hoffenheim hat auch Werder die letzten drei Spiele verloren. Die Niederlagen gegen den FC Bayern und den VfL Wolfsburg waren erwartbar, die beim VfB Stuttgart am Ostersonntag vermeidbar. Bremen hatte gute Chancen, Ludwig Augustinsson unterlief ein Eigentor zum 0:1-Endstand. Insgesamt wirkt Werder defensiv deutlich stabiler als in der vorigen Saison, die fast mit dem Abstieg geendet hätte. Nach vorn geht aber meist nicht viel.
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Der ehemalige Bremer Profi Martin Harnik kritisierte jüngst die Kaderzusammenstellung: „Werder ist so ein bisschen ein graues Mäuschen.“ Es fehle eine Identifikationsfigur wie Max Kruse, sagte er dem Onlineportal ’Deichstube’. Das Restprogramm ist anspruchsvoll, Trainer Florian Kohfeldt sieht es gelassen: „Der Abstand nach unten ist stabil. Wir werden wachsam sein, weiter unsere Leistung bringen und nicht in Panik verfallen.“ Die nächste Aufgabe wartet an diesem Mittwoch im Viertelfinale des DFB-Pokals beim Zweitligisten Jahn Regensburg.
Platz 15, FSV Mainz 05, 25 Punkte
Ende 2020 kehrten Christian Heidel und Martin Schmidt zurück, der eine als Sportvorstand, der andere als Sportdirektor. Kurz danach präsentierten sie den neuen Trainer: Bo Svensson, früher lange FSV-Spieler, und vierter Coach in der laufenden Saison. Damals war Mainz Vorletzter. Mittlerweile steht man nicht mehr auf einem Abstiegsplatz. Die Mannschaft liegt in der Rückrundentabelle mit 18 Punkten sogar auf dem fünften Platz. Ärgerlich für den FSV war, dass es am Wochenende gegen Bielefeld trotz Führung und Überlegenheit nur zu einem 1:1 reichte. Ungeachtet dessen bleibt Mainz im Abstiegskampf das Team der Stunde. „Unsere Lage ist ein Traum. Wer es anders sieht, sollte einfach mal schauen, was schon erreicht wurde“, sagte Heidel in der ’Bild’-Zeitung.
Platz 16, 1. FC Köln, 23 Punkte
Der letzte Sieg datiert vom 6. Februar, seitdem ging nicht mehr viel. Selbst das 2:2 gegen Borussia Dortmund gab keinen Anlass zu großer Freude, weil der BVB in der Schlussminute ausglich. Beim 0:1 in Wolfsburg war die Leistung erneut ansprechend, die Punkte blieben beim Gegner. Trainer Markus Gisdol ist weiter im Amt, doch Sportchef Horst Heldt sagt: „Wir sind davon überzeugt, dass es sinnvoll ist, von Woche zu Woche zu denken.“
Vor dem Spiel in Wolfsburg war der ehemalige FC-Profi Pierre Littbarski in der „Bild“ Gisdol zur Seite gesprungen: „Aus diesem Kader holt auch Superman nicht mehr raus, der FC schießt zu wenig Tore und fängt sich selbst zu viele ein. Deshalb ist auch mehr als Abstiegskampf nicht drin.“ Am Sonntag steht zu Hause gegen Mainz ein Spiel mit wegweisendem Charakter an. Eine der wenigen erfreulichen Nachrichten zuletzt: Geißbock Hennes IX., das Maskottchen des Vereins, ist Vater geworden.
Platz 17, Arminia Bielefeld, 23 Punkte
Angesichts der Tabellensituation war der Punkt in Mainz zu wenig. Für die Moral war das Remis nach durchwachsener Leistung aber wichtig, weil Bielefeld einen Rückstand aufgeholt hat. Trainer Frank Kramer hat in drei von fünf Spielen seit Amtsantritt gepunktet, das Team erzielte jedoch – da liegt das Hauptproblem – nur drei Treffer. Zumindest ist wieder Kampf und Leidenschaft zu erkennen. Das war in dieser Saison beim Aufsteiger nicht immer so. Kurz vor der Entlassung von Uwe Neuhaus Anfang März hatte Torwart Stefan Ortega nach dem 0:3 bei Borussia Dortmund gesagt, dass nicht alle Spieler ans Limit gegangen wären.
Platz 18, FC Schalke 04, 10 Punkte
Wenn es zuletzt positive Nachrichten gab rund um den Revierklub, hatten diese in der Regel wenig mit dem sportlichen Geschehen zu tun. So auch Ende März: Die große Brauerei, die dem Klub seit 24 Jahren die Treue hält, bleibt Sponsor bei den finanziell angeschlagenen Schalkern. Sie sollen 200 Millionen Euro Schulden haben. Ab der kommenden Saison, wenn nicht noch eines der größten Fußball-Wunder der vergangenen Jahrzehnte eintritt, in der Zweiten Liga.
Längst laufen auf Schalke die Planungen für diese Spielklasse. Die Hoffnungen, dass der frühere Trainer Ralf Rangnick Sportvorstand wird, hatten sich vor gut zwei Wochen zerschlagen. Es gebe zu viele „Unwägbarkeiten" im Verein, teilte Rangnick mit. Auch andere Kandidaten wollen nicht. Inzwischen ist der kommissarische Sportchef Peter Knäbel zum neuen Sportvorstand berufen worden.