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Die deutschen Spieler freuen sich über den hohen Sieg.
© AFP

34:22 bei der EM gegen Österreich: Ein bisschen Frieden im deutschen Handball

Das deutsche Team steht durch den Erfolg im Spiel um Platz fünf - und beendet für den Moment die Debatte um Bundestrainer Christian Prokop.

Es ist ein offenes Geheimnis, dass Deutschlands Handball-Nationalspieler am Donnerstag liebend gern die Reise Richtung Stockholm angetreten hätten – jedenfalls unter gewissen Voraussetzungen. In der schwedischen Hauptstadt findet nach Zwischenstopps in Trondheim und Wien der letzte Akt der Drei-Länder-Europameisterschaft statt, für die Halbfinals und das Endspiel wird extra ein 22 000 Besucher fassendes Fußballstadion umfunktioniert.

Wer das WM-Achtelfinale 2017 mit französischer Beteiligung vor 25 000 Fans in Lille miterlebt hat, der ahnt bereits: Es dürfte ein nettes Spektakel werden.

Seit Montagabend ist klar, dass das Spektakel definitiv ohne deutsche Beteiligung steigt. Durch die Niederlage Weißrusslands gegen Spanien unmittelbar vor dem abschließenden Abendspiel hatte es sich auch mit den letzten theoretischen Hoffnungen auf den Halbfinaleinzug erledigt. Nach einem 34:22 (16:13)-Sieg gegen Österreich erreichte die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) immerhin die Platzierungsrunde in Stockholm, bei der die Ränge fünf und sechs ausgespielt werden.

Ob sich die ohnehin schwer belasteten Nationalspieler, die noch bis 29. Dezember ausnahmslos in der Bundesliga aktiv waren, wirklich darüber freuen, darf zumindest bezweifelt werden – obwohl das selbstverständlich keiner von ihnen öffentlich einräumen würde.

Vor dem Nachbarschaftsduell gegen Mitgastgeber Österreich hatte die Diskussion um Bundestrainer Christian Prokop zum x-ten Mal in seiner Amtszeit Fahrt aufgenommen, verstärkt nicht zuletzt durch DHB-Vizepräsident und Füchse-Chef Bob Hanning. „Es wird sich zeigen, was diese Mannschaft mit ihrem Trainer macht. Österreich in Wien ist der beste Gegner, um all diese Fragen zu überprüfen“, hatte Hanning zu Protokoll gegeben und den Druck auf Spieler sowie Trainer damit erhöht.

Johannes Bitter zeigt seine ganze Klasse

Es ging also gewissermaßen um das große Ganze, um die Zukunft von Bundestrainer Prokop und die grundsätzliche Frage: Wie verkaufen sich die Deutschen bei ihrem vorletzten Auftritt in der Wiener Stadthalle? Als funktionierende Einheit wie zuletzt gegen Kroatien? Oder doch eher als lustloser Haufen wie etwa gegen Spanien oder Lettland?

Prokops Team zeigte von Beginn an eine seriöse, motivierte Leistung. Allerdings geriet sie zunächst mit 2:4 in Rückstand. Jeder Ballverlust, und davon gab es in der Anfangsphase einige zu sehen, wurde von den österreichischen Fans lautstark bejubelt. Im weiteren Verlauf sorgten die Deutschen allerdings für klare Verhältnisse. Torhüter Johannes Bitter, nach wenigen Minuten für Andreas Wolff eingewechselt, zeigte in seinem 150. Länderspiel seine ganze Klasse und kaufte den Österreichern allein in Halbzeit eins sieben Bälle ab.

Auf der anderen Seite bestätigte vor allem Rechtsaußen Timo Kastening seine starke Form. Kurz vor der Pause traf er zur ersten Vier-Tore-Führung (16:12).

Nach dem Seitenwechsel verteidigte Prokops Team den Vorsprung nicht nur, sondern baute ihn souverän und beständig aus. Die Österreicher mit den Bundesliga-Legionären Nikola Bilyk (THW Kiel), Raul Santos (DHfK Leipzig) und Robert Weber (HSG Nordhorn) kamen zu keinem Zeitpunkt auf weniger als besagte vier Tore zur Pause heran.

Spätestens nach Kastenings Treffer zum zwischenzeitlichen 26:18 nach 45 Minuten war die Begegnung entschieden. Kurz vor Schluss traf Jannik Kohlbacher zum 34:22-Endstand – ein Resultat, das im deutschen Lager zumindest für ein bisschen Ruhe und Frieden in den nächsten Tagen sorgen sollte.

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