Tabellenletzter Hertha BSC: Ein bisschen Sorge darf schon sein
Hertha BSC ist auf Platz 18 zurückgefallen. Die Pläne sahen anders aus – das macht die Situation für Trainer Covic so kompliziert. Ein Kommentar.
Statistisch ist Hertha BSC schon nicht mehr zu retten. Zum dritten Mal hat der Berliner Fußball-Bundesligist aus den ersten vier Spielen einer Saison nur einen Punkt geholt, bei den beiden Malen zuvor (1979/80 und 1990/91) ist er anschließend abgestiegen.
Aber auch statistisch gibt es für Hertha BSC durchaus noch Hoffnung. 1972 starteten die Berliner sogar mit vier Niederlagen in die Spielzeit – und schafften am Ende den Klassenverbleib. Man muss nach Herthas 1:2-Niederlage in Mainz und dem daraus folgenden Absturz auf den letzten Tabellenplatz also nicht zwingend mit dem Schlimmsten rechnen und gleich in Panik verfallen. Aber ein bisschen besorgt darf man durchaus sein. Weil der Klub und die Mannschaft unter anderen Voraussetzungen und mit anderen Zielen in die Spielzeit gestartet sind.
Aufbruch und Neubeginn – das hatten sie sich bei Hertha in diesem Sommer erhofft. Mit dem neuen Trainer Ante Covic, dem nachgesagt wird, dass er attraktiven Offensivfußball spielen lässt. Mit einem neuen, großzügigen Geldgeber, der den Klub in eine derart luxuriöse finanzielle Situation versetzt hat, wie es sie für die Berliner seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr gegeben hat. Und mit neuen, interessanten und auch teuren Spielern, die einen Zuwachs an fußballerischer Qualität verhießen. Doch statt Aufbruch und Euphorie muss Ante Covic jetzt erst einmal die Ernüchterung moderieren und der aufkommenden Angst begegnen.
Kein Sieg, ein Punkt, nur drei eigene Tore in vier Spielen, dafür schon zehn Gegentore: Von den schönen Plänen des heißen Sommers ist im aufziehenden Herbst wenig geblieben. Es ist die erste große Herausforderung für den an Berufserfahrung noch jungen Trainer, der für das Spiel in Mainz die halbe Mannschaft austauschte. Zu oft kann man so etwas nicht machen, ohne sich dem Vorwurf des Aktionismus auszusetzen.
Die Defensive war deutlich stabiler
Nach zwei 0:3-Niederlagen hintereinander hatte Herthas Trainer in Mainz vor allem Wert auf die nötige Stabilität gelegt. Die Defensive stand am Samstag in der Tat deutlich besser als zuletzt. Covic und seine Maßnahmen wirken also. Aber in der Situation, in der sich Hertha jetzt befindet, kommt eben auch eine emotionale und dadurch irrationale Note hinzu, die die Sache zusätzlich verkompliziert.
Hertha darf sich derzeit durchaus ein bisschen vom Pech verfolgt fühlen. Nach einer guten zweiten Halbzeit in Mainz gelang den Berlinern kurz vor Schluss der verdiente Ausgleich – wenig später aber kassierten sie das 1:2. Natürlich durch Jeremiah St. Juste, der schon nach einer guten halben Stunde vom Platz hätte gestellt werden können. So ist das, wenn man unten steht. Was schieflaufen kann, läuft schief. Hertha sollte deswegen nicht hadern. Hertha sollte sich einfach nur darauf einstellen.
Stefan Hermanns