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Hängende Köpfe: Nach der Niederlage gegen Kroatien machte sich bei den deutschen Spielern wie Timo Kastening Enttäuschung breit.
© Robert Michael/dpa

24:25-Niederlage gegen Kroatien: Die deutschen Handballer stehen vor dem EM-Aus

Im wohl entscheidenden Hauptrundenspiel um den Einzug ins Halbfinale spielt das deutsche Team lange stark. Doch am Ende siegt Kroatien.

Die Wiener Stadthalle war überraschenderweise in deutscher Hand. Dabei leben 71 000 Kroaten in Österreich, allein 21 000 haben ihren Wohnsitz in der Hauptstadt des Landes – und ein sehr beträchtlicher Teil von ihnen pilgerte Samstagabend auch in die Arena, um den Handball-Nationalspielern ihrer Heimat beim Klassiker gegen Team Germany die Daumen zu drücken.

Die große und lautstarke Delegation, die mittlerweile aus Deutschland in Wien eingetroffen ist, musste sich trotzdem nicht verstecken, im Gegenteil. Sie nahm den inoffiziellen Wettbewerb um die höchste Dezibel- Zahl lange vor dem Anpfiff auf und hatte leichte akustische Vorteile.

Eine Sechs-Tore-Führung reicht den deutschen Handballern nicht

Auf dem Feld verhielt es sich mit den Kräfteverhältnissen ähnlich spannend und umkämpft wie auf den Tribünen. Im zweiten Hauptrundenspiel der Europameisterschaft lieferten sich deutsche und kroatische Handballer eine formidable Schlacht – mit dem schlechteren Ende für die Mannschaft von Bundestrainer Christian Prokop, die phasenweise schon mit sechs Treffern geführt hatte: Durch die zweite Niederlage im fünften Turnierspiel, einem denkbar knappen und nicht minder bitteren 24:25 (14:11), sind auch praktisch alle Halbfinalhoffnungen der DHB-Auswahl dahin.

Prokops Team ließ sich von der prächtigen Atmosphäre anstecken und erwischte einen guten Start gegen die favorisierten und vormals ungeschlagenen Kroaten: Kai Häfner erzielte beim 3:2 die erste Führung (6.). In der Folge erinnerte die Begegnung an das letzte Aufeinandertreffen vor einem Jahr bei der WM in Köln: Sie war von hoher körperlicher Intensität und taktischen Winkelzügen geprägt, erwartungsgemäß dominierten die Abwehrreihen das Geschehen. Dass auch die Kroaten nicht frei von Nervosität waren, zeigte sich allein an der Tatsache, dass sie nach zehn Minuten bereits zwei Mal von der Siebenmeterlinie gescheitert waren.

Nachdem der bislang glücklose Uwe Gensheimer drei Kontertore in Folge zum zwischenzeitlichen 8:5 erzielt hatte, sah sich Kroatiens ebenso legendärer wie aufbrausender Trainer Lino Cervar zu einer Auszeit gezwungen. Die Maßnahme zeigte nur bedingt Wirkung: Obwohl sich die DHB-Auswahl mit ihrer extrem aggressiven Verteidigung immer wieder selbst dezimierte, konnte sie den Vorsprung halten und mit einer Drei-Tore-Führung (14:11) in die Kabine gehen.

Andererseits waren die Kroaten auch keine Kinder von Traurigkeit: Zur Pause hatten die Unparteiischen bereits neun Zwei-Minuten-Strafen verteilt, sechs davon für das deutsche Team.

Nach dem Seitenwechsel stand die Defensive nicht mehr so verlässlich wie noch zu Beginn; selbst der in Halbzeit eins überragende Keeper Andreas Wolff bekam zunächst deutlich weniger Bälle zu fassen. Beim 20:21 war Kroatien wieder in Schlagdistanz – nun beantragte Prokop folgerichtig ein Time-Out. Es wurde nicht besser: gegen die neu formierte, ultraoffensive Abwehr des Gegners fanden die Deutschen weiterhin kaum zielführende Lösungen.

In der Schlussphase war es allein Andreas Wolff zu verdanken, dass die Kroaten mehrfach die Chance zu ihrer ersten Führung seit dem 1:0 vergaben. 80 Sekunden vor dem Ende war es dann Igor Karacic, der die Deutschen mit seinem Treffer zum 25:24-Endstand so gut wie aus dem Turnier beförderte.

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