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Beim DFB in Frankfurt am Main gab es zuletzt wenige positive Nachrichten.
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Update

Der DFB und die WM-Affäre: Dunkle Saubermänner

Der Deutsche Fußball-Bund bekommt nach weiteren Korruptionsvorwürfen ein Glaubwürdigkeitsproblem.

Von Johannes Nedo

Es ist ein Hochglanz-Projekt, das der Deutsche Fußball-Bund (DFB) sich leistet. 2018 soll in Frankfurt am Main ein Leistungszentrum für die größten Fußballtalente des Landes entstehen: die DFB-Akademie. Und nicht nur mit den Kosten von mindestens 109 Millionen Euro lehnt der Verband sich weit aus dem Fenster. Der DFB bewirbt die Akademie als „Wissensspeicher, Schulungszentrum, Service Point und Kreativwerkstatt“. Das Projekt passt ganz zum Selbstbild des größten nationalen Sportverbands der Welt.

Der DFB sieht sich als innovativ, vorbildhaft und überaus populär – nicht umsonst beginnt ein Imagefilm über die Akademie mit dem Satz: „In der Welt gefeiert, in Frankfurt zu Hause.“ Doch die Fassade vom hervorragend organisierten und blitzsauberen Verband bröckelt gewaltig. Der DFB bekommt ein Glaubwürdigkeitsproblem.

Denn in der Affäre um die möglicherweise gekaufte WM 2006 in Deutschland gibt es immer neue Hinweise, die den DFB als Organisation darstellen, die zwar innovativ vorging – das aber auch beim Verschleiern von Schmiergeld. Als Organisation, die die ungeschriebenen Gesetze der korrupten Fußballwelt um deren einstigen Herrscher Joseph Blatter annahm, um damit eigene Ziele zu erreichen. Ohne Rücksicht darauf, dass diese Regeln in der Realität als Bestechung bezeichnet werden.

Der ehemalige DFB-Präsident Wolfgang Niersbach musste im Zuge der Affäre bereits zurücktreten. Auch Franz Beckenbauer, der damalige Chef des WM-Organisationskomitees, geriet mit seinem Kumpan Fedor Radman unter Druck. Die Vorwürfe um angebliche Schmiergeldzahlungen rund um das Sommermärchen konnte die DFB-Führung bisher gut auf Verfehlungen weniger Funktionäre schieben. Nun aber zeigt sich offenbar, dass es nicht nur Niersbach war, der Informationen nicht weitergab. Oder nicht nur Beckenbauer und Radman, die mit seltsamen Entwürfen für Hilfsverträge zu zwielichtigen Fifa-Vertretern in die Karibik flogen.

Beim Hochglanz-Projekt „Wie bekommen wir die WM 2006?“ steckte womöglich weitaus mehr Methode hinter den dunklen Bemühungen als bisher angenommen. So haben die bisherigen internen Ermittlungen der Wirtschaftskanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer ergeben, dass der DFB auf Drängen des Weltverbands Fifa eine mysteriöse Afrika-Hilfe von sieben Millionen Euro zahlte. Offiziell für Bolzplätze, inoffiziell als Ausgleich für den Sieg gegen Südafrika bei der Abstimmung um die WM 2006. Außerdem ist in Niersbachs Vorzimmer eine Liste mit Schmiergeldzahlungen des ehemaligen Fifa-Marketingpartners ISL aufgetaucht, die nach dem ISL-Prozess im Jahr 2012 veröffentlicht wurde. Auch dort gibt es jedoch mindestens eine fragwürdige Überweisung von 250 000 Euro. Und das soll noch längst nicht alles gewesen sein.

Als zuletzt bei der Fifa Korruption in größtem Ausmaß aufgedeckt wurde, waren die DFB-Funktionäre die Ersten, die diese Praktiken aufs Schärfste verurteilten. Vieles deutet nun darauf hin, dass sich die Deutschen auf dieses Fifa-Spiel einließen – und dass sie obendrein eine Kultur der Vertuschung etablierten. Selbstbild und Fremdbild passen beim DFB nicht mehr zusammen.

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