Eishockey-WM: Deutsche Frauen schreiben Geschichte
Die deutschen Eishockeyspielerinnen feiern bei der WM in Plymouth ihren größten Erfolg überhaupt und stehen im Halbfinale. Ein Kommentar.
Im Eishockey geht es normalerweise darum, das letzte Spiel eines Turniers zu gewinnen. Davon hängt ab, ob die eigene Leistung als Erfolg oder Misserfolg bewertet wird. Bei der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft der Frauen darf diese Regel getrost ignoriert werden. Die Mannschaft hat bei der Weltmeisterschaft in Plymouth das Halbfinale erreicht und damit so gut bei einer Endrunde abgeschnitten wie noch nie. Im Duell um den Einzug ins Finale bekommt es das Team von Bundestrainer Benjamin Hinterstocker in der Nacht auf Freitag mit den Gastgeberinnen zu tun. Die Chancen, sich auch in diesem Spiel durchzusetzen, stehen bei etwa eins zu einer Million, so übermächtig sind die US-Amerikanerinnen im Frauen-Eishockey.
Doch auch wenn es in diesem Halbfinale eine Niederlage setzt und anschließend das Spiel um Platz drei verloren wird, sollte das nicht zum Maßstab genommen werden. Was das Team nach der verpassten Olympia-Qualifikation im Februar jetzt in Plymouth mit Siegen über Schweden, Tschechien und erstmals überhaupt Russland vollbracht hat, ist für einen Aufsteiger sensationell.
Das Frauen-Eishockey in Deutschland wird deshalb nicht gleich einen Boom erleben, anders als in Nordamerika wird der Sport hierzulande nur auf Amateurniveau und weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit betrieben. Für die Sportlerinnen ist das schade, aber sie haben sich längst mit ihrer Situation arrangiert. Wer es schafft und es sich leisten kann, spielt in den USA oder Kanada – oft im Rahmen eines Studiums. Und zuweilen gibt es eine Sternstunde wie aktuell im Nationalteam. Dabei muss es bei dieser WM ja noch nicht die letzte gewesen sein – so unwahrscheinlich es auch klingen mag.