Eishockey-WM der Frauen: Ein bisschen Rampenlicht
Am Donnerstag beginnt die Eishockey-WM der Frauen. Das deutsche Team hofft auf einen ähnlichen Coup wie vor zwei Jahren. Doch das wird schwer.
Nina Kamenik ist manchmal ein bisschen neidisch. Auf ihre Kolleginnen aus den USA oder Kanada, die ihr Hobby zum Beruf gemacht haben und mit Eishockeyspielen Geld verdienen, teilweise sogar so viel, dass es für ein auskömmliches Leben reicht. „Es wäre schön, wenn das überall so wäre“, sagt die 33-jährige, wohl wissend, dass es bis dahin ein sehr weiter weg ist. Am Donnerstag bestreitet Kamenik, die an der Humboldt-Universität Sport und Englisch studiert, mit der deutschen Frauen-Nationalmannschaft ihr erstes Spiel bei der WM im finnischen Espoo. Schweden wird ab 11.30 Uhr Gegner sein und hierzulande gibt es davon sogar Livebilder. Zwar nur bei Thefan.fm im Internet, aber allein das sorgt beim Deutschen Eishockey-Bund (DEB) schon für Euphorie: „Frauen-Eishockey ist auf dem Vormarsch, gewinnt immer mehr Sympathien und Anhänger“, erklärte DEB-Präsident Franz Reindl in einer Verbandsmitteilung.
Ganz so weit her ist es mit der Popularität aber noch nicht. Seit die deutschen Frauen vor zwei Jahren sensationell ins Halbfinale der WM einzogen, ist es wieder deutlich ruhiger geworden. „Leider hatten wir Olympia 2018 verpasst. Deswegen gab es eine kleine Flaute und es ging mehr um die Männer“, sagt Kamenik. Mit der Mannschaft will sie bei der WM alles tun, um wieder ein bisschen ins Rampenlicht zu rücken. Auch „damit mehr Mädchen Eishockey spielen und überhaupt Bescheid wissen, dass es Frauen-Eishockey gibt.“
Nina Kamenik von den Eisbären spielt bereits ihre neunte WM
Für die Berlinerin Kamenik ist es bereits die neunte WM, die fünfte davon in der höchsten Division. „Wenn man die Atmosphäre schon mal kennen gelernt hat, ist das natürlich ein Vorteil“, sagt sie. Trotzdem sei sie jedes Mal wieder gespannt auf eine WM. Das Turnier in Finnland wird in zwei Gruppen zu je fünf Mannschaften ausgetragen. In der stärkeren spielen die Favoriten, in der schwächeren die Abstiegskandidaten. Darunter auch Deutschland. Mindestens Platz drei in der Gruppe muss erreicht werden, um ins Viertelfinale einzuziehen. Wichtiger ist allerdings der Klassenerhalt. „Wir wollen in jedem Falle oben bleiben, alles andere werden wir dann sehen“, sagt Kamenik.
Auch Bundestrainer Christian Künast will lieber nicht zu weit nach oben schauen: „Meine erste Prämisse ist ganz klar, nicht abzusteigen“, sagt der ehemalige Nationaltorwart und Assistent in Marco Sturms bei Olympia so erfolgreichem Männerteam. Erst seit Ende November ist der 48-Jährige Nationalcoach, eine Frauenmannschaft hatte er vorher noch nie trainiert. „Wir haben in der Vorbereitung gelernt, das umzusetzen, worauf er Wert legt. Jetzt müssen wir sehen, dass wir das aufs Eis bringen, was er verlangt“, sagt Nina Kamenik.
So gut klappte das in den Tests aber noch nicht. Gegen WM-Gruppengegner Frankreich gab es vor ein paar Tagen ein 0:2, davor im Februar bei einem Turnier in Russland drei Niederlagen bei nur zwei eigenen Treffern. „Das sollte man nicht überbewerten. Wir haben schon gezeigt, dass wir auch Tore schießen können“, sagt Nina Kamenik. Wichtig für die WM ist vor allem der Auftakt ins Turnier. Vor zwei Jahren gab es gleich ein 3:1 gegen Schweden und danach spielte sich die Mannschaft selbstbewusst durch das Turnier. Nun geht es wieder gegen die Skandinavierinnen. „Wir wollen natürlich wieder einen richtig guten Start hinlegen“, sagt Nina Kamenik.
Die Spiele werden live im Internet übertragen
In den weiteren Spielen trifft Deutschland auf Japan, Frankreich und Tschechien. Zwei Siege müssen insgesamt wohl her, um sich ein Duell mit einem der großen Teams im Viertelfinale zu verdienen und damit vielleicht auch vor etwas größerem Publikum antreten zu dürfen. „Weil Eishockey in Finnland ja Nationalsport ist, denke ich schon, dass auch einige Zuschauer zu unseren Vorrundenspielen kommen werden. Also in jedem Falle mehr als in der Bundesliga“, sagt Kamenik. Mit den Eisbären hat sie in dieser Saison Platz fünf erreicht und die Play-offs verpasst. Neben ihr sind aus dem Team noch Naemi Bär und Anne Bartsch für die WM nominiert worden.
Zusammen hoffen die Berlinerinnen auf einen versöhnlichen Saisonabschluss. Vielleicht ja wieder mit einem Spiel gegen die Supermächte aus Nordamerika. Auch wenn das wie vor zwei Jahren schon mal böse enden kann. Damals unterlag die Mannschaft den USA im Halbfinale mit 0:11. Um eine wirkliche Chance gegen die besten Spielerinnen der Welt zu haben, muss sich dann doch noch eine ganze Menge tun im deutschen Frauen-Eishockey.