Hertha BSC im Abstiegskampf bei der TSG Hoffenheim: John Heitinga vor der Rückkehr in die Startelf
Ins Saison-Endspiel geht der Berliner Bundesligist Hertha BSC mit John Heitinga – obwohl der nicht das hielt, was sich der Klub von ihm versprochen hatte. Beide werden sich Gedanken machen müssen, wie es künftig weitergeht.
Vielleicht endet für Hertha die ganze vermaledeite Spielzeit, wie sie begonnen hat. Mit einem Unentschieden. Mehr kann der geneigte Fan auch nicht erwarten, wenn Berlins Fußball-Bundesligist am Sonnabend bei der TSG Hoffenheim zum Finale antritt. Käme es so, also würde Hertha einen Punkt ergattern können, hielten die Berliner die Klasse. Das wäre, gemessen am ausgegebenen Ziel, zwar weniger als erwartet, aber mehr als zwischendrin befürchtet werden musste. Mit dem Ergebnis Klassenerhalt würde aus einer schwachen Spielzeit auch keine gute mehr werden, zumindest wäre der ungünstige Fall, der dritte Abstieg in fünf Jahren, abgewendet.
Und was für Hertha BSC im Allgemeinen, gilt für John Heitinga im Speziellen. Beide sind sie ambitioniert in die Saison gestartet; Hertha wollte sich etablieren, also breitmachen in der Bundesliga, und Heitinga, der Vize-Weltmeister von 2010 aus den Niederlanden, wollte es im Herbst seiner Karriere noch einmal wissen, nachdem er im vorigen Sommer mit dem Premier-League-Klub FC Fulham gerade abgestiegen war.
Doch den Beiden ist gewaltig etwas dazwischen gekommen. Hertha schluckte ziemlich naive und insgesamt viel zu viele Gegentore, was dem Innenverteidiger Heitinga nach gerade mal einem Drittel der Spielzeit den Stammplatz kostete. Seit dem 13. Spieltag hat Heitinga nur noch läppische 80 Minuten im Wettkampf gestanden, aufgeteilt in zwei Kurzeinsätzen der Rückrunde. Aber gerade auf ihn, den 31-Jährigen, der schon als Fehlgriff galt, könnte noch einmal eine tragende Rolle zulaufen.
Viele Experimente kann sich Herthas Trainer nicht leisten
Da der festgespielte Innenverteidiger John Anthony Brooks eine Gelbsperre abzusitzen hat, könnte Herthas Edel-Reservist zum Einsatz kommen. Und das, obwohl Trainer Pal Dardai in Jens Hegeler und Fabian Lustenberger über zwei Alternativen verfügt. An Hegeler hatte Heitinga im Herbst seien Stammplatz verloren. Dass Hegeler gar kein Verteidiger, sondern eigentlich Mittelfeldspieler ist, sagt einiges über Herthas Umstände und Heitingas Zustände. Für Lustenberger, der eine Vergangenheit in der Verteidigung hat, müsste Dardai auch noch sein defensiv-zentrales Mittelfeldpaar umbesetzen, was nach den Umbauten in hinterster Linie heikel wäre.
„Wenn sich im Training einer richtig angeboten hat, dann John“, sagt Dardai. Und überhaupt: Viele Experimente kann sich Herthas Trainer nicht leisten, dafür steht zu viel auf dem Spiel. Man wisse, was man gut könne und was nicht. Ordnung und Disziplin haben die Defensive stabiler gemacht als in der Hinrunde. Nach vorn geht dafür nicht so viel. Auch gegen Hoffenheim wird Hertha daher versuchen müssen, ein unbequemer Gegner zu sein, der wenig Torchancen zulässt. Insofern könnte viel davon abhängen, wie gut Heitinga im Verbund mit dem gesetzten Innenverteidiger Sebastian Langkamp und dem vor ihnen positionierten Sechserpaar harmoniert.
Heitingas Wettkampfdaten stimmten lange nicht
„John ist ein vorbildlicher Profi, gibt in jeder Trainingseinheit immer vollen Einsatz. Auch als er in Dortmund reingekommen ist, hat er seine Sache sehr gut gemacht“, sagt Dardai. Was er nicht sagt, das Heitingas Wettkampfdaten (Zweikampfquote, Sprintvermögen) lange nicht stimmten. Doch Dardai nimmt’s pragmatisch: „Ich habe volles Vertrauen in John, er ist so erfahren, ein ganz starker Typ.“
Auch auf solche Qualitäten könnte es ankommen, wenn sich Herthas Lage im Verlaufe der zeitgleichen Konkurrenzspiele nicht verbessert. „Wir müssen noch einmal alle ans Limit gehen“, sagt Dardai. Dass es für die Hoffenheimer um nichts mehr geht, wolle Herthas Trainer weder als Vorteil noch als Nachteil auslegen. Viel wichtiger sei es, dass seine Mannschaft ihre Stärken durchbringe.
„Selbst wenn alles schief geht“, wie es Pal Dardai sagt, also Hertha doch noch auf den Relegationsplatz abrutschen würde, „haben wir noch einmal zwei Relegationsspiele. Wenn wir uns dann retten, ist es auch gut.“
Wie gut es für Hertha und John Heitinga am Sonnabend auch laufen mag, beide werden sich Gedanken machen müssen, wie es künftig weitergeht. Hertha im Allgemeinen und Heitinga im Speziellen. Der Vertrag zwischen den Beiden läuft bis 2016; unterschrieben bevor die vermaledeite Spielzeit angefangen hat.