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Nach der 16. Etappe postete Pawel Poljanski dieses Foto seiner Beine.
© Instagram/Pawel Poljanski

Tour de France: Dreitausend Kilometer in den Beinen

Ein Foto von Pawel Poljanski zeigt die extreme Belastung für die Fahrer bei der Tour. Gesund ist das nicht, sagt ein Sportmediziner.

Die 3000-Kilometer-Marke haben die Fahrer bei der Tour de France am Mittwoch geknackt. Seit fast drei Wochen rollen die Radprofis durch Frankreich, durch Flachland, Pyrenäen und über die Alpen. Das hinterlässt Spuren. Die Strapazen lassen sich für Hobbyradler und Fernsehzuschauer nicht einmal erahnen, der polnische Fahrer Pawel Poljanski hat die extreme Belastung für den Körper am Dienstag mit einem Foto sichtbar gemacht. Nach der Etappe nach Romans-sur-Isère postete der Radprofi aus dem deutschen Team Bora-hansgrohe eine Aufnahme seiner Beine, die „etwas müde“ aussähen, bei Instagram.

Pawel Poljanski beim Prolog in Düsseldorf.
Pawel Poljanski beim Prolog in Düsseldorf.
© REUTERS/Benoit Tessier

Das ist sehr vorsichtig ausgedrückt. Die Venen stechen aus den dünnen Gliedmaßen des 27-Jährigen deutlich hervor. Die Haut ist von der Sonne verbrannt. Ober- und Unterschenkel sehen ausgemergelt aus. In den Sozialen Netzwerken ist danach eine Diskussion darüber entbrannt, wie gefährlich die Belastung bei der Tour für den menschlichen Körper ist.

„Normal ist das natürlich nicht“, sagt der Berliner Sportmediziner Thorsten Dolla. Leistungssport sei kein Gesundheitssport und bringe die Athleten an ihre Grenzen. „Aus gesundheitlicher Sicht kann ich niemandem empfehlen, in drei Wochen mit dieser Intensität 3000 Kilometer Fahrrad zu fahren“, sagt Dolla. Selbst für einen Radprofi sei das Foto aber extrem und eine Ausnahme.

Grundsätzlich sei es nicht verwunderlich, dass die Venen bei Hochleistungssportlern sehr deutlich zu sehen sind. Das hat vor allem mit der Durchblutung der Muskeln zu tun. Im Vergleich zu Hobbysportlern wird bei professionellen Athleten während der Belastungsphase etwa doppelt so viel Blut in die Beine gepumpt. Zudem haben sie einen sehr niedrigen Körperfettanteil, was durch den erhöhten Flüssigkeitsverbrauch bei der Tour noch verstärkt wird. Bei einer solchen Belastung sei es nicht einfach, den Energie- und Wasserhaushalt zu decken, sagt Dolla. Er vermutet, dass Poljanski seit Beginn der Rundfahrt deutlich an Gewicht verloren hat.

Keine Anzeichen für Doping

„Anders als die Sprinter, die dicke, muskulöse Oberschenkel haben, müssen die Bergfahrer sehr leicht sein, um die Steigungen schnell hoch zu fahren“, sagt Dolla. Der ehemalige US-Radprofi Tyler Hamilton, der einer der wichtigsten Helfer von Lance Armstrong war und später wegen Dopings gesperrt wurde, schrieb in seinem Buch „The secret race“, dass er vor der Frankreich-Rundfahrt regelmäßig so viel abnahm, dass er nicht mehr ohne Schmerzen auf einem Holzstuhl sitzen konnte.

Sprinter Marcel Kittel hat deutlich muskulösere Waden.
Sprinter Marcel Kittel hat deutlich muskulösere Waden.
© David Stockman/BELGA/dpa

Die Kombination aus wenig Fett, starker Durchblutung und Dehydrierung führt dann zu der auffälligen Ausprägung der Venen, die nach den Etappen zu sehen ist. Poljanski ist dabei zwar ein Extrem-, aber kein Einzelfall. Vor drei Jahren veröffentlichte das Sky-Team von Tour-Titelverteidiger Chris Froome ein Foto, auf dem dessen Venen ebenfalls sehr deutlich hervorstechen. Ähnliche Bilder gibt es auch von anderen Radprofis.

Weitreichende Schlüsse sollte man beim Anblick von Poljanskis Beinen aber nicht ziehen. „Anzeichen für Doping kann man auf einem Foto nicht erkennen“, sagt Dolla. Auch über eventuelle Langzeitschäden könne man keine Aussagen treffen. Gesund ist eine Tour de France aber mit Sicherheit nicht.

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