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Da geht’s lang. Pal Dardais Team hat wieder einen Matchball.
© dpa

Hertha BSC: Eigentlich kann nichts schiefgehen – oder doch?

Am letzten Spieltag kann Hertha BSC noch auf den Relegationsplatz abrutschen, doch dafür müsste einiges zusammen kommen. Vier Gründe dafür und dagegen, dass Hertha schon heute den Klassenerhalt perfekt macht.

Wir nennen vier Gründe, warum Hertha BSC heute den Klassenerhalt perfekt macht – und vier, warum die Berliner noch auf den Relegationsplatz abrutschen.

DIE KONSTELLATION

Auch vor dem Saisonfinale gilt, was in den vergangenen Wochen gegolten hat: Hertha hat alles in eigener Hand. „Wir haben eine sehr gute, eine super Ausgangsposition“, sagt Trainer Pal Dardai. Nicht mal eine Niederlage in Hoffenheim führt zwangsläufig zum Absturz auf den Relegationsplatz.

DIE DEFENSIVE

Zum Glück muss Hertha nicht zwingend Tore schießen, um sicher in der Liga zu bleiben. Das Angriffsspiel stockt in der Rückrunde bedenklich. In den jüngsten fünf Spielen gelang den Berlinern nur ein Treffer, dafür steht die Abwehr weitgehend stabil. Dardai hat den Fokus eindeutig auf die Defensive gelegt – das könnte sich auch heute auszahlen. „Wir wissen, was unsere Stärke ist“, sagt Herthas Trainer. „Selbst als wir dreimal hintereinander verloren haben, hat man die taktische Ordnung und Disziplin gesehen.“ In den bisherigen 14 Spielen unter Dardai kassierte Hertha nur zwölf Gegentore; in jeder zweiten Begegnung spielte die Mannschaft zu null.

DIE STATISTIK

Könnte es für das Finale einen besseren Gegner geben als Hoffenheim? Von den bisherigen vier Auswärtsspielen bei der TSG hat Hertha nur eins verloren. Zudem kassierten die Berliner unter Dardai nie mehr als zwei Gegentore. Mit zwei Toren Unterschied haben sie nur gegen den SC Freiburg (in Dardais erstem Heimspiel als Trainer) verloren und vor zwei Wochen bei Borussia Dortmund, jeweils 0:2.

UNMOTIVIERTE HOFFENHEIMER

Mag sein, dass es ein Segen ist, in dieser Phase der Saison gegen Bayern München spielen zu dürfen. Eine Strafe aber ist es ganz sicher auch nicht, in dieser Phase gegen Hoffenheim spielen zu müssen. Für den Traditionsverein aus dem Kraichgau geht es um nichts mehr, die Europa League ist außer Reichweite. Trainer Markus Gisdol sagt sogar: „Es ist eine gewisse Enttäuschung da.“ Von den vergangenen neun Pflichtspielen hat die TSG nur eins gewonnen. Dazu gibt es deutliche Zeichen für zunehmende Lustlosigkeit: In den beiden jüngsten Begegnungen hat die Mannschaft ihre schwächsten Laufleistungen der Saison abgeliefert. Und ein Sieg mit mindestens zwei Toren Unterschied (durch den es für Hertha kritisch werden könnte), ist ihr zuletzt vor mehr als zwei Monaten (3:0 gegen den HSV) geglückt.

Was dagegen spricht, dass Hertha heute den Klassenerhalt schafft

UNBESCHWERTE HOFFENHEIMER

Wieder einmal geht für die TSG eine enttäuschende Saison zu Ende. Auch im siebten Jahr ihrer Bundesligazugehörigkeit schaffen es die Hoffenheimer nicht in den Europapokal – da sollte man doch wenigstens versuchen, den frustrierten Eventfans mit einem finalen Heimsieg und einem Torfestival noch einen versöhnlichen Abschluss zu bieten. Die TSG kann gegen Hertha BSC frei aufspielen. Dass sie in der Lage ist, sich an sich selbst zu berauschen, hat das Hinspiel gegen Hertha gezeigt. Da siegten die Hoffenheimer 5:0. Es war der höchste Sieg in ihrer Bundesligageschichte.

DER TREND

So schwach wie die aktuelle Bilanz der Hoffenheimer ist auch die aktuelle Bilanz der Berliner. Der Trend ist gerade jedenfalls nicht ihr Freund. Sechs Spiele ist Hertha schon ohne Sieg. Sechs Matchbälle hat die Mannschaft vergeben, mit denen sie vorzeitig alles hätte klarmachen können; der siebte muss jetzt sitzen. „Die Big Points, die wir holen müssen, haben wir alle eingefahren“, sagt Manager Michael Preetz. Aber um welchen Preis? Trainer Dardai hat in den ersten Wochen seiner Amtszeit das Gaspedal bis zum Anschlag durchgetreten, jetzt scheinen die Berliner mit Schrecken festzustellen, dass die Reifen schon arg abgewetzt sind und der Tank fast leer ist. Vielleicht reicht es gerade noch, um über die Ziellinie zu rollen, vielleicht aber auch nicht. Vor dem Spiel in Hoffenheim hat Hertha BSC zum ersten Mal etwas zu verlieren, nachdem die Situation zuvor immer noch recht komfortabel war.

DIE DEFENSIVE

In Sinsheim fehlt John Anthony Brooks wegen seiner fünften Gelben Karte. Damit ist die Innenverteidigung, die erheblich zur Stabilität in der Defensive beigetragen hat, im finalen Saisonspiel auseinandergerissen. Unter Dardais Regie standen Brooks und Sebastian Langkamp in elf Spielen zusammen in der Viererkette, dabei kassierte Hertha ganze acht Tore. Vermutlich wird John Heitinga in die Startelf rücken. Unabhängig davon, dass ihm die Spielpraxis fehlt: Seine Bilanz fällt deutlich schlechter aus. In ebenfalls elf Spielen, in denen er als Innenverteidiger auf dem Feld stand, fielen 17 Gegentore.

DIE KONSTELLATION

Ist die Konstellation wirklich so verrückt und unwahrscheinlich, wie sie es auf den ersten Blick erscheinen mag? Dass Stuttgart in Paderborn gewinnt, ist nach den Eindrücken der vergangenen Wochen alles andere als ausgeschlossen. Gut, Hannover und Freiburg werden es nicht von vornherein auf ein Unentschieden anlegen – aber was passiert, wenn beide die Kunde erreicht, dass Hoffenheim tatsächlich mit zwei Toren Vorsprung in Führung liegt? Hieße das nicht für beide Mannschaften: Jetzt bloß kein Risiko mehr? Vor allem eins aber macht die Fans von Hertha BSC stutzig: Die Tatsache, dass eigentlich nichts mehr schief gehen kann, spricht dafür, dass genau das passieren wird.

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